Golf Anatomie: Illustrierter Ratgeber für mehr Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer im Golf (German Edition)
auszuführen. Der Golflehrer musste also um diese Einschränkungen herumarbeiten.
Allein in den USA werden jährlich Millionen Dollar für Golfstunden ausgegeben, und dennoch hat sich das nordamerikanische Durchschnitts-Handikap seit 30 Jahren nicht verändert. Offensichtlich konzentrierte sich der Golfunterricht rein darauf, die Ästhetik und das äußere Erscheinungsbild des Schwungs zu verbessern, nicht aber die Qualität der ausführenden Bauteile, welche die Fähigkeit eine Bewegung zu erzeugen entweder verbessern oder verhindern. Jeder Mensch unterscheidet sich vom anderen durch einen unterschiedlichen Bewegungsradius seiner Gelenke. Manche sind sehr mobil, manche sind nur eingeschränkt beweglich. Wer seine Schultern im Ruhezustand nicht voll nach jeder Seite aufdrehen kann, kann dies auch nicht während des gesamten Bewegungsumfangs des Schwungs. Dies zu erwarten macht keinen Sinn. Das Problem ist, dass viele Golfer bei ihren Ballübungen versuchen, Positionen einzunehmen, die ihnen aufgrund ihrer eingeschränkten körperlichen Mobilität gar nicht möglich sind. Dies kann erst funktionieren, wenn ihre Beweglichkeit und Kraft durch entsprechendes Training ausreichend verbessert sind.
Es ist also nötig, die eigene Fitness erst auf ein gewisses Niveau zu bringen, bevor angestrebte Veränderungen des Schwungs effizient laufen. Der Schwung ist im Grunde eine sehr unnatürliche Bewegung. Der Körper kann ihn ohne richtige Vorbereitung nicht in der gewünschten Weise ausführen.
Aber was zeichnet eine gute Fitness beim Golfen eigentlich aus, und wie kommt man dazu? Jede Sportart stellt verschiedene Ansprüche, und Golf bildet hier keine Ausnahme. Golffitness unterscheidet sich allerdings stark von einer allgemeinen, im Studio antrainierten Fitness. Jeder weiß, dass Golf ein Spiel der Gegensätze ist. Das wird beispielsweise deutlich, wenn man Anthony Kim oder Andres Romero dabei zusieht, wie sie den Ball mehr als 300 Yard weit schlagen. Wie bringt jemand mit so einer schmächtigen Statur den Ball so weit? Offensichtlich wirken hier andere Kräfte als allein die reine Muskelkraft. Verschiedene körperliche Fähigkeiten müssen zusammenwirken, unter anderem ein hohes Maß an Beweglichkeit, Stabilität und Gleichgewicht.
Der Schwerpunkt beim Fitnesstraining für Golfer liegt auf den Bereichen Beweglichkeit, Stabilität, Gleichgewicht, Körperbewusstsein (Propriozeption), Funktionskraft und Schnellkraft. Genauso wichtig wie diese Bestandteile ist der Trainingsaufbau. Die richtige Reihenfolge der Übungen ist am wirkungsvollsten und minimiert das Verletzungsrisiko. Wer nur auf Kraft trainiert, ohne seine Mobilität erhöht zu haben, erzielt beim Golfspiel nur minimale Fortschritte. Eine starke Basis aus Beweglichkeit und Stabilität ist der grundlegende Baustein für einen Körper, der wirklich fit für den Golfschwung ist.
Erzeugung von Schlagkraft und Geschwindigkeit
Für die weltbesten Topgolfer ist es heute üblich, ihren Golfschwung im Hinblick auf eine effizientere Krafterzeugung zu überarbeiten. Golf Anatomie will daher allgemeine Übungen für eine bessere Fitness sowie wichtige Grundlagen vorstellen, die von den besten Golflehrern und Pros für den technisch ausgereiften Golfschwung vermittelt werden.
Viele Fehler, die man auf den weltweiten Driving Ranges beobachtet, rühren daher, dass die Schwunggeschwindigkeit mit den Armen erzeugt wird. Wer eine maximale Schlagkraft mit nur minimaler Belastung des Körpers erzielen will, muss den Boden als erstes Glied der Kraftübertragung nutzen. Laut Newtons „Reaktionsprinzip“, dem dritten Bewegungsgesetz, wird jeder Kraft, die ein Objekt auf ein anderes ausübt, die gleiche Kraft in umgekehrter Richtung entgegengebracht. Wenn also der Golfspieler beim Durchschwung aktiv seine Beine einsetzt, wird vom Boden die gleich große Kraft zurück in seinen Körper geschickt, die Ground Reaktion Force (Bodenreaktionskraft GRF). Sie wird über die Beine in das Becken, weiter in die Körpermitte („Core“), den Schulterbereich, die Arme und schließlich über den Golfschläger auf den Ball übertragen. Durch die möglichst effiziente Übertragung dieser Energie vom Boden zum Ball wird im Körper die individuell größtmögliche Kraft generiert.
Die Energie bewegt sich mithilfe der kinetischen Kette oder Bewegungskette des Körpers. Hier agieren die Körperteile als System von Kettengliedern, bei dem die in einem Körperteil erzeugte Energie oder Kraft erfolgreich
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