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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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an ihm aber waren seine dunklen, fast schwarzen Augen, in denen sich das Morgenlicht spiegelte. Er entstammte dem alten, protestantischen, angelsächsischen Adel der USA, den sogenannten WASPs. Die Saxtons konnten auf einen stolzen Stammbaum zurückblicken, der bis in die frühen Jahre der Vereinigten Staaten zurückreichte, und seit der erste Saxton seinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte, hatte sich keiner von ihnen seine Gefühle anmerken lassen. Zu so etwas musste man einen Saxton zwingen.
    In einer Ecke des Raums stand Regal Blue, der Helfer und Bodyguard des alten Saxton. Regal Blue war einer der ersten Transkriptoren, ein massiger, muskulöser Kerl mit düsterem Gesicht und einer Stirn wie ein Neandertaler. Auf dem rechten Auge war er blind; ein nutzloses, milchig weißes Juwel lugte unter den buschigen Brauen hervor. Regal Blue hatte sein Auge vor Jahren verloren, als er in der Schlacht an der Somme für New York gekämpft hatte. Danach hatte Saxton Senior sich seiner angenommen und ihn zu sich ins Genico Building geholt. Regal Blue war dem alten Saxton absolut treu ergeben.
    Regal Blue nickte Roosevelt zu. Er trug einen altmodischen Smoking, und seine linke Hand steckte in einem Falknerhandschuh aus Hirschleder.
    »Hi, Pop«, sagte Roosevelt. »Du wolltest mich sehen?«
    »Ja. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.«
    Saxton Senior schüttelte Roosevelt fest die Hand und führte ihn dann zu einem Lederstuhl vor dem großen schwarzen Schreibtisch.
    Immer dieses förmliche Händeschütteln. Roosevelt wusste nie, ob er seinen Vater begrüßte oder den Premierminister von Japan. Abgesehen von ein paar Familienfotos war Saxtons Schreibtisch leer. Eines der Bilder war ein klassisches, zweidimensionales Foto seiner Mutter, ein anderes eine animierte Holografie von Roosevelt im Footballtrikot der University of Miami. Sie zeigte ihn, wie er an der Seitenlinie entlangstürmte und gegen Boston College einen Touchdown erzielte.
    »Hast du letzte Nacht hier verbracht?«, fragte Roosevelt und blickte stirnrunzelnd auf das Sofa. Er mochte es nicht, wenn der alte Herr sich in seinem Büro verbarrikadierte. Dieses Einsiedlerleben war ungesund, zumal Roosevelt sah, dass seinem Dad irgendetwas Sorgen bereitete. Doch es würde eine Qual werden, es ihm aus der Nase zu ziehen.
    »Ich habe nur ein Nickerchen gemacht.« Saxton lächelte müde. Er sah irgendwie alt aus, und das machte Roosevelt Angst. »Die letzten Tage waren lang. Wie ist es dir ergangen?«
    »Gut.«
    »Und wie geht es Dolce?« Saxton Senior klopfte mit dem Knöchel auf seinen Schreibtisch.
    »Es geht allen gut«, sagte Roosevelt und wartete.
    »Schön, schön …« Die Stimme seines Vaters verebbte. Er schwieg kurz; dann trommelte er wieder nachdenklich auf den Tisch. »Letzte Nacht hat es einen Mord gegeben. Einer unserer Wissenschaftler wurde umgebracht. Dr. Jack Smalls.«
    »Das ist ja schrecklich.« Roosevelt dachte kurz über den Namen nach, konnte ihn aber nicht unterbringen. Genico war ein riesiges Unternehmen mit zahlreichen Abteilungen und einem Heer von Mitarbeitern.
    »Smalls hat an unserem Manna-Programm gearbeitet. Sein Tod ist ein schrecklicher Verlust für die wissenschaftliche Gemeinde. Ich möchte, dass du dich um die Sache kümmerst.Smalls war ein geschätzter Mitarbeiter, und wir sorgen für unsere Leute.«
    »Natürlich. Gibt es schon Verdächtige?«
    »Die Polizei ermittelt noch. Ich glaube, sie sind noch mit der Untersuchung des Livingston-Hauses beschäftigt.« Saxton Senior zuckte mit den Schultern. »Ich habe gehört, es könnte ein Transkriptor gewesen sein, aber wer weiß … Erst der Bombenanschlag, und jetzt das. Die Situation für die Transkriptoren dürfte in nächster Zeit deutlich schwieriger werden.«
    »Hast du Mitleid mit ihnen?«
    »Wie kann man jemanden bemitleiden, der so perfekt ist?« Kurz schwieg Saxton Senior; dann fuhr er fort: »Ich habe mein Leben um sie herum aufgebaut. Du weißt, dass ich mich immer bemüht habe, ein guter Vater zu sein. Ich habe ein Erbe für meine Familie aufgebaut. Für meine Söhne. Ich wollte, dass sie dieses Erbe eines Tages antreten, und jetzt schmerzt es mich zu sehen, dass einer von ihnen es nicht kann.«
    »Was meinst du damit?«
    Saxton Senior atmete tief durch und breitete die Hände aus. »Ich habe nicht mehr viel Zeit, und von Zeitverschwendung habe ich noch nie etwas gehalten. Lass mich also gleich auf den Punkt kommen.«
    Über ihnen zogen weiterhin die Börsenzahlen

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