Golem - Golem - Genome, Inc.
an den Abstieg. Von der Taschenlampe des Wachmanns über ihnen war nichts mehr zu sehen. Kein Licht brannte in dem Gebäude, und alles war still mit Ausnahme des knarrenden DNA-Mobiles und des Plätscherns des Brunnens.
Als Arden und Roosevelt unten ankamen, fanden sie sich bei den Restaurants und Snackbars wieder. Überall standenTische mit sorgfältig daraufgestellten Stühlen und lange Theken im Cafeteriastil.
Arden und Roosevelt duckten sich in eine dunkle Ecke hinter aufgestapelte Plastikstühle. Roosevelt schaute sich um. Kurz wurde er von Erinnerungen an sein altes Leben abgelenkt, doch Arden brachte ihn in die Gegenwart zurück.
»Wohin?«, fragte der Detective.
»Zum Büro meines Vaters. Er hatte Zugang zu allem, was in der Firma vor sich ging. Wenn das Samp, das Sie suchen, tatsächlich existiert, finden wir es dort.«
Leise schlichen sie zu dem großen Glasaufzug in der Mitte des Atriums. Über ihnen waren die regelmäßigen Schritte des Wachmanns zu hören. Ein Teil des Gebäudes war noch geöffnet. Genico-Mitarbeiter machten häufig Überstunden. Die Gefahr bestand nicht darin, im Gebäude an sich zu sein, sondern dass jemand Roosevelt erkannte.
Die beiden Männer erreichten eine der Aufzugkabinen und drückten sich an die Wand.
Der Aufzug brachte sie zu dem kleinen Foyer vor dem Büro von Roosevelts verstorbenem Stiefvater. Es war durch eine Sicherheitstür versperrt, die sich durch einen Fingerabdruckleser öffnen ließ. Arden holte ein Plastikstück aus Valentinos Mappe und legte es auf das Lesegerät. Der Bildschirm blinkte erst bernsteinfarben, dann grün, und die Tür öffnete sich mit einem Klicken.
Vorsichtig traten die beiden Männer hindurch. Das Licht schaltete sich automatisch ein. Das Büro sah noch genauso aus, wie Roosevelt es in Erinnerung hatte, nur dass es jetzt mit den Möbeln seines Bruders vollstand. Dort, wo früher der Falke gestanden hatte, befand sich jetzt eine Hausbar; daneben ging es hinaus auf den Balkon, wo Roosevelt und sein Vater das letzte Mal miteinander geredet hatten.
»Was für eine Aussicht«, bemerkte Arden und schaute aus dem Fenster.
»Ja.« Roosevelt nickte und deutete dann auf einen langen Korridor voller Andy Warhols. »Dort werden Sie finden, was Sie suchen.«
»Und was ist mit Ihnen?«
»Ich bin am Schreibtisch meines Vaters.«
»Machen Sie schnell«, mahnte Arden und eilte den Flur hinunter.
Roosevelts Bruder musste das Büro übernommen haben, kaum dass ihr Vater gestorben war. Roosevelt starrte auf den Schreibtisch, und tiefe Traurigkeit überkam ihn. Was einst seinem Vater gehört hatte, gehörte nun dem Sohn. Auf dem Schreibtisch standen Fotos in Metallrahmen. Die Bilder zeigten ausschließlich seinen Bruder, und Roosevelt verschwendete keinen Blick darauf.
»Monitor einschalten«, sagte er laut.
Sofort erwachte der mit dem Genico-Mainframe verbundene Monitor auf dem Schreibtisch seines Vaters zum Leben, und Roosevelt schob den Flashdrive mit den bei den Smalls gesammelten DNA-Daten hinein.
»Kode analysieren«, sagte Roosevelt.
Der Bildschirm flackerte kurz und zeigte dann Ausschnitte des genetischen Kodes. Roosevelt beobachtete, wie diese Teile nach und nach zu einer sich drehenden Doppelhelix zusammengeführt wurden.
Während der Computer an der Dekodierung arbeitete, öffnete Roosevelt die Schreibtischschublade. Er fand eine dünne Aktenmappe mit der Aufschrift »Ituri«, öffnete sie und überflog den Inhalt. Dabei stieß er auf eine kleine Liste von Samps, die in den Vereinigten Staaten von Genico Pharmaceuticals hergestellt und umgehend nach Ituri verschifft worden waren,an die dortige Regierung. Die ersten Lieferungen hatten vor über einem Jahr stattgefunden, gefolgt von weiteren Samps jeden Monat bis vor einem halben Jahr.
Seltsam. Ituri war eines der ärmsten Länder der Welt, und Lieberman und der Genico-Aufsichtsrat hatten Samps stets nur an den höchsten Bieter verkauft. Es war unmöglich, dass ein Land wie Ituri sich eine solche Menge Samps hatte leisten können.
Die DNA-Dekodierung lief noch immer. Die Probe hatte eine Firmenkennung von Genico gehabt, und das hieß, dass der Transkriptor, von dem sie stammte, von Genico hergestellt worden war. Firmen waren für ihre Produkte verantwortlich; sollte einer von Genicos Transkriptoren willkürlich gemordet haben, wäre dies ein riesiger PR-Skandal für das Unternehmen.
Nein, das war kein willkürlicher Mord gewesen, korrigierte Roosevelt sich. Smalls und seine Frau waren
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