Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Golem - Schicksalstraeger

Golem - Schicksalstraeger

Titel: Golem - Schicksalstraeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline S. Brockmann
Vom Netzwerk:
der Ausgang des Krieges nicht nur über die Menschen, sondern auch über die alten Mächte. Laut Leben würde es vergehen, wenn Silvia siegreich hervor gehen würde. Dann hätte Tod zwar noch eine »Daseinsberechtigung«, doch seine Aufgabe Lebende zu den Toden zu rufen würde überflüssig werden.
    Das jedenfalls dachte Leben, weshalb sie felsenfest davon überzeugt war, dass sich auch jene in diesen Krieg einmischen sollten, die gewöhnlich über den weltlichen Belangen standen. Nicht so weit, dass sie tatsächlich am Krieg partizipierten, doch weit genug um Silvias Gegnern eine Chance einzuräumen. Was sie damit taten wäre ihre Entscheidung. Doch eines stand fest: Solange der König an seiner Lüge festhielt und sich die königliche Heerschar auch gegen die aufständischen Magier und deren Anhänger richtete, solange hätte Silvia den Sieg sicher.
    Erst wenn die alten Wege wieder tapfer und stolz beschritten würden, wie von diesem Skorn hier, könnte die Schlacht ein anderes Ende finden. Und auch dann war ihnen der Sieg nicht sicher.
    Tod seufzte tief und verpasste Skorn damit eine eisige Gänsehaut. Skorn konnte ihn nicht hören oder sehen, aber wahrnehmen konnte er ihn dennoch. Tod hörte ihn fragen, ob er wegen ihm hier sei.
    Tod war sich unschlüssig. Er wollte unter keinen Umständen, dass das Leben verging. Doch abermals auf einen Toten zu verzichten fiel ihm auch nicht leicht. Immerhin brachte ein Überlebender des Todes schon die Waagschale zum schwanken bei einem Zweiten, Dritten, Vierten …
    Tod müsste auf Leben vertrauen, um eine Katastrophe zu verhindern. Denn zwangsläufig war es für Tod schwer zu verbergen, dass er überlebt wurde. Sollten die Toten davon erfahren, hätte er eine Revolte in seinem Reich am Hals, die außer Kontrolle geraten könnte. Dadurch würden die Toten sein Reich letztlich verlassen und als Geister auf Erden wandeln. Und Geister, Dämonen waren eine schlimme Sache, aber Geister, fand Tod, die schrecklichste von allen.
    Dummerweise vertraute er Leben seit je her. Sie hatte ihn nie belogen oder betrogen und immer hatte sie irgendwie recht behalten. Diese Fakten waren es, die Thanatos dazu bewogen Skorn am Sterben zu hindern.
    Er würde Skorn nicht heilen, trotzdem würde er ihn auch nicht hinübergehen lassen.
    Mit seiner eisigen, knöchernen Hand kreiste er über Skorns Gesicht, berührte mit Zeige-und Mittelfinger dessen Stirn und extrahierte in einer sanften Aufwärtsbewegung die Verbindung zur Silvia.
    Er hatte sie als rötlichen schleimigen Faden an seinen Fingern kleben und ließ den Faden mit seiner Macht des Todes sterben. Was einst Rot war, wurde schwarz und verdorrte. Kurz zweifelte er, dass seine Entscheidung richtig gewesen war. Immerhin hatten sich die alten Mächte nie in das Schicksal der Menschheit eingemischt. Nun ja, außer der Mutter natürlich, das Sein. Aber die Mutter war ja auch erhaben über alles andere.
    Sie veränderte sich, manchmal das Leben, manchmal den Lebensraum. Mutter liebte viel Tamtam und großes Theater, Wunder und Rätsel und, wen wundert’s, Veränderungen. Sie war alles und alles war sie.
    Tod hätte Skorn gern ein Stückchen begleitet, jedoch spürte er, dass die Toten, wie so oft dieser Tage, unruhig waren und ein Aufruhr war das Letzte, was er gebrauchen konnte. Als er sich von Skorn abwandte, stand die Lichtgestalt Leben hinter ihm und lächelten ihn an.
    Sie trat ganz nah an ihn heran und sagte: »Ich danke Dir, mein Liebster!« Sie küsste ihn auf die Stirn und obwohl Tod normalerweise recht gefühlstaub war, rann ein gigantischer kribbelnder Schauer über seinen Körper. Er schüttelte sich. Er liebte dieses Gefühl, diese Aufregung einerseits, andererseits erschien es ihm immer so kurios auf einmal so lebendig zu sein.
    Skorn ließ er frierend zurück. Vom Tod mit der Todeskälte berührt worden zu sein fühlte sich für ihn so an, als würde die stechende Kälte seinem Körper das letzte Bisschen Leben rauben.
    Er war fest davon ausgegangen, dass der Tod ihn bereits am Wickel hatte, doch nachdem dieser verschwunden war, spürte er wie dieses Gefühl trotz allen Umständen nachließ. Er dachte sich sicher und ließ es zu, dass er einschlief. Viel länger hätte er dem Bedürfnis zu schlafen ohnehin nicht standhalten können.
    Im Gegensatz zu seinen schlimmsten Befürchtungen kam die kleine Fee aber wieder und sie hatte Hilfe im Schlepptau.
    Trunkfee hatte sich noch nicht entschlossen, ob sie Skorn für seine Blindheit nicht

Weitere Kostenlose Bücher