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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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erkundigte sich Roosevelt.
    Arden lächelte, drückte einen Knopf auf der Schreibtischplatte und lehnte sich in dem bequemen Lederstuhl zurück. Hinter ihm fuhren die Jalousien hoch und gaben den Blick nach draußen frei. Hinter dem Glas war eine Stadt zu sehen – ein riesige, pulsierende Stadt voller Neonlicht und Rauch. Sie wirkte fremd, ähnelte keinem Ort, den Roosevelt je gesehen hatte. Unten führte eine breite Straße, auf der es von menschlichen Gestalten nur so wimmelte, am Haus vorbei, und vor den Läden flackerten und blinkten Reklametafeln. Die ausgebrannte Karosserie eines Yellow Cab verrottete an einer Ecke; aus Schächten quoll dichter Rauch. Große, dunkle Gebäude erhoben sich an der Straße und erstreckten sich bis weit nach Norden. Das einzig Vertraute war eine riesige Monitorleinwand hinter einem Sicherheitsgitter, auf der Bilder von Bloomberg Island zu sehen waren.
    Dann fiel Roosevelts Blick auf etwas, das er erkannte: Aufder anderen Straßenseite flackerte der Neonschriftzug der Radio Music Hall.
    Er war noch immer in New York City. In Manhattan. Aber in Midtown. Seit die Transkriptoren die Gegend übernommen hatten, war Roosevelt nicht mehr hier gewesen. Niemand kam hierher. Jedenfalls keine Menschen. Selbst die Polizei hielt sich meist von hier fern. Doch nun war er, Roosevelt, einer von ihnen, ein Transkriptor. Konsequenterweise war dies hier dann der Ort, an dem er aufwachte. Nur dass er hier in der Falle saß.
    »Es sieht nicht mehr ganz so aus, wie Sie es in Erinnerung haben, nicht wahr?«, fragte Arden.
    »Gott, nein«, antwortete Roosevelt. Er hatte gewusst, dass es hier schlimm war, aber dies hier war ein Schock. Die zensierten Nachrichtenbilder, die jeder sehen konnte, zeigten zwar kleine, aber ordentliche Wohnungen. In Wahrheit aber sah es in Midtown so aus, als hätte hier gerade ein Krieg getobt.
    »Als Kind bin ich öfter hier gewesen«, sagte Roosevelt. »Es war wunderschön. Jeden Abend gab es Shows. Alles war voller Leben. Hier war Midtown Manhattan, der Mittelpunkt des Universums.«
    »Zwanzig Jahre Transkriptorenregie sind dafür verantwortlich«, sagte Arden. »Jetzt ist das nicht mehr Midtown. Jetzt nennen sie es Necropolis, die Stadt der Toten, Heimat für Tausende von Transkriptoren – Sie eingeschlossen –, die auf die eine oder andere Weise Gefangene sind.«
    »Ich bin kein Transkriptor«, erklärte Roosevelt.
    »Ich habe ihre DNA-Daten gesehen«, erwiderte Arden. »Ihr Leben lang haben Sie auf allen Gebieten immer nur Spitzenleistungen erbracht. Körperlich waren sie allen anderen überlegen. Sie waren immer der Schnellste und Stärkste. Sie hätten das Zeug zu einem Topathleten gehabt. Sie hätten Profi werden können. Aber irgendjemand, der Ihnen nahestand –vielleicht Ihre Mutter, vielleicht Ihr Vater –, hat sich mit Ihnen zusammengesetzt und Ihnen empfohlen, es mit etwas anderem zu versuchen. Habe ich recht?«
    Roosevelt zuckte mit den Schultern. Er erinnerte sich tatsächlich an ein solches Gespräch mit seinem alten Herrn, mitten in seiner Karriere als Footballspieler am College. Das war kurz vor Moms Tod gewesen.
    »Sie sollten tun, was Sie wollen, solange dafür keine DNA-Überprüfung notwendig war. Dann nämlich wäre Ihr Geheimnis aufgeflogen, und Sie wären hier gelandet, in Necropolis.« Arden schaute Roosevelt kurz an; dann fuhr er fort: »Ich war der Detective, der die Smalls-Morde untersucht hat.«
    Roosevelt setzte sich auf. »Ich habe diese Leute nicht getötet.«
    »Habe ich das behauptet?«
    »Aber wenn Sie der ermittelnde Detective waren, was mache ich dann hier?«
    »Sie waren ein leichtes Ziel. Transkriptoren kümmern die Menschen nicht.«
    »Und was sind Sie? Der Cop mit dem Herzen aus Gold, der mir in allen Dingen helfen kann?«
    Arden schüttelte den Kopf. »Nein. Sie sind ein Transkriptor, und Sie werden immer einer sein. Daran kann ich nichts ändern. Eines aber kann ich tun: Ich kann Ihnen helfen, die Leute zu finden, die Sie hierhergebracht haben. Denn das sind zugleich die Leute, die Dr. Smalls und Ihre Frau ermordet haben. Als Gegenleistung können auch Sie mir bei der Lösung eines Problems helfen.«
    »Was für ein Problem?«, fragte Roosevelt.
    »Kommen Sie«, sagte Arden. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Er öffnete eine Glasschiebetür, und der Lärm der Straßedrang herein. Hupen und Motorenlärm vermischten sich mit dem steten Rauschen des Rauchs. Arden trat auf den Balkon hinaus. Sie waren im zwanzigsten Stock.

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