Golem - Golem - Genome, Inc.
bestimmt nicht zufällig als Ziele ausgewählt worden. Smalls hatte die gesamte Sampforschung und -entwicklung geleitet. Er war der Chef gewesen. Obwohl der Samphandel in der Hand von Lieberman war – Smalls hätte sicherlich gewusst, wohin welches Samp gegangen war, nachdem es das Labor verlassen hatte. Und das wiederum hieß, dass er auch von Ituri gewusst haben musste.
Roosevelt schaute sich die Ituri-Liste noch einmal genauer an. Die Samps waren jedes Mal in zwei Lieferungen zu je tausend verschickt worden. Beide Lieferungen waren an eines von zwei iturischen Dörfern gegangen. Einen Monat später war eine weitere Lieferung erfolgt. Das erste ausgelieferte Samp war ein Heilmittel gegen Mesotheliome gewesen.
Roosevelt trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Es war seltsam. Ein Mesotheliom war eine seltene Formvon Krebs, die fast ausschließlich durch Langzeitkontakt mit Asbest entstand. Schon 1989 hatte man in den Vereinigten Staaten den Einsatz von Asbest untersagt; seitdem waren Mesotheliome von Jahr zu Jahr seltener geworden. Natürlich gab es in älteren Gebäuden noch Asbest, doch Roosevelt hatte stets geglaubt, dass es inzwischen weltweit aus der Bauindustrie verschwunden war. Und dem nach zu urteilen, woran Roosevelt sich von seinen Besuchen in Ituri erinnerte, hatte es in den Dörfern kaum Gebäude gegeben, die alt genug gewesen wären, um Asbest zu enthalten. Deshalb war es mehr als verwunderlich, dass irgendein abgelegenes Dorf eintausend Mesotheliom-Samps benötigte.
Verwirrt schaute Roosevelt sich den nächsten Monat an. Wieder waren Samps in zwei Lieferungen verschickt worden, diesmal zur Bekämpfung eines Karzinoms in den Azinuszellen.
Ein Azinuszellenkarzinom war ebenfalls eine äußerst seltene Form von Krebs, der in den Speicheldrüsen entstand. Tatsächlich war diese Art von Krebs so selten, dass Roosevelt gar nicht gewusst hatte, dass Genico sich mit einem solchen Samp beschäftigt hatte. Und er konnte sich erst recht keinen Grund vorstellen, warum ein solches Samp ausgerechnet in eine entlegene Gegend Ituris verschifft werden sollte … es sei denn, das Management von Genico hatte entschieden, dass diese Samps so gut wie wertlos waren, und sie deswegen aus PR-Gründen in die Dritte Welt verschickt.
Natürlich war es immer gut, Schlagzeilen wie »Genico hilft dem von Krieg geschüttelten Ituri« zu bekommen; doch wenn das der Fall gewesen wäre, hätte Roosevelt davon gehört. Er hätte von jeder Hilfsmaßnahme erfahren, selbst wenn sie so sinnlos gewesen wäre wie diese hier. Außerdem hätte sein Bruder eine solche Hilfsmaßnahme auf ihrer Reise nach Ituri erwähnt; aber das hatte er nicht.
Und dann fiel Roosevelt etwas Ungewöhnliches an einem der Dörfer auf.
Die Erkrankungsrate an diesen Krebsarten lag in den Ituri-Dörfern unvorstellbar hoch: Vor dem ersten Monat waren in einem der Dörfer achtzig Prozent der Bevölkerung an Mesothelioma erkrankt. Nach der Samplieferung war die Rate gesunken, doch nur, um durch Azinuszellenkrebs ersetzt zu werden. Einen Monat später waren siebzig Prozent der Bevölkerung mit der zweiten Krebsform diagnostiziert worden.
Es war praktisch auszuschließen, dass es eine natürliche Ursache dafür gegeben hatte. Und das war noch nicht alles: Der Krebs war aggressiver gewesen als alles, was Roosevelt bis dahin gesehen hatte.
Und plötzlich kannte er die Antwort. Es gab nur eine logische Erklärung: Genico – sein Bruder und die anderen – hatten die Dorfbewohner in Ituri als Versuchskaninchen für ihre Samps missbraucht. Für Samps, die eine Krankheit heilten, den Empfänger aber gleich mit einer neuen Krankheit infizierten. Mit anderen Worten, wenn Gene modifiziert werden konnten, um Krankheiten zu heilen, funktionierte es auch andersherum: Ein Samp konnte eine Krankheit nicht nur heilen, sondern auch verbreiten.
So etwas war Roosevelt nie auch nur ansatzweise in den Sinn gekommen. Warum sollte Genico Krankheiten auslösen wollen? Leider war die Antwort auf diese Frage offensichtlich.
Genico war zu erfolgreich geworden.
Wenn alle genetisch bedingten Krankheiten ausgerottet waren, brauchte niemand mehr eine Genbörse. Saxton wollte ein System von Samps erschaffen, die Krankheiten für die Zukunft garantierten. Er wollte Kunden generieren, und mit General Washingtons Hilfe erprobte er die entsprechenden Samps in den Dörfern in Ituri.
Darum also ging es. Roosevelt war eine Gefahr für das Afrikaprojekt gewesen. Sollten Genicos
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