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nun ganz hinten im Zug. Er lehnte an der Wand, die Hand an der Notbremse. Der Zug fuhr in den Genico Tower und raste mitten durch ihn hindurch.
Arden zog die Notbremse.
Die Lichter im Zug flackerten, und der Waggon ruckte, bevor er mit einem schrillen Kreischen zum Stehen kam. Ein Alarm heulte los. Rote Lichter flackerten. Arden stieß die Hintertür des Zuges auf und sprang hinunter. Roosevelt folgte ihm.
Sie waren auf dem Maglev-Gleis, außerhalb des Zuges, aber immer noch in der Röhre. Durch das Plexiglas hindurch war das riesige Innere des Genico Towers zu sehen. Sie befanden sich genau im Zentrum des großen Atriums. Rechts von ihnen, vielleicht fünfzig Meter entfernt, waren Flure und Türen zu sehen, während man links durch die gewaltige Glasfront die Wall Street sehen konnte. Dreißig Meter unter ihnen sprudelte ein Springbrunnen im Marmorboden der Eingangshalle.
Der Zug stand immer noch, und die flackernden Warnleuchten tauchten die Röhre in ein rötliches Licht. Einen Augenblick später schaltete der Alarm sich ab, und der Maglev setzte sich wieder in Bewegung. Roosevelt schaute dem Zug hinterher, bis er und Arden allein in der Röhre waren.
Arden lief ein kurzes Stück über die Schiene bis zu einer Wartungstür. Dort kniete er sich hin und holte ein Autogenschweißgerät aus seiner Tasche. Im Genico Tower war es vollkommen still. Ein sich drehendes Mobile war zu sehen. Es zeigte die Doppelhelix der DNA. Roosevelt musste daran denken, wie sehr sich alles verändert hatte, seit er das letzte Malhier gewesen war. Damals war sein Leben noch in Ordnung gewesen. Er war einer von Tausenden gewesen, die sich jeden Tag im Labyrinth der Wall Street verloren – das Schmiermittel, das die Wall Street am Laufen hielt. Er, Roosevelt, hatte damals keinen Gedanken an die andere Welt verschwendet, die sich direkt hinter dem Hafen verbarg: die Welt der Transkriptoren.
»Passen Sie auf Wachen auf«, flüsterte Arden.
Roosevelt nickte und ließ den Blick über die Flure schweifen, deren Zugänge auf der anderen Seite zu sehen waren. Arden machte sich daran, die Wartungstür aufzuschweißen. Das Schloss war schwer und massiv, und er kam nur langsam voran.
Plötzlich sah Roosevelt das Licht einer Taschenlampe in einem der Flure. Er klopfte Arden auf die Schulter und flüsterte: »Wache.«
Arden schaltete das Schweißgerät ab. Regungslos hockten er und Roosevelt in der dunklen Bahnröhre und beobachteten, wie das Licht heller wurde und schließlich um eine Ecke bog. Ein einzelner Wachmann erschien und ging langsam das Gebäude entlang. Der Mann befand sich drei Stockwerke über ihnen und leuchte mit seiner Taschenlampe hin und her.
In der Ferne hörte Roosevelt das Kreischen von Metall auf den Schienen, aus Richtung Insel. Er legte den Kopf auf die Seite und spürte einen Luftzug an der Wange. Auch Arden hörte nun das Geräusch. Der Detective versteifte sich. Er griff nach dem Schweißgerät und zündete es wieder an.
»Was ist mit dem Wachmann?«, fragte Roosevelt. »Er wird die Flamme sehen.«
»Hören Sie das Geräusch?«, sagte Arden. »Das ist ein Zug.«
»Oh …« Jetzt wurde auch Roosevelt die Situation klar. »Oh Scheiße.«
Arden arbeitete weiter an der Tür. Funken stoben auf undverschwanden in der Dunkelheit. Roosevelt schaute wieder zu dem Gang, wo der Wachmann seine Runde ungerührt fortzusetzen schien. Aus irgendeinem Grund hatte der Mann sie noch immer nicht gesehen.
Das Kreischen wurde lauter; die Röhre füllte sich mit Wind, und die Schienen begannen zu vibrieren.
»Komm schon, komm schon«, knurrte Arden vor sich hin, während der Brenner sich schier unendlich langsam durch das Metall fraß.
Dann erfüllte gleißendes Licht die Röhre, als der Zug aus dem Fluss hervorbrach.
»Wie geht’s voran?«, fragte Roosevelt nervös.
»Fast geschafft …«
Mit einem lauten Krachen brach das Schloss und fiel auf die Leiter unten.
»Ich bin durch«, rief Arden. »Los!«
Der Zug raste mit ohrenbetäubendem Kreischen auf sie zu. Arden war bereits durch die Tür, und Roosevelt warf sich im selben Augenblick hindurch, als der Zug mit voller Geschwindigkeit vorbeirauschte.
Hinter der Tür erwartete sie eine Einstiegsleiter, an der sie sich festklammern mussten, während der Zug vorbeidonnerte und die Sprossen zum Beben brachte. Dann endlich war es vorüber. Roosevelt atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Die Leiter reichte bis in die Lobby hinunter. Gemeinsam machten Arden und Roosevelt sich
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