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sicher bist.«
»Ich verstehe nicht …«
»Du hast viel Blut verloren und warst bewusstlos, deshalb konnte ich dich nicht fragen. Also haben wir es einfach getan. Ich hielt es für das Beste.«
»Was getan?«, fragte Roosevelt.
»Ein genetisches Gesichtslifting. Wir haben einen Arzt. Er kann die Genstruktur der Haut modifizieren, indem er das Genmaterial eines Spenders benutzt. Auf diese Weise verändert er das äußere Erscheinungsbild des Patienten vollkommen.«
Roosevelt starrte sie verständnislos an.
»Du bist eine neue Person geworden. Niemand wird dich mehr erkennen«, erklärte Queen Elizabeth. »Man hat dir ein neues Gesicht gegeben.«
»Und die Verbände?«
»Die werde ich dir jetzt abnehmen.«
Als sein Körper von den Verbänden befreit war, stand Roosevelt langsam auf und ging zu einem Wandspiegel auf der anderen Seite des Zimmers. Sein Gesicht war hinter einer schwarzen Maske verborgen; kein noch so winziges Stück Haut war zu sehen. Elizabeth trat hinter ihn und nahm nun auch den Verband von seinen Händen ab, sodass er die Finger wieder bewegen konnte. Roosevelt betrachtete die Haut auf seinen Händen; sie war ein wenig dunkler, als er sie in Erinnerung hatte. Dann nahm er die Maske ab. Er spürte die kühle Nachtluft auf dem Gesicht und seufzte erleichtert. Bedächtig legte er die Maske beiseite, hob den Kopf und schaute sich im Spiegel an.
Ein Unbekannter erwiderte seinen Blick.
Dort im Spiegel, das war jemand anders. Der Mann hatte schwarzes Haar, braune Haut und große dunkle Augen. Die Gesichtszüge waren feiner als Roosevelts, besaßen zugleich aber etwas Vertrautes.
»Du bist bei den Spielen gestorben«, sagte Queen Elizabeth. »Wir haben eine neue Person erschaffen.«
Roosevelt starrte sich weiterhin im Spiegel an und fuhr sich mit dem Finger vorsichtig über Wange, Nase und Mund. »Wessen Gesicht ist das?«
»Wie ich schon sagte, die DNA stammt von einem Spender. Dein Körper akzeptiert nur Erbmaterial, das deinem ähnelt, zum Beispiel das eines engen Verwandten.«
»Von wem ist die DNA?«, hakte Roosevelt nach.
»Die Person wäre dein Sohn gewesen.«
Roosevelts Hand bewegte sich instinktiv zu seiner Brust. Das Silberkreuz war verschwunden.
»Wir haben die DNA deines ungeborenen Sohnes mit deiner verschmolzen. Das Gesicht, das du siehst, ist das deines Sohnes, wie er in deinem Alter ausgesehen hätte.«
Jetzt wusste Roosevelt, was ihm so vertraut erschienen war. Es war Dolce. Er sah Dolce in seinem eigenen Gesicht. Ihre großen, wunderschönen Augen, ihr dichtes dunkles Haar, die Rundung ihrer Lippen … Aber ein Teil des Gesichts war auch das seine. Es war eine Verschmelzung von Dolce und ihm selbst.
Alles, was Roosevelt seit Dolces Verlust zurückgehalten hatte, brach in einer einzigen mächtigen Woge an die Oberfläche. Er schloss die Augen. Es war verrückt … Er hätte nicht in derselben Zeit, demselben Zimmer existieren sollen wie das Gesicht im Spiegel. Das war sein Sohn. Man hatte ihm den Sohn genommen, hatte ihn auf sein Genmaterial reduziert, aus dem ein Wissenschaftler dann ein neues Gesicht konstruiert hatte, das so nicht hätte existieren können, nicht hätte existieren dürfen …
Roosevelt spürte Queen Elizabeths Hand auf der Schulter. Die Wärme ihrer Haut entspannte ihn.
»Es tut mir sehr leid«, sagte sie. »Ich weiß, wie schmerzhaft das für dich sein muss. Aber die DNA deines Sohnes hat dich gerettet. Allerdings ist die Wirkung nicht von Dauer. Irgendwann wird deine alte DNA-Struktur wieder die Oberhand gewinnen. Aber so bekommst du wenigstens ein bisschen zusätzliche Zeit.«
»Mein Sohn hat mich gerettet«, sagte Roosevelt leise, »und ich konnte nichts für ihn tun, gar nichts …«
»Das ist nicht deine Schuld.«
»Du hast recht«, sagte Roosevelt. »Es ist nicht meine Schuld. Es ist ihre.«
Queen Elizabeth verstärkte den Griff um Roosevelts Schulter. »Du hast ein neues Leben. Ein neues Gesicht. Nimm es, und lebe in Frieden.«
Roosevelt lachte. »Frieden? Sie werden uns niemals in Frieden lassen. Das solltest du besser wissen als jeder andere.«
»Dann versteck dich vor ihnen.«
»Das kann ich nicht mehr. Sie haben mir mein Leben genommen. Dolce und mein Sohn haben es verdient, dass ich sie räche. Was mit mir passiert, ist nicht mehr von Bedeutung.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde ihnen alles nehmen«, antwortete Roosevelt. »Aber zuerst muss ich ein Versprechen einlösen.«
Ich bin
D ie Wall-Street-Filiale der Bank of New
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