Golem - Golem - Genome, Inc.
sagte Dolce. »Du hingegen weißt es nie.«
Saxton blickte sie verärgert an. »Wenigstens habe ich immer schöne Dinge gehabt.«
Dolce nickte zu der Blondine. »Kümmere dich um deine Freundin. Mach ihr ein paar schöne Stunden. Ich bin sicher, in einer Woche wirst du dich nicht mal mehr an ihren Namen erinnern.«
New York City, Bellevue Hospital, Pathologie
D ie Dame von Genico schlug die Hand vor den Mund und erstickte einen Schrei, als die Labortechniker die Decken auf den Leichen von Dr. und Mrs. Smalls zurückschlugen. Die Frau trug blaue OP-Kleidung und darunter eine weiße Bluse. Das blonde Haar hatte sie sich zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden.
»Sie sind es«, presste sie zwischen den Fingern hindurch.
Sie war völlig aufgelöst und zog ein zerknülltes Taschentuch aus ihrem Kittel. Sie hatte sich ein Namensschild an die Brusttasche geklemmt. Arden trat näher, um den Namen lesen zu können.
Elsie Woods, Genico Laboratories.
»Es tut mir sehr leid, Mrs. Woods.«
Sie nickte und drückte sich das Taschentuch auf die ohnehin schon rote Nase.
»Dr. Smalls hat für Genico gearbeitet?«
Sie nickte erneut. »In der Virologie.«
»Er hat mit Manna gearbeitet?«
»Er hat nach einem Heilmittel für Manna gesucht, ja.«
Es folgte eine lange Pause. Arden rieb sich die Schläfen. Die Welt hatte einen wichtigen Mann beim Kampf um das Leben seiner Tochter verloren. »Hatte er Feinde?«
Elsie schüttelte den Kopf. »Nein. Alle haben ihn geliebt. Erwar brillant. Er hat an der Lösung einiger der wichtigsten Rätsel auf dem Gebiet der Genetik gearbeitet. Nur er hätte dieses Puzzle zusammensetzen können.«
Arden fragte sich, ob alle Wissenschaftler ihre Arbeit als Puzzle betrachteten: das Stück hierhin, das Stück dahin … nein, passt nicht, noch mal von vorn. »Rätsel« ließ es irgendwie nach Spaß klingen. Wie eine amerikanische Familie in den 50ern, die sich am Weihnachtsabend beim Eierpunsch am Tisch versammelt und gemeinsam ein Norman-Rockwell-Puzzle legt. Dazu läuft Bing Crosby im Radio, und alle tragen rote Weihnachtspullover.
Aber Ardens Tochter war kein Puzzle. Sie lag im Sterben. Ihr lief die Zeit davon.
Und Smalls hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als sich ermorden zu lassen. Arden kannte Smalls nicht – der Mann war ihm sogar ziemlich egal –, aber wer immer Smalls getötet hatte, hatte jenen Mann ermordet, der möglicherweise das Heilmittel für Manna gefunden hätte, und das machte Arden furchtbar wütend.
»Darf ich mir mal sein Büro anschauen?«, fragte er.
Elsie nickte. »Sicher.«
Es war nur eine kurze Fahrt bis zum Genico-Gebäude. Die Wissenschaftlerin sagte nicht viel, schluchzte nur dann und wann leise. Arden hörte Radio und dachte über Puzzles nach. Er parkte seinen Crown Vic auf dem Bürgersteig vor dem Genico-Gebäude; dann half er Elsie Woods aus dem Wagen. Über ihnen war ein leises Grollen zu hören. Arden hob in dem Moment den Blick, als die Magnetschwebebahn auf der Rückfahrt von Bloomberg Island vorbeiraste. Fünfzig Fuß über ihnen strömten Autos mitten durch das Genico-Gebäude hindurch. Nachdem man entdeckt hatte, wie man Energie aus Algen gewinnen konnte, wurden sämtliche Magnetschwebebahnen und Autos mit Biodiesel angetrieben. Dabei war es noch gar nicht so lange her, dass harte Männer in glühender Sonne und klirrender Kälte Schienen durch den Wilden Westen verlegt hatten und dass Menschen wirklich noch Menschen gewesen waren.
»Hier entlang«, sagte Elsie Woods.
Sie führte Arden durch den Haupteingang, an der Sicherheitsschleuse vorbei und in ein großes Foyer. Volumetrische Displays zeigten Bilder in leuchtenden Farben: Eine Fünfjährige mit makellosen blauen Augen löste komplexe mathematische Aufgaben. Ein alter Mann spielte Squash wie ein Teenager. Genico bot Träume, ein Leben frei von Anstrengung, Alter und Schmerz.
Genico. Erfülle deinen Traum.
»Als mein Vater klein war, war das Leben noch beschissen, und die Arbeit war hart und schweißtreibend«, bemerkte Arden.
»Das ist eine sehr traditionelle Art der Lebensführung«, erwiderte Elsie, als sie den Aufzug betraten.
»Vielleicht ist es uns so bestimmt.«
Elsie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Aber würde sich unsere Technologie nicht entwickeln, würden wir noch immer in Höhlen hausen, an den Pocken sterben und versuchen, unsere Nahrung mit bloßen Händen zu fangen. Ein wenig Veränderung ist also gar nicht so schlecht. Das werden Sie doch
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