Goldstück: Roman (German Edition)
mustern mich interessiert. Wirklich, eine bildschöne Frau, sieht eher wie ein Model als eine Personalberaterin aus. Ganz leise spüre ich einen Anflug von Eifersucht in mir aufsteigen, wirklich eine Frechheit, dass Daniel mit solchen Frauen zusammenarbeitet! »Jedenfalls war ich schon sehr gespannt darauf«, erklärt Frau Hansmann, »Sie heute endlich mal kennenzulernen, Herr Unverzagt ist ja voll des Lobes über Sie!«
Unsicher linse ich zu Daniel. Was in aller Welt hat er ihr bloß erzählt? Er ignoriert meinen Blick, stattdessen rückt er mir meinen Stuhl zurecht.
»Hier, setzen Sie sich doch. Wir haben uns gerade schon durch die Empfehlungen gearbeitet. Loup de mer unter der Salzkruste ist heute Tagesspezialität – man könnte ihn auch für drei Personen bekommen, denn sie haben einen richtig schönen großen dabei.«
Fisch – igitt! Nur über meine Leiche! Ich wäre eher für eine Pizza oder eine ordentliche Portion Spaghetti Bolognese. Aber
an den Mienen von Unverzagt und Hansmann kann ich deutlich ablesen, dass die beiden von ihrer Fischidee völlig begeistert sind. Was tut man nicht alles, um einen guten Eindruck zu machen?
»Äh, also, genau. Tolle Idee.« Hoffentlich kann ich mir meine Vorspeise wenigstens selbst aussuchen, schließlich sieht es ganz so aus, als müsste ich davon satt werden.
»Vorweg würde ich für uns gerne dreimal das Rindercarpaccio mit getrüffeltem Olivenöl bestellen«, schlägt Daniel vor. »Das ist einfach ganz hervorragend hier, ihr müsst es unbedingt probieren!« Seine Augen strahlen, als er den Ober heranwinkt.
In meinem Magen breitet sich hingegen Unruhe aus, denn wenn ich vor dem Fisch auch noch rohes Fleisch essen muss, ist der Abend wahrscheinlich schneller für mich gelaufen, als ich mir das erhofft hatte.
»Ich will Sie in Ihrem Enthusiasmus ja nicht bremsen, Herr Unverzagt«, mischt sich nun Frau Hansmann ein, »aber rohes Fleisch ist nun wirklich nicht jedermanns Sache. Meine zum Beispiel überhaupt nicht. Vielleicht lassen Sie die arme Frau Schäfer erst einmal selbst in die Karte schauen?« Sie lächelt mir zu, ich lächele dankbar zurück.
»Äh, natürlich, wie unhöflich von mir!« Täusche ich mich, oder wird Daniel ein bisschen rot? Wie süß! Er will offensichtlich auch unbedingt einen guten Eindruck machen. »Ich habe mich nur so auf den heutigen Abend gefreut, da bin ich wohl ein bisschen übereifrig.«
»Kein Problem!«, werfe ich schnell ein. »Außerdem esse ich sehr gerne Carpaccio.« Bitte? Habe ich das gerade wirklich gesagt? Wie konnte ich nur? Aber meine Zunge ist offensichtlich schneller als mein Verstand und zudem der Meinung, dass ein bisschen Betüdeln Daniels Ego nicht schaden kann. Und sei es um den Preis von rohem Fleisch.
Die Einschätzung ist offensichtlich richtig, denn jetzt strahlt Daniel mich regelrecht an. »Wunderbar, Kirsten. Ich wusste, ich würde Ihren Geschmack treffen!«
Okay – kulinarisch ist der Abend ein Super-GAU, aber ansonsten ist er traumhaft. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Ich kann nicht glauben, dass ich es bin, die mit diesem tollen Mann in einem netten Restaurant isst. Gut, im Grunde sitzt hier ja auch nicht Maike Schäfer, sondern Kirsten Schäfer, gespielt von Maike Schäfer. Aber das ist mir momentan völlig schnuppe.
Selbst Frau Hansmann kann mich nicht aus dem Konzept bringen. Am Anfang hat sie mir noch ein paar Fragen zu meinem Coaching-Konzept gestellt, aber während des Essens haben wir dann die fachliche Schiene verlassen und diskutieren über amerikanische Krimiserien. Da ich in meinem Leben schon sehr viel Zeit vor dem Fernseher verbracht habe, kann ich hier mit Expertenwissen punkten. Ich persönlich bin ein großer Fan von Remington Steele . Ich war zwar noch ziemlich klein, als die Serie im Fernsehen lief, aber Pierce Brosnan als Remington fand ich schon als Kind umwerfend.
Dorothee Hansmann lacht. »Das ist wirklich lustig, denn ich finde, dass Sie beide hier eine gewisse Ähnlichkeit mit Remington und Laura Holt haben.«
Daniel grinst. »Tja, wenn ich mich recht erinnere, waren die zwei ja nicht nur geschäftlich verbandelt.« Er schaut mir direkt in die Augen, und ich merke, wie mir plötzlich sehr warm wird.
Bevor ich mir noch eine passende Antwort überlegen kann, klingelt das Handy von Dorothee Hansmann. Sie nimmt den Anruf an, murmelt zweimal kurz »Ja, ja« und beendet das Gespräch schließlich mit »Gut, ich komme gleich«.
»Entschuldigen Sie bitte, ich muss
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