Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Schrimmelschrammelrüben geklaut hatte auf dessen Feld, tauchte der Bauer wie aus dem Nichts auf.
Wieder einmal erschauerte der Golgrimm und dann begann er mit dem Erklimmen der Stufen dieser Treppe, welche sich wie eine Wendeltreppe weit hinauf durch das Innere des Berges schraubte, bis hin zum Gipfel des Finsterspitz, wo sich die Festung des Hexenmeisters befand. Immer wieder sah er nach oben, doch ein Ende der Treppe war nicht in Sicht. Sie schien unendlich zu sein. Zugluft pfiff dem Kobold um die Ohren und trällerte traurige Balladen.
Hunderte von schweißtreibenden Stufen später offenbarte der unheimliche Nebel eine massive Tür.
Es könnten auch Tausende oder auch Millionen von schweißtreibenden Stufen gewesen sein, aber da der Golgrimm nicht wirklich zählen konnte, interessiert uns das hier auch erst mal nicht.
Es war eine Tür aus massivem Gestein. Weder Scharniere noch Knaufe oder Klinken waren zu sehen. Wie ein undurchdringlicher Felsblock war sie einfach da. Der kleine Kobold wollte sich dagegen stemmen, doch plötzlich schwang die Tür wie von Geisterhand auf, ohne dass der Golgrimm sie wirklich berührt hatte. Könnten Sie jetzt so wie ich die dürren Ärmchen des Golgrimm sehen, käme ihnen das jetzt auch unheimlich vor.
Ein lautes und dumpfes Knirschen und Schaben erklang, als die riesige Steintür über den Boden kratzte. Violetter und grüner Rauch quoll hervor, wand sich um des Golgrimms riesige Füße, begrüßte ihn mit einem freundlichen „Moin!“ und kroch weiter. Voller Ehrfurcht und ängstlicher Ungewissheit schritt der Kobold hinein.
Der imposante Saal war in dunkles, gespenstisches Licht getaucht. Unheimliche Schatten schlichen umher, verharrten, flüsterten in einer fremden Sprache miteinander, kicherten hämisch, schlichen weiter. Sie verharrten wieder, spielten eine kurze Zeit Karten miteinander, kicherten böse und schlichen erneut weiter.
Dann wich die Düsternis schlagartig, als sich hunderte im ganzen Raum verteilte Kerzen spontan wie von Geisterhand selbst entzündeten, flackernd aufleuchteten und den Saal in helles Licht tauchten, als würde der ganze Raum lichterloh brennen.
In der Mitte des Raumes stand der Hexenmeister, Golgrimms Chef, und hinter ihm quoll unendliches Wissen aus den tausenden Büchern der raumhohen Regale, die sich an den Wänden aneinander reihten. Der ohnehin schon sehr verängstigte Kobold zuckte jäh zusammen.
Wie gehabt war der Hexenmeister in seine lange Robe aus schwarzem Samt gehüllt und hatte die Kapuze tief in das Gesicht gezogen. Er stand da und murmelte seltsame Worte vor sich hin, während die gestickten goldenen Runen auf seiner Robe funkelten und leuchteten und sich immer wieder veränderten im Klang der magischen Worte. Sie tanzten auf dem Samt, wechselten die Positionen, drehten und wandten sich und verharrten wieder. Dann unterbrach der Hexenmeister, Golgrimms Chef, seine Gedanken.
„ Du kommst spät! “ donnerte seine Stimme wie ein Herbstgewitter zum kleinen Kobold herüber. Der Golgrimm zuckte zusammen.
„Tut mir leid, Chefchen...“ antwortete er kleinlaut. Seine Stimme zitterte. Langsam drehte sich der Hexenmeister zum Kobold herum, sein Körper bewegte sich steif und ungelenk. Nichts deutete auf die Nutzung von Gelenken oder Muskelpartien hin, es sah aus, als würde der Hexenmeister auf einer unsichtbaren Scheibe stehen und diese Scheibe diejenige war, die sich wirklich drehte. Es war gespenstisch und verdammt unheimlich!
„ Du erinnerst dich an deinen Auftrag, hoffe ich? “ fragte er. Der Golgrimm nickte heftig.
„Jajaja, Chefchen! Hab mir extra alles aufgeschrieben!“ Zur Bekräftigung seiner Worte patschte er mit seinen kleinen Händen auf die Tasche seines Mantels.
„ Und wie lautet dein Auftrag? “ fragte der Hexenmeister. Nervös fingerte der Kobold in der Tasche herum, holte einen zerknitterten Zettel hervor und las laut vor:
„Mehl, Zucker, frische Brötchen, Schrimmelschrammelrüben-marmelade, Milch,...“
„ NEIN! “ dröhnte des Hexenmeisters Stimme. Die Fläschchen und Tiegel, Schatullen und Kästchen erzitterten bei dem dunklen Klang, welcher aus allen Richtungen zugleich zu kommen schien, und angsterfüllt versuchten sie tiefer in die Regale zu kriechen. „ DER TALISMAN! DU SOLLST RAUSFINDEN WO DER TALISMAN IST UND IHN DANN HOLEN, VERFLIXT NOCH EINS!!! “
„Achja. Tschuldigung!“
Der Hexenmeister fasste sich mit der Hand an die nicht sichtbare Stirn und brummte. Es war ein
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