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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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verhungert trug er den Teller zum Bett und schlang ein trockenes Sandwich herunter. Falls es vergiftet worden war, würde er wenigstens mit vollem Magen sterben. Während er aß, bemerkte er einen kleinen, kaum sichtbaren Stern, den jemand auf den Tellerrand gemalt hatte. Roosevelt betrachtete den Stern genauer, hob dann den Teller hoch und schaute sich die Unterseite an. Dort stand geschrieben:
    Du bist ein Gefangener.
    Vorsichtig berührte Roosevelt seinen Verband und wickelte ihn dann ab, bis darunter ein blauer Fleck zum Vorschein kam, der offenbar von einem Schlag herrührte. Roosevelt erinnerte sich nicht an die Verletzung, aber hatte sie vermutlich der TFU zu verdanken. Er drückte Zeigefinger und Daumen zusammen und spürte schwach den Chip unter der Haut. Erleichtert atmete er auf. Der Schlüssel war noch da.
    Aus der Musiktruhe erklang noch immer Big-Band-Musik, als Roosevelt sich daranmachte, seine Umgebung genauerzu erkunden. Er begann in der Ecke neben der Durchreiche, bewegte sich dann langsam die Fußleiste entlang und schließlich die alte Tapete hinauf.
    Er hatte damit gerechnet, in irgendeinem dunklen Kerker zu landen, doch sah man von den verriegelten Fensterläden ab, glich dieser Raum hier eher einem Hotelzimmer. Roosevelt beendete seine Inspektion. Er hatte nichts Neues entdeckt.
    Er legte sich auf den Boden und machte Liegestütze. Wenn er befreit wurde, wollte er bereit sein.
    Kaum hatte er seine Übungen beendet, hörte er ein Kratzen von Metall auf Metall. Ein weiteres Sandwich wurde in die Durchreiche geschoben. Roosevelt machte die Klappe auf, nahm das Essen heraus und schaute als Erstes unter dem Teller nach.
    Was willst du?
    Als Roosevelt das Erdnussbuttersandwich aß, dachte er über die beiden Botschaften nach. Versuchte jemand, ihm zu helfen? Es hatte ganz den Anschein. Doch wer immer der Schreiber war, er neigte offenbar nicht dazu, sofort zur Sache zu kommen. Wenn das so weiterging, würde es Jahre dauern, bis der geheimnisvolle Schreiber seinen Brief beendet hatte.
    Roosevelt stand auf und klopfte an die Tür. »Hallo?«
    Er drückte ein Ohr an das Holz und lauschte. Nichts.
    Schließlich nahm er seinen Teller und holte einen Stift aus dem Nachttisch.
    Was er wollte? Die Antwort war einfach.
    Er kritzelte nur ein Wort unter den Teller, ehe er ihn wieder in die Durchreiche stellte.
    Rache.

Midtown Manhattan im Jahre 2049
    R oosevelt wurde vom Klappern in der Durchreiche geweckt. Er ließ sich aus dem Bett gleiten, ging zur Tür und öffnete die Glasklappe. Dabei spürte er einen dumpfen Schmerz im Unterarm. Er bewegte die Finger, um sie ein wenig zu lockern. In der Durchreiche stand ein kleiner Silberteller, auf dem ein Umschlag lag. Roosevelt öffnete den Umschlag und entdeckte einen Metallschlüssel. Natürlich konnte das eine Falle sein; schließlich war er jetzt Gefangener, und Gefangene fielen oft einem »Unfall« zum Opfer, wenn sie Fluchtpläne schmiedeten. Versehentlich erschossen. Versehentlich erschlagen. Versehentlich von einer Klippe gestoßen. Aber wenn er hierblieb, war er wahrscheinlich so gut wie tot.
    Roosevelt drehte den Schlüssel im Schloss.
    Draußen erstreckte sich ein langer Flur, dessen Tapete genauso ausgeblichen war wie der Teppichboden. Ein Mann in grauem Anzug saß auf einem Klappstuhl an der Wand. Er war ein Mensch, Mitte dreißig und von durchschnittlicher Statur. Er sah gut aus, doch in seinen Augen lag eine tiefe Traurigkeit. Dennoch wirkte er energiegeladen, und seine Gewaltbereitschaft war nahezu greifbar. Er nickte Roosevelt zu. »Und?«, fragte er. »Haben Sie Ihre Wahl getroffen?«
    »Was für eine Wahl?«
    Der Mann stand auf und ging durch den Flur zu einemAufzug. Roosevelt folgte ihm, und gemeinsam betraten sie die Kabine. Der Mann drückte den Knopf. Der Aufzug setzte sich mit einem Ruck in Bewegung und fuhr nach oben.
    »Ich nehme an«, sagte der Mann, »Sie haben viele Fragen.«
    »Wo bin ich?«
    »Im Gefängnis«, antwortete der Mann. »In einem Gefängnis, das speziell für Transkriptoren gebaut wurde. Mein Name ist Arden. Ich bin Detective beim New York Police Department. Für den Augenblick können Sie mich aber ruhig als Ihren Wärter betrachten.«
    Der Aufzug hielt, und die beiden Männer betraten ein Büro mit Rosenholzmöbeln, einem langen grauen Sofa und einem seidenen Wandschirm im koreanischen Stil. Vor den Fenstern hingen Jalousien. Arden setzte sich hinter einen großen Schreibtisch.
    »Und wo ist dieses Gefängnis?«,

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