Golem - Schicksalstraeger
war. Er hatte nun etwas freundliches in seinem Gesicht, dass zwar noch immer das eines Fäulnislebenden war, sich jedoch deutlich von der Fratze der dunklen Tsurpa unterschied.
Er wirkte nicht mehr verloren und sah sogar zuversichtlich aus.
Oskar wandte sich von den Beiden ab und führte Kaliß Armee in die Schlacht. Silvana sah ihm lange nach und hoffte darauf ihn bald unter besseren Umständen wiederzusehen. Und sie sollte ihn eher wiedersehen als sie dachte.
Der Hinterhalt
Skorn fühlte sich einen winzigen Augenblick so, als würde ihn bloße Energie durchfließen und haften bleiben. Es war sonderbar. Aber er dachte, dass es vielleicht an der Situation lag. Sie drangen schließlich auf Dradarkos Rücken immer weiter zur Königsstadt vor. Dem Ort an dem die Hexe herrschte. Sollte ihn das nicht eigentlich unruhig stimmen?
Jedoch nahm Skorn sich nicht die Zeit sich darüber zu wundern. Stattdessen ließ er seinen wachsamen Blick über den Boden unter, die Luft über und die Weite zu allen Seiten von ihnen streifen. Nirgendwo rührte sich etwas.
Was die Hexe getan hatte erinnerte ihn an die Vorhut einer Apokalypse. Sie musste aufgehalten werden. Wenn Zuversicht und Entschlossenheit alles waren, was Kaliß in ihm sehen musste, damit er stark war, würde Skorn ihn dies sehen lassen.
Dabei war er bereits im Kampf gewesen, hatte Männer und Frauen fallen sehen, hatte erlebt zu welch grausamer, brachialer Gewalt die Anhänger der Hexe fähig waren und am eigenen Leib erfahren, was die Hexe selbst einem jeden antun konnte. In Wahrheit hätte er sich gewünscht davonlaufen zu können, denn diesen Kampf würden sie so wahrscheinlich nicht gewinnen. Jeder der gerade auf Dradarkos Rücken saß, war so gut wie tot.
Alles was seine Fassade aufrecht hielt war der Glaube, dass ohne Kaliß diese Welt tatsächlich unterging.
Er schaute seinen Sohn an der weiter vorne saß. Seufzend dachte er daran, dass er sowie Sykora, Kaliß und er selbst die Sonne vielleicht nie mehr aufgehen sehen würden.
Er umfasste kräftig den Schaft seines Schwertes und wenn schon! Besser kämpfend sterben, als den Tod auf der Flucht vor der Hexe und ihren Schergen zu finden. So brauchten sie nicht bangen. Es gab schließlich nur Sieg oder Niederlage. Skorn würde, wenn nötig, dafür sorgen, dass die Hexe keine Gefangenen nehmen konnte. Keiner ihrer Verbündeten sollte erleiden, was er erlitten hatte.
Hoffentlich ging es Minchen und Aidra gut. Und hoffentlich würde Silvana noch den Frieden erleben.
Doch am aller Meisten hoffte Skorn auf ein Wunder, beschloss aber diesem Wunder mit seinem Schwert auf die Sprünge zu helfen. Und wenn es das Letzte war, was er tat. So lange auch nur ein Quäntchen Leben in ihm war, würde er kämpfen!
Hinter einigen Felsen in der Nähe von Königsstadt landete Dradarko.
»Scheint alles ruhig zu sein«, brummte er leise.
»Den Weg bis zur Königsstadt müsst ihr alleine gehen. Sie würden mich entdecken, wenn ich näher heranflöge.«
Kaliß musterte den Drachen misstrauisch. So viel Hass wie er inzwischen für den schwarzen Drachen entwickelt hatte, gereichte nun um Verrat zu wittern. Aber bisher gab es dafür keinerlei Anzeichen. Dass Dämonen einen schwarzen Drachen prima am Nachthimmel sehen konnten, war auch gemeinhin bekannt. Aber Kaliß witterte eine Falle. Doch gab es dafür keine Anhaltspunkte.
»Du wirst nicht mit uns kämpfen?«, fragte er und suchte dabei nach Antworten, die unterschwellig lauern könnten.
»Wir könnten einen Drachen deines Kalibers bestimmt gebrauchen.«
Dradarko schüttelte den Kopf.
»Ich werde in der Drachenfeste gebraucht. Solltet ihr scheitern, wird meinesgleichen ihren König dringend benötigen.«
Auch das klang schlüssig, jedoch kribbelte es in Kaliß. Dieser Drache musste ihm noch einen Grund geben, damit er auf in losgehen konnte oder sich zumindestens verplappern, was die Falle anging.
Dradarko spannte die Flügel wieder.
»Ich wünsche euch alles Gute«, warf er der Gruppe über die Schulter zu, sah Kaliß dabei jedoch kurz an und schaute schnell wieder weg.
»Du bist mutiger als ich annahm.«
Als er abhob, glaubte Kaliß ein » Verzeih …« von dem Drachenkönig zu hören. Es konnte sicherlich auch Einbildung gewesen sein.
Als das Geräusch des Flügelschlags in der Nacht verschwand, war wieder alles ruhig.
Misstrauisch blickte Kaliß sich um. Etwas lag in der Luft. Er war sich so sicher. Er spürte die Spannung und hörte die Ruhe. Es war wie kurz vor
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