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Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
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Oberlippe und schaute sich dann den Finger an: Er war rot.
    »Du solltest jetzt wirklich nach Hause gehen und noch ein bisschen schlafen.«
    »Ich fühle mich großartig.« Saxton tätschelte seinem Bruder beruhigend den Arm. »Ich muss … nur …«
    Saxton hielt mitten im Satz inne, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Entsetzt beobachtete er, wie der Basquiat an der Wand plötzlich zum Leben erwachte. Der gelbe Mann öffnete den Mund und sprach zu Saxton in einer Flut von Farbe: »Analysten empfehlen den Verkauf von …«
    »Ich muss …« Saxton stieß seinen Bruder weg, stolperte über die Sofakante und wäre fast nach hinten gefallen. »Ich muss zur Arbeit …«
    Roosevelt fing ihn auf. »Immer mit der Ruhe, Bruderherz.«
    Plötzlich war Saxtons Kopf wieder klar. Er drehte sich um und marschierte entschlossen davon. Dabei stieß er eine Transkriptorenkellnerin über einen Tisch und schleuderte einen Boy-George-Doppelgänger gegen die Wand. Er durfte keine Zeit verschwenden. Es ging auf den Morgen zu. Jetzt hieß es, Geld zu verdienen.
    Auf der Straße winkte er ein Taxi herbei.
    »Ich gebe Ihnen meine Uhr, wenn Sie mich zur Financial Plaza fahren«, sagte Saxton und wedelte mit seiner Blancpain Villeret. »In weniger als zehn Minuten.«
    »Nein, das mache ich nicht.« Der Fahrer schüttelte den Kopf.
    »Zehn Minuten, und die Uhr gehört Ihnen.«
    »Nein.«
    »Was ist denn so kompliziert daran? Sie beten doch einen Elefanten mit zehn verdammten Armen an! Wie können Sie da nicht verstehen, was ich sage?« Saxton griff in seine Börse, holte einen Hundertdollarschein heraus und schob ihn durch den Geldschlitz. »Okay, dann bekommen Sie eben Bares. Fahren Sie einfach. Financial Plaza.«
    Das Taxi jagte los. Saxton hielt sich fest, als der Wagen durch die leeren Straßen der Transkriptorenzone von Midtown schoss. Dann vibrierte sein Handy. Saxton nahm den Anruf entgegen.
    »Was tust du da?« Sein Bruder klang beinahe trotzig. »Sag mir, dass du nach Hause fährst.«
    »Nö. In Hong Kong wird schon gehandelt«, sprudelte Saxton hervor. »Die Rupie ist überbewertet. Ich werde noch vor dem Frühstück eine Million machen.«
    »He! Immer langsam mit den jungen Pferden«, mahnte Roosevelt. »Offenbar hat hier jemand zu viel gekokst.«
    Das Taxi hielt an der Financial Plaza, und Saxton stieg aus, ohne ein Wort an den Fahrer zu verschwenden. Dann sprintete er zum Eingang des Genico-Gebäudes, das Handy noch immer am Ohr.
    »Bitte sag mir, dass du in deinem Zustand nicht arbeitest«, flehte Roosevelt.
    »Ich bin bereits bei der Arbeit«, erwiderte Saxton, wobei er gegen die Glastür hämmerte, um die Aufmerksamkeit des Wachmanns zu erregen.
    Der Wachmann, ein alter Farbiger, den Saxton noch nie gesehen hatte, öffnete vorsichtig die Tür. Saxton platzte heraus: »Ich bin Phillip Saxton. Ich habe meine Schlüsselkarte zu Hause liegen lassen. Meinem Vater gehört das Gebäude. Melde mich zur Arbeit.«
    Der Wachmann beäugte kurz Saxtons Kleidung und nickte dann. »Ich weiß, wer Sie sind, Sir.«
    »Gut. Wie geht es Ihrem Portfolio?«
    Saxton rannte an dem Wachmann vorbei, ließ den Aufzug links liegen und stürmte drei Stockwerke die Treppe hinauf, bevor er langsamer wurde. Dann drückte er doch den Aufzugknopf und wartete ungeduldig. Sein Handy klingelte erneut, und er sah den Namen seines Bruders auf dem Display. Ohne nachzudenken, schleuderte Saxton das klingelnde Handy von sich und schaute ihm hinterher, wie es über die Balustrade flog und dann in die Lobby hinuntersegelte. Über ihm surrte der Maglev-Zug vorbei.
    Die Aufzugtür glitt auf.
    Im 89. Stock war es dunkel und menschenleer. Saxton rannte durch das Großraumbüro, vorbei an ausgeschalteten Monitoren. Die bewegungssensitive Beleuchtung erwachte zum Leben. Schließlich stieß Saxton die Glastür zu seinem Büro auf. Die Telefone lockten ihn. Sein Computer rief nachihm. Hinter ihrer Glasscheibe schien das Modell der Alinghi über den Schreibtisch zu gleiten.
    Eine warme Flüssigkeit lief Saxton aus der Nase. Er war schweißgebadet. Das alles war zu viel.
    »Der Sampmarkt ist flau. Wir empfehlen zu verkaufen.«
    Saxton wankte ein paar Schritte nach vorn. Die Welt drehte sich. Der Markt schloss.

Der Götze Gier
    R oosevelt fand seinen Bruder mit dem Gesicht nach unten mitten im Büro. Saxton trug noch immer die Kleidung, die er bereits im Palladium getragen hatte: einen weißen Leinenanzug mit pfirsichfarbenem Hemd. Sein Kopf war zur Seite gedreht, und

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