Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
Der Abend brach an, und rote Streifen erschienen am Horizont. Um sie her erstreckte sich die Necropolis. Das Verkehrsaufkommen war gewaltig. Dreißig Jahre alte, benzinbetriebene Busse krochen langsam die Straße hinauf. Das blaue Neonschild eines Restaurants auf der gegenüberliegenden Straßenseite pries billige Mahlzeiten an; ein paar Gestalten saßen dort auf den Barhockern, während der Wirt den Tresen wischte.
    In der Ferne, im Norden und hoch über der Straße, schoss ein Maglev-Zug in Richtung Lower Manhattan. Roosevelt schaute dem Zug sehnsüchtig hinterher.
    Dort, wo der Maglev hielt, war sein altes Leben.
    Arden zündete sich eine Zigarette an und nickte in Richtung Lower Manhattan. »Ohne mich werden Sie es nie aus der Transkriptorenzone schaffen. Wie geht es eigentlich Ihrem Arm?«
    Roosevelt strich sich über den rechten Unterarm. »Er fühlt sich wund an. Warum?«
    »Da ist ein Kontrollchip drin. Jeder Transkriptor hier hat einen. Sollten Sie Necropolis ohne Erlaubnis verlassen, werden sie es wissen.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    »Die beschissene TFU«, antwortete Arden. »Nur mit einer gültigen Arbeitserlaubnis darf ein Transkriptor hier raus. Jeden Morgen werden die Bauarbeiter, Zimmermädchen und Tellerwäscher abgeholt. Alles Jobs, die Menschen nicht machen wollen. Diese Jobs fallen euch zu. Das ist die Schmiere, die die Menschmaschine am Laufen hält. Ich kann Sie hier rausbringen, aber die Freiheit ist nicht umsonst.«
    »Was genau heißt das?«, hakte Roosevelt misstrauisch nach.Er konnte Menschen nicht mehr vertrauen. Sie waren die Herren, und sie taten alles, um ihre Macht zu behalten. Aber weil Roosevelt so machtlos war, hatte er auch nichts mehr zu verlieren. Man hatte ihm bereits alles genommen.
    »Ich glaube nicht, dass wir schon so weit sind«, sagte Arden. »Keiner von uns hat einen Grund, dem anderen zu vertrauen.«
    »Dann geht es um etwas Illegales, korrekt?«
    »Würde ein Gesetzesverstoß Sie davon abhalten, Rache zu nehmen?«
    »Nichts und niemand würde mich davon abhalten«, antwortete Roosevelt in gleichmütigem Tonfall.
    »Genau deshalb habe ich Sie ausgesucht. Ein freier Wille ist etwas sehr Machtvolles. Sie werden mir bei meinem kleinen Problem helfen, weil Sie mir helfen wollen . Weil ich Ihnen etwas als Gegenleistung geben kann. Von jemandem, der für Geld mordet, kann man keine Loyalität erwarten. Solche Menschen kann man kaufen und wieder verkaufen. Aber Sie … Sie werden von etwas angetrieben, das man nicht kaufen kann. Genau wie ich. Das ist das Einzige, was für mich zählt.«
    Arden holte eine Visitenkarte aus seiner Tasche und reichte sie Roosevelt. »Ich möchte, dass Sie zu jemandem in der alten Carnegie Hall gehen. Heutzutage ist sie Nachtclub und Casino in einem. Alles im Stil der 20er und 40er. Nur um klassische Musik zu hören, riskiert niemand einen Trip hierher, aber für eine Runde Roulette schon. Das ist das einzige profitable Geschäft hier. Die Leute kommen tatsächlich zum Spielen her. Es gibt dort einen Transkriptor, mit dem Sie reden sollten. Ich habe bereits mit ihm gesprochen. Er wird Ihnen geben, was Sie brauchen.«
    »Er wird mir helfen?«, fragte Roosevelt.
    »Oh ja.« Arden lächelte. »Er wird Sie lieben.«

Valentino spielt in der Old Carnegie Hall
    I m Schrank seiner ehemaligen Zelle, die ihm nun als Wohnung diente, hatten mehrere Anzüge gehangen. Roosevelt suchte sich einen mit Nadelstreifen aus. Draußen hielt er den Kopf gesenkt und ging nach Norden zu dem Casino, von dem Arden gesprochen hatte.
    Es war erstaunlich und bestürzend zugleich, wie schnell die Stadt verfallen war. Obdachlose und Junkies lagen besinnungslos in dunklen Ecken und Winkeln, inmitten alter Heroinspritzen. Die kleinen Geschäfte und Restaurants waren jetzt, am Abend, voll, und Transkriptoren, die noch immer ihre Arbeitskleidung trugen, strömten über die Straßen: Zimmermädchen und Bauarbeiter, Krankenschwestern und Reinigungskräfte. Ein Überwachungshelikopter der NYPD flog über die Dächer hinweg. Kurz schwebte er über den Ruinen eines ehemaligen Fitnessstudios; dann drehte er in Richtung Westen ab.
    Schließlich näherte Roosevelt sich dem Casino. Die altehrwürdige Carnegie Hall hatte sich in einen grellen Unterhaltungskomplex verwandelt, der nun »The Deco« hieß. Die Klientel, die draußen stand, war gut gekleidet und sah nach Geld aus: Sampbroker, Politiker und Touristen, die mit dem Maglev aus Lower Manhattan kamen, um sich eine Nacht lang beim

Weitere Kostenlose Bücher