Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Golem - Golem - Genome, Inc.

Titel: Golem - Golem - Genome, Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Delaney
Vom Netzwerk:
Lieberman war wieder zu sehen; es war eine Wiederholung von CNN Market Score von diesem Nachmittag. Lieberman erklärte das Marktpotenzial von Genicos Organersatzprogramm. Roosevelt war mit diesem Programm vertraut. In Laboren wurden genetisch perfekte Organe gezüchtet und dann an die verkauft, die sie brauchten. Patienten konnten die Organe auch leasen, doch wenn die Leasingraten nicht gezahlt wurden, versuchte Genico, sich die Organe zurückzuholen. Ziemlich unheimlich das Ganze. Aber das war der Weg, auf dem Lieberman das Unternehmen zu noch größerem Profit führen wollte. Wenn Roosevelt bei Genico die Herrschaft übernahm, würde er das als Erstes ändern.
    Aber für heute hatte er genug von Lieberman.
    Er schaltete auf Kanal 31 um.
    Dort lief ein alter Cartoon von Warner Brothers. Marvin the Martian schaute durch ein riesiges Teleskop auf die Erde hinunter.
    Roosevelt stellte den Ton ab.
    Kurz schaute er sich die stummen Bilder an; dann schweifte sein Blick am Fernseher vorbei zu den großen Fenstern. Draußen, jenseits des Flusses, war die Stadt ein Meer aus Licht. Ein Zug donnerte vorbei. Auf jedem Gebäude waren riesige Reklamemonitore montiert, die in Dauerschleife Werbung zeigten. Roosevelt schaute sich eine davon an: einen Spot für das Deco Casino in der Transkriptorenzone. Ein Rudolph-Valentino-Klon sang vor einem Hintergrund aus Pokertischen.
    Roosevelt nippte an seinem Saft.
    Früher am Abend hatte er in der Nähe ihres Gebäudes mehrere Streifenwagen gesehen. Ein neuer Mord vielleicht? Niemand war mehr sicher. Alle wussten, dass die Kriminalitätsrate drastisch gestiegen war. Kein Wunder, dass die Leute manchmal verrückt wurden. Andererseits war das nur zu verständlich, wenn man die Leute zu Waren degradierte. Die Liebermans dieser Welt versuchten, den Menschen ihre Menschlichkeit zu nehmen.
    »Kannst du nicht schlafen?« Dolce kam ins Zimmer und schaute Roosevelt verschlafen an.
    »Nein. Ich habe an Afrika gedacht … was ich dort gesehen habe. Wie schrecklich es ist.«
    »Diese Menschen brauchen eine Stimme«, sagte Dolce. »Wenn du die Kontrolle über Genico übernimmst, kannst du ihnen diese Stimme vielleicht geben.«
    Roosevelt nickte. Mit Dolce an seiner Seite fühlte er eine Kraft in sich, die er vorher nie gekannt hatte. Selbst in seiner Footballzeit hatte er sich nicht so gefühlt. Er zog sie an sich und strich ihr mit der Hand über den Hinterkopf. Plötzlich erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Das Licht draußen veränderte sich mit einem Mal. Die Reklametafeln erloschen.
    Dolce spürte die Veränderung in seinem Körper und hob den Blick. »Was ist?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Roosevelt. »Schau mal raus.«
    Irgendetwas Bedeutsames musste geschehen sein. Die Tafeln blieben noch kurz abgedunkelt; dann erschienen zwei Worte auf den Schirmen.
    Mord. Flucht.
    Ein Transkriptor musste entkommen sein und jemanden ermordet haben. So etwas geschah von Zeit zu Zeit. Es waren so viele Transkriptoren gebaut worden, dass man unmöglich alle im Auge behalten konnte. Offenbar hatte sich einer in dem tumultartigen Durcheinander während der Spiele an diesem Abend befreit. Roosevelt starrte eine Zeitlang auf die Worte, bis die Buchstaben sich langsam auflösten und schließlich verschwanden. Dann erschien ein anderes, sich drehendes, dreidimensional projiziertes Bild. Diesmal war es ein Gesicht.
    Dolce packte Roosevelts Hand.
    Es war sein Gesicht.
    Auf jeder Videotafel. Roosevelts Gesicht drehte sich dort und schaute ihn an. Dann erschien sein Name daneben in großen weißen Buchstaben.
    Thomas Roosevelt.
    Entflohener Transkriptor. Gesucht wegen Mordes. Belohnung.
    Roosevelt starrte auf die Tafel. Neben ihm erschien der digitalisierte Kopf einer blonden Frau. Mit angenehmer Stimme sagte sie: »Dieser Transkriptor ist aus einer Sicherheitsanlage entkommen und versteckt sich nun mitten unter uns. Laut Gesetz über flüchtige Transkriptoren ist es jedermann verboten, einem gesuchten Transkriptor Unterschlupf zu gewähren. Zuwiderhandlungen werden mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft. Dieser Transkriptor versteckt sich unter dem Namen Thomas Roosevelt und ist als gefährlich einzustufen. Um Ihrer eigenen Sicherheit willen sollten Sie deshalb Ihre Häuser vorerst nicht verlassen.«
    Was war hier los?
    Roosevelt nahm seine Börse vom Tisch, holte die Plastikkarten heraus und breitete sie aus. Erst sein Führerschein. Auf dem Holobild stand zu lesen: »Eingezogen. Gerichtsbeschluss

Weitere Kostenlose Bücher