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Goldstück: Roman (German Edition)

Goldstück: Roman (German Edition)

Titel: Goldstück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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leider schon gehen. Das war mein Babysitter – meine Jüngste ist wach geworden und
    hat sich übergeben. Jetzt ist Mama persönlich gefragt. Chefsache quasi.« Klasse! Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer – jetzt verwandelt sich der Abend doch noch in ein richtiges Rendezvous.
    »Ach, wie schade!«, sage ich und reiche ihr die Hand.
    Auch Daniel schüttelt bedauernd den Kopf. »Die lieben Kleinen – kann man leider nichts machen.«
    Kurz darauf ist Dorothee weg, und wir sitzen fast ein bisschen schüchtern zu zweit am Tisch.
    Schließlich räuspert sich Daniel. »Noch ein Dessert?«
    Ich schüttle den Kopf – auf keinen Fall! Ich habe zwar einen mordsmäßigen Kohldampf, weil ich mein Essen im Grunde genommen nur auf meinem Teller von links nach rechts geschoben habe. Aber wenn ich einigermaßen richtig mitgerechnet habe, sind wir jetzt bei ungefähr zweihundertvierzig Euro angelangt, und die Bude hier sieht mir nicht so aus, als wäre das Tiramisu für fünf Euro zu haben. Einen Moment lang sagt Daniel nichts, sondern schaut mich nur an. Was er wohl überlegt?
    »Hm, also kein Dessert. Offen gestanden wäre es aber sehr schade, wenn der nette Abend schon jetzt zu Ende wäre.«
    Ich strahle ihn an. »Wirklich? Mir geht es genauso!«
    »Dann lassen Sie uns doch noch woanders einen Absacker trinken. Den förmlichen Teil haben wir ja nun hinter uns gebracht.«
    »Gerne! Dann bestelle ich mal die Rechnung.«
    »Auf keinen Fall, das mache ich!«
    »Aber warum denn? Schließlich sind Sie der Kunde, also zahle ich.«
    »Unsinn, es war doch eher ein Vorstellungsgespräch bei unserer Personalleiterin. Also zahle ich.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede – ich kann die Rechnung schließlich bei meiner Firma einreichen.«
    Ich seufze und hebe die Hände. »Na gut, ich gebe mich geschlagen. Dafür suche ich die nächste Location aus, und dort zahle ich!«
    Daniel lacht. »Wenn Sie darauf bestehen.«

    Ich muss schon sagen: Das »Red Dog« ist eine geschickte Wahl von mir. Es liegt in Fußnähe zum »Gallo«, und der Weg dahin lässt sich ganz hervorragend mit einem Spaziergang entlang der Alster verbinden. Jedenfalls, wenn man den kleinen Umweg über die Bellevue wählt, und da Daniel ja nicht weiß, wo ich hinwill, läuft er brav neben mir her. Mittlerweile ist es schon fast dunkel, und der Weg am Ufer entlang ist sehr lauschig. Der Mond spiegelt sich auf der Wasseroberfläche, ein paar Enten scheinen noch nicht schlafen zu wollen und lassen sich friedlich auf dem See treiben. Es ist sehr romantisch, leider auch ein bisschen kalt, und ich fange an zu frösteln. Mist, ich hätte doch einen Blazer mitnehmen sollen.
    Entweder kann Daniel Gedanken lesen, oder ich habe schon eine deutlich sichtbare Gänsehaut.
    »Frieren Sie?«
    »Ach, nur ein bisschen.«
    »Hier, nehmen Sie mein Sakko.« Er zieht seine Jacke aus und will sie mir über die Schultern hängen, dabei streifen seine Hände meine Oberarme. Mit einem Schlag bin ich wie elektrisiert, und mein Puls rast geradezu.
    »Ist Ihnen nicht gut?«, will Daniel wissen.
    Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und schaue ihm direkt in die Augen. »Nein, ganz im Gegenteil.«
    Dazu sagt Daniel nichts mehr. Stattdessen legt er seine Hände auf meine Schultern und zieht mich ganz dicht an sich heran. »Das will ich schon den ganzen Abend tun.« Er beugt sich zu mir, und Sekunden später verschmelzen unsere Lippen zu einem vorsichtigen, zärtlichen Kuss. Daniel fühlt sich noch so
    viel besser an, als ich gedacht habe, seine Haut ist so unglaublich warm und weich, dass mir ein unwillkürliches Seufzen entfährt.
    »Kirsten«, flüstert Daniel.
    »Nenn mich nicht so«, nuschele ich.
    »Wie denn sonst?«, haucht er mir ins Ohr. »Kiki?«
    Ich zucke zusammen. »So erst recht nicht.«
    »Ist mir egal, wie ich dich nennen soll. Ich finde dich einfach großartig.« Dann zieht er mich wieder fest an sich und küsst mich noch einmal.
    Diesmal allerdings nicht so zart und vorsichtig wie beim ersten Mal, sondern mit einer Leidenschaft, die mir den Atem raubt. Seine Berührung geht mir durch und durch, ich habe das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und jeden Moment ohnmächtig zu werden, so unglaublich schön fühlt sich das an. Selbst die kleine Stimme im Hinterkopf, die sich wieder meldet und mich daran erinnert, dass ich gerade dabei bin, mich tiefer und tiefer in den Schlamassel zu manövrieren, hat keine Chance. Ich achte einfach gar nicht auf sie, von negativen

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