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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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das alles schrecklich für dich ist.«
    »Schon gut«, beruhige ich sie, »fang lieber nicht damit an, heute geht’s mir zum ersten Mal ein kleines bisschen besser, und ich will nicht sofort wieder in Tränen ausbrechen.« Tatsächlich spüre ich, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet, den ich aber tapfer runterschlucke.
    »Okay«, Nadine lächelt etwas hilflos, »ich halte schon den Mund.«
    »Gut.« Wir setzen uns hinter den Tresen.
    »Viel verpasst hast du hier allerdings nicht«, erzählt sie. »Eigentlich ist alles wie immer, außer dass es momentan wirklich ziemlich gut läuft.«
    »Ja«, sage ich, »hab schon gemerkt, dass der Jahrhundertsommer wohl ausbleibt.«
    »Gott sei Dank!«, seufzt Nadine, »zwischendurch hab ich nämlich echt mal Bammel gehabt, dass Roger bald gar keine
    Aushilfen mehr braucht und mich rausschmeißt. Das wäre echt eine Katastrophe!«
    »Wieso?«, wundere ich mich »Du hängst doch eh nicht so an dem Job. Familienplanung, weißt du noch?« Nadine nickt. Und auf einmal kullert ihr eine Träne aus dem rechten Augenwinkel. Ich beuge mich vor und nehme ihre Hände in meine. »Was ist denn los?«
    Anstelle einer Antwort schüttelt Nadine nur stumm den Kopf. Und bricht dann in Tränen aus. »Tut mir leid«, stammelt sie unter Schluchzen, »ich … ich …«
    »Jetzt beruhig dich erst einmal«, sage ich und reiche ihr ein Tuch aus der Kleenex-Box auf dem Tresen.
    Nadine schneuzt sich geräuschvoll die Nase. »Danke«, sagt sie und schneuzt sich noch einmal.
    »Also, was ist denn überhaupt los?«, will ich wissen.
    »Ralf ist ausgezogen«, platzt Nadine heraus. »Letzte Woche.«
    »Bitte, was?« Ich glaube, ich habe mich verhört. »Wieso das denn?«
    Nadine zuckt mit den Schultern. »Schätze, er hat mich verlassen«, stellt sie dann mit einem schiefen Grinsen fest. Schon wieder stehen ihr neue Tränen in den Augen, und mir verschlägt es fast die Sprache. Aber nur fast.
    »Warum denn nur? Was ist passiert, habt ihr euch gestritten, habt ihr …«
    »Nicht wirklich«, meint Nadine.
    »Er ist doch nicht einfach so gegangen«, rege ich mich auf, »dafür muss es doch einen Grund geben!«
    »Ja, sicher gibt es einen Grund«, erklärt sie jetzt und sitzt wie ein kleines Häufchen Elend vor mir. »Ralf hat vor sechs Wochen seinen Job verloren.«
    »Wie bitte?« Hier kommt ja eine Hiobsbotschaft nach der nächsten!
    Wieder nickt Nadine. »Sie haben ihn kurz vor Ablauf der Probezeit einfach rausgeschmissen.«
    »Scheiße!« Ich erinnere mich noch gut daran, wie happy Nadine war, als sie mir vor einem halben Jahr erzählte, dass Ralf jetzt seinen Traumjob als Techniker bei einer Computerfirma ergattert hat. »Er ist da Leiter des Serviceteams«, hatte Nadine stolz berichtet, »und muss sich endlich nicht mehr wie in seinem alten Job rumschubsen lassen.«
    Wieder nehme ich Nadines Hand. »Warum hast du mich denn nicht mal angerufen?«
    »Hab ich ja«, erwidert Nadine. »Aber zum einen wollte ich dir das nicht auf dem Anrufbeantworter erzählen. Außerdem dachte ich, dass du gerade genug andere Sorgen hast, da wollte ich dich nicht mit meinen Problemen belatschern.«
    »Mensch, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich sofort bei dir vorbeigekommen.«
    »Weiß ich doch.« Nadine drückt meine Hand und lächelt. »Aber ich dachte, so schlimm ist es auch nicht, Ralf und ich kriegen das schon wieder hin. Ich meine, eine Kündigung ist schließlich kein Weltuntergang.«
    »Haben sie ihm denn gesagt, warum sie ihn entlassen haben?«
    »Das ist es ja gerade«, erwidert Nadine mit düsterer Miene. »Sie meinten nur, er sei für die Position nicht geeignet. Tja, und weil er noch in der Probezeit war, konnten sie ihn sofort vor die Tür setzen.«
    »Klingt echt übel. Trotzdem verstehe ich nicht ganz, was das mit euch zu tun hat.«
    »Eigentlich sollte man meinen, nichts, oder?« Sie versucht sich an einem schiefen Lächeln. »Gerade in solchen Momenten muss man doch zusammenhalten. Dachte ich jedenfalls immer, du weißt schon, in guten wie in schlechten Tagen.«
    »Genau«, sage ich, und mir schießt durch den Kopf, wie ich genau das gedacht habe, nachdem Gunnar mich verlassen hatte.
    Na ja, wir waren natürlich auch nicht miteinander verheiratet, und wahrscheinlich waren es zumindest für ihn mehr schlechte Tage als gute und … Ich verscheuche den Gedanken, der hat hier jetzt wirklich nichts zu suchen!
    »Tja, bei uns war es genau umgekehrt«, erzählt Nadine weiter. »Von Zusammenhalt war da nur

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