Golem - Schicksalstraeger
Vorderlauf war noch zum nächsten Schritt erhoben, doch ich ignorierte ihre Frage und so lief sie weiter und ließ es auf sich beruhen. Eine Nichtantwort war ihr Antwort genug.
»Was sollte sie sonst in diese Gegend verschlagen?«, fragte ich und war mir sicher, dass Sykora diesen Wolkenbruch bestellt hatte. Ich mochte zwar durch meinen Fasttod all meine magischen Fähigkeiten, einschließlich der die Ströme zu spüren, verloren haben, und ich mochte Sykora noch nicht all zu oft ein Unwetter befehligen sehen haben, dennoch erkannte ich ihre Handschrift.
Können wir umdrehen? Ich bin sicher sie wird nicht gerade an irgendeinem Berg kraxeln.
Klar können wir und ich garantiere dir der Fall wird tief sein, ehe das Tal kommt. Der Boden ist so weich und rutschig, dass ich mich wundere, dass wir überhaupt noch vorwärts kommen. Falls Sykora hierfür verantwortlich ist, erinnere mich dran, dass ich ihr dafür in den Hintern beiße. Mein schönes Fell ist voller Modder und meine Hinterkarre macht sich dank des aufgeweichten Bodens gerne selbstständig. Aber wenn Tölpel gedenkt umzudrehen, dann sollte er bevorzugt selbst mal versuchen hier zu gehen.
Puh, hatte sie eine miese Laune! Ich glaube am liebsten wäre ihr tatsächlich eine gute Hexenjagd. Bis zu einem gewissen Grad konnte ich es ihr auch nicht verübeln. Wie wir alle war sie sicher hungrig und völlig durchnässt. Noch dazu glaubte ich, dass eine Wölfin bei diesem Wetter eigentlich eher ein Nickerchen machte und sie ohnehin müde war.
Es wurde noch dunkler. Automatisch suchte ich den Himmel ab und sah wie sich rasant immer mehr und immer höhere Wolken auftürmten. Blitze zuckten schnell und geräuschlos an ihnen entlang. Ich ahnte, dass Sykora nicht mehr weit entfernt war. Vermutlich stand sie direkt unten im Tal. Mir wurde mulmig zu Mute. Sollte sie sich tatsächlich austoben, dann konnte das für uns schlimme Folgen haben.
Setz mich ab.
Bist du des Wahnsinns? Schlecht-zu-Fuß trifft steilen Berghang, wer gewinnt? Das Tal! Es bekommt einen neuen Anstrich …
Sehr lustig und jetzt lass mich runter!
Widerwillig kniete sie sich in den Matsch und das erste was ich tat, als ich von ihrem Rücken glitt, war mich ganz elegant auf den Hosenboden zu setzen. Die Wölfin schüttelte verständnislos den Kopf. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich war mir ja selbst nicht einmal sicher, was ich vorhatte.
Auf meinem Hosenboden rutschend wagte ich es, mich zum Rand des Berghanges zu begeben. Wir waren noch nicht so weit vom Tal entfernt wie ich gedacht hatte. Dort unten konnte ich eindeutig jemanden erkennen.
»Sykora!«, rief ich so laut ich konnte. Doch das Hexchen reagierte nicht.
»Sykora!«, versuchte ich es nochmals, doch ohrenbetäubender Donner schluckte meinen Ruf. Ich blinzelte gegen den Regen an und sah wieder zum Himmel. Inzwischen befand sich eine nachtschwarze Gewitterfront direkt über uns. Ich spürte bereits die ersten Anzeichen dafür, dass Sykora auch noch einen Sturm entsenden würde.
Ich verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen, als ich einer Bewegung hinter Sykora gewahrte. Es war etwas das sich irgendwo zwischen Tänzeln, Humpeln und Hüpfen bewegte. Etwas das Sykora nicht bemerkte. Ich hatte das Gefühl, dass, was auch immer da hinter ihr war, ihr nichts Gutes wollte.
Der Sturm peitschte los. Blitze zischten nieder.
»Sykora, hinter dir!«, versuchte ich sie zu warnen, als ich sah wie sich ein krüppliger Arm zum Schlag erhob.
Doch sie hörte noch immer nicht und ich wurde mit blankem Entsetzen Zeuge wie Sykora zu Boden ging. Völlig ohne, dass sie die Gefahr auch nur zur Kenntnis genommen hätte. Das Gewitter lichtete sich schlagartig und ich erkannte den Fäulnislebenden.
Ob er wohl wusste, dass ich hier oben war?, fragte ich mich mit offenem Mund und bekam Angst. Das letzte Mal hatte er versucht mich zu töten, warum auch immer. Er hatte es versucht. Gedankenverloren an den Moment, als mich seine Klauen trafen, strich ich über meine Narben.
Der Fäulnislebende sah nicht auf, trotzdem verfolgten meine geschockten Augen wie er denselben Weg nahm, der uns hier raufgeführt hatte. Und er war schnell. Viel schneller als wir.
»Versteckt euch!«, rief ich den anderen zu. Sie sahen mich so irritiert an, als hätte ich von ihnen verlangt ins Tal zu springen.
»Warum?«, fragte Edoron.
»Weil er kommt. Und er ist glaube ich gefährlich.«
»Wer?«
»Mein Tsurpa.« Die beiden anwesenden Tsurpa runzelten die Stirn, suchten mit den
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