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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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sicher würde Dorothee alles tun, um ihren Bruder zu beschützen. Nach der kleinen Begegnung mit Sarah kann ich das auch durchaus verstehen, denn jetzt ist mir klar, was Daniels Schwester mit ihrer Andeutung gemeint hat, dass er es verdient hat, glücklich zu sein. Argh! Was für eine ausweglose Situation, mir muss einfach endlich was einfallen! Aber egal, wie ich es drehe und wende, mir will einfach keine gescheite Lösung in den Sinn kommen. Mein Wunschzettel, der noch immer in Kikis Schreibtisch liegt, scheint seinen Job auch nicht richtig ernst zu nehmen, denn das Wunder, auf das ich warte, bleibt schlicht und ergreifend aus.
    Am Samstagnachmittag, während Daniel im Wohnzimmer HSV gegen Werder Bremen guckt – zwischendurch höre ich ihn immer mal wieder laut aufschreien und fluchen –, hole ich
    den Zettel noch einmal heimlich hervor, um sicherzugehen, dass ich beim Aufschreiben nicht schon wieder einen dämlichen Fehler gemacht habe und deshalb vergebens auf die Hilfe der Anziehungsgesetze warte.

    Ich bin mit Daniel Unverzagt zusammen. Mittlerweile weiß er, dass ich Maike Schäfer heiße, und findet das völlig okay.

    Ich lese den Satz wieder und wieder, vermag aber nichts zu finden, was ich falsch formuliert haben könnte. Keine negative Aussage, kein gar nichts – was also bitte treibt das Universum da draußen? Ist es etwa mit wichtigeren Fällen beschäftigt? »Hallo, Universum«, blöke ich es an, »ich kann mir nicht vorstellen, dass es etwas Wichtigeres gibt, als dafür zu sorgen, dass der Mann, den ich liebe, mich nicht wieder verlässt!« Ich zögere einen kurzen Moment, dann gehe ich im wahrsten Sinn des Wortes auf die Knie. Ich knie auf dem Boden in Kikis Büro, habe die Hände wie zum Gebet gefaltet und flüstere vor mich hin: »Bitte, bitte! Erfüll mir diesen einen Wunsch! Ich wünsche es mir so sehr!« Einen Augenblick lang verharre ich in dieser Position, dann stehe ich wieder auf.
    So, jetzt habe ich dem Universum aber wirklich gezeigt, wie verzweifelt ich bin und wie dringend ich seine Hilfe brauche, finde ich. Wenn es nun nicht in die Hufe kommt, dann … ja, dann weiß ich auch nicht. Ich setze mich an Kikis Schreibtisch und betrachte seufzend meinen Wunsch.
    »Kiki, wo bist du denn?«, höre ich Daniel quer durch die Wohnung brüllen.
    »Im Büro«, rufe ich und verstaue meinen Wunschzettel eilig in der Schublade.
    »Was machst du denn da?«
    »Räume hier vorn nur ein bisschen für nächste Woche auf, ich komme gleich!«
    »Beeil dich«, tönt es zurück, »hier gibt’s gleich ein Elfmeterschießen, das ist spannend!«
    Ich schließe die Augen und lehne mich auf Kikis Bürostuhl zurück. Kann es nicht einfach so bleiben? So ein ganz normales Wochenende bei einem ganz normalen Pärchen, der Kerl guckt Fußball, sie räumt ein bisschen auf (okay, das ist jetzt ein heftiges Klischee – aber in meiner momentanen Lage kommt es mir vor wie der Himmel auf Erden), und beide genießen einfach die Zweisamkeit? Mehr will ich doch gar nicht, das ist alles, was ich mir wünsche!
    Ich höre die Türklingel vorn in der Wohnung und fahre zusammen. Hektisch springe ich auf, jetzt bloß kein Spontanbesuch von irgendwelchen Leuten, die mich kennen!
    »Ist für mich«, ruft Daniel mir zu, »ich hab mir ’ne Pizza bestellt, du wolltest ja nichts.«
    Ich halte in meinem Sprint inne, was für ein Glück, nur das Pizzataxi.
    »Nee, doch nicht«, erklingt Daniels Stimme eine Minute später, »hier will jemand zu ’ner Maike.«
    Maike?! Ich haste wieder los und stürze in den Flur. Kaum bin ich angekommen, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Gunnar! Gunnar? Was zum Teufel will Gunnar hier? Ehe ich etwas sagen kann, kommt Gunnar auf mich zugestürzt und rennt dabei fast den verdatterten Daniel um, der sich mit einem schnellen Sprung zur Seite rettet.
    »Maike!«, ruft Gunnar aus und hat mich im selben Moment schon in seine Arme gerissen.
    Er vergräbt seinen Kopf an meiner Schulter, und an ihm vorbei registriere ich das sehr, sehr verwunderte Gesicht meines Freundes. Ein Fragezeichen ist nichts dagegen, an seinem Blick kann ich komplette Ratlosigkeit ablesen. Ich dagegen bin wie zur Salzsäule erstarrt, eine Art Schreckstarre hat von mir Besitz ergriffen. Noch dazu hält Gunnar mich dermaßen fest
    umklammert, dass ich mich ohnehin nicht rühren könnte. Also, selbst wenn ich es könnte.
    »Maike«, schluchzt er jetzt, und ich wünschte, er würde diesen vermaledeiten Namen nicht noch einmal

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