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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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darauf eine Art Musiktruhe. Die Truhe war ein Relikt aus den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts; aus den Lautsprechern drang schwach Duke Ellingtons »Mood Indigo«.
    Die Schlacht. Sie hatten die Schlacht gewonnen. Danach war nur noch Dunkelheit gewesen. Nichts mehr … bis zu diesem Zeitpunkt, zu diesem Zimmer, diesem unbekannten Raum. Sie mussten ihm etwas gegeben haben, das die Erinnerung unterdrückte.
    Durch die Fenster waren die Verkehrsgeräusche zu hören.Roosevelt rutschte ein Stück nach vorne, bis seine nackten Füße auf dem Boden standen. Er trug nur Boxershorts. Ein Bein pochte, aber er hatte einen sauberen weißen Verband um den Oberschenkel. Sein Arm war ebenfalls verbunden. Die Wunde tat nicht weh. Wenigstens hatte jemand einen guten Arzt besorgt.
    Roosevelt stand langsam auf und stützte sich dabei mit einer Hand am Bett ab. Allmählich wurde er wieder klar im Kopf. Der Raum war leer. Es gab noch ein Nebenzimmer, ein Bad mit schwarz-weißem Fliesenboden. Eine einzelne Glühbirne spendete trübes Licht. In einer Ecke des Badezimmers stand eine große Wanne auf vier weißen Keramikfüßen.
    Roosevelt spritzte sich Wasser ins Gesicht und schaute sich kurz im Spiegel an. Sicherlich wusste jemand, was mit ihm geschehen war. Sicherlich würde ihm jemand helfen.
    Wieder im Schlafzimmer, ging Roosevelt zu den Fenstern, musste aber feststellen, dass sich die Läden nicht öffnen ließen. Abgesehen von dem roten Neonschimmer konnte er nichts erkennen. Roosevelt ging zur Tür. Sie war abgeschlossen. Neben der Tür befand sich eine kleine Durchreiche. Er klopfte gegen die Glasklappe.
    Wo war er? Was war das hier?
    Noch immer erschöpft, ließ er sich wieder aufs Bett fallen und schlief ein.
    Dolce hatte das Tyrrhenische Meer geliebt. Sie hatte Roosevelt einmal dorthin mitgenommen, auf die Aeolischen Inseln vor der Küste Siziliens. Roosevelt hatte lange nicht an diesen Nachmittag zurückgedacht, doch nun, in der Einsamkeit seines Gefängnisses, tat er es.
    Sie saßen auf weißen Korbstühlen auf der Lehmziegelterrasse von Dolces Landhaus. Von der Terrasse aus hatte maneinen herrlichen Blick aufs Meer. Das Haus war von blassrosa Farbe, einem von der Mittelmeersonne ausgeblichenen Lachsrot.
    »Die Inseln sind nach Aeolus benannt«, erklärte Dolce und schaute aufs Meer hinaus, »dem antiken Gott der Winde.«
    Vor dem Tiefblau des Meeres zeichneten sich schwarz die Masten der Fischerboote ab.
    »Aeolus hat die Winde der Welt in den Höhlen hier verwahrt, in einem Sack. Ich kann dich zu ihnen bringen – zu den Höhlen, meine ich.«
    »Gerne.«
    Dolce trug ein dünnes Sommerkleid aus Baumwolle von der gleichen Farbe wie das Meer, und mit einer Schleife hatte sie ihr schwarzes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hatte die vollkommenste braune Haut, die Roosevelt je gesehen hatte. Ihre Farbe glich dem Braun der Sandsteinfelsen, an denen sich das Meer unter ihnen brach. Dolce lehnte sich in dem weißen Korbstuhl zurück, und ließ die sanfte Brise über ihre wunderbar weiche Haut streichen.
    Über ihnen hielten Treibholzbalken ein Dach aus Uferschilf. Sonnenlicht fiel hindurch und warf fleckige Schatten auf die helle Wand des Hauses. In diesen Schatten saßen Dolce und Roosevelt, aßen Obst und tranken Wein.
    Weiße und rosafarbene Rosen wuchsen an Gittern über ihnen; ab und zu fiel ein Blütenblatt zu Boden. Eines fiel auf Dolce, rutschte an ihrem langen schwarzen Haar hinunter und blieb in ihrem warmen Schoß liegen. Dolce nahm das Blatt und rieb vorsichtig über die samtige Oberfläche.
    Dann drehte sie sich wieder um und schaute aufs Meer hinaus.
    »Das Meer, die Quelle allen Lebens …«, sagte sie und warf Roosevelt einen kurzen Blick zu. Eine Katze kam auf die kühleTerrasse und streckte sich in einer der warmen, hellen Inseln aus Sonnenlicht aus. Dolce beugte sich vor, nippte an ihrem Wein und steckte sich ein Stück Wassermelone in den Mund.
    »Würdest du jetzt gerne Aeolus sehen?«, fragte sie und strich Roosevelt mit den Fingerspitzen über den Arm. »Die Höhle, in der die Winde der Welt ruhen?«
    Roosevelt nickte.
    Dolce beugte sich näher zu ihm. »Dann bringe ich dich dorthin.«
    Einige Zeit später erwachte Roosevelt wieder. Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke. Er vermisste Dolce schrecklich. Langsam setzte er sich auf. Die Zelle war noch immer leer, doch in der Durchreiche lag sein Essen. Roosevelt ging zur Tür, öffnete die Klappe und nahm es vorsichtig heraus. Halb

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