Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
befand sich die Festung des Hexenmeisters, Golgrimms Chef.
Eigentlich mochte der Golgrimm seinen Chef, den Hexenmeister, nicht besonders. Und wie alle anderen Wesen, die den Golgrimm kannten, hatte auch der Hexenmeister nicht viel übrig für den kleinen grünen Kobold mit den flammroten Haaren und der bunten Feder am zerknitterten Hut. Der Hexenmeister ließ ihn oft durch seine Mitarbeiter Hagsnar und Hirnfilz treten und manchmal ließ er ihn auch schlagen und wenn er ganz besonders gute Laune hatte, ließ er ihn zur Abfallgrube hinauswerfen.
Der Hexenmeister ließ immer alles erledigen. Für gewöhnlich tat er fast nie was selbst, es sei denn er war allein. Komisch, oder?
Der Golgrimm war des Hexenmeisters Lakai, sein persönlicher Fußabtreter, sein Dienstbote für ganz besonders schmutzige Dinge und die allerniedersten Arbeiten und Aufgaben.
Aber dennoch, irgendwie hatte der Golgrimm das Gefühl, dass sein Chef ihn verstand, was sein Dasein anging und seinen doch recht armseligen Ruf. Der Golgrimm hatte das Gefühl, dass eine Verbindung zwischen ihnen bestand. Irgendwie konnte er es spüren, es fühlen, ganz tief verborgen in seinem Innersten.
Hoch droben im Styr-Poor-Gebirge wurde die Luft um den Golgrimm dünner, die Temperaturen sanken um spürbare nullkommazwei Grad Celsius. Da der Golgrimm wie alle anderen Wesen auf Notrak Husch auch an durchgehend konstant bleibende warme Temperaturen gewöhnt war, hatte er nun das Gefühl dass klirrende Kälte um seine Nase wehen würde.
Der Kobold wickelte seinen langen wollenen Schal enger um den dünnen Hals und zog den zerknitterten Hut tiefer ins Gesicht. Die lange bunte Feder krümmte sich im eisigen polarartigen Sturmwind.
Zumindest kamen dem Golgrimm diese leichten Böen mit einer Geschwindigkeit von dreikommasieben Zentimetern pro Stunde vor wie eisige Sturmwinde. Wenn man daran gewöhnt ist, dass es absolut keine Veränderungen bei einer Begebenheit gibt, dann können selbst die minimalsten auftretenden Veränderungen verheerende Auswirkungen auf die Wahrnehmungen haben.
Seine riesigen Füße hinterließen nun ebenso riesige Fußabdrücke im hüfthohen Schnee.
Ja, Sie haben richtig gelesen: Schnee! Obwohl es in der Welt Notrak Husch noch niemals zuvor geschneit hatte, war das Styr-Poor-Gebirge über und über bedeckt von dieser weißen Pracht. Das seltsame daran war, dass dieser Schnee nicht schmolz und außerdem äußerst seifig schmeckte. Er war auch nicht kalt, wie die meisten jetzt vermuten werden, sondern hatte Zimmertemperatur.
Eines Tages war der Schnee auf einmal da und niemand wusste warum. Stellen Sie sich nur mal vor Sie wären ein Bär und verlassen Ihre Höhle im warmen Sonnenschein, sagen wir so Mitte Juli, um die Post und Ihre Morgenzeitung aus dem Briefkasten zu holen. Dann drehen Sie sich um und Ihr Höhleneingang ist komplett zugeschneit. Würde Sie das nicht zumindest ein klein wenig verwundern?
Aber da sowieso niemand in Notrak Husch wusste, was Schnee wirklich war und die wenigsten Bewohner dieser Welt den Finsterspitz bestiegen um es herauszufinden, interessierte es auch niemanden. Naja, mal abgesehen vom Golgrimm, aber es war auch schwer gewisse Dinge zu übersehen, in denen man hüfthoch drin stand.
Angesichts der Kälte der Berge, sie verstehen schon, klapperten des Golgrimms Zähne laut durch die Stille und hallten irgendwo in einem dumpfen Echo wieder.
Dann, nach vielen Stunden beschwerlichen Marsches über das Gebirge, wo er auf und ab und ab und auf klettern musste, erreichte der Kobold endlich den Fuß des Finsterspitz, jenes riesigen Berges, welcher in den Himmel hineinragte und auf dessen Gipfel sich die Festung des Hexenmeisters, Golgrimms Chef, befand.
Der Berg war schwarz wie die Nacht. Wie ein Monster aus den tiefsten Tiefen der Hölle warf er seinen Schatten über das Land, dominierte in seiner Größe und seiner dunklen Aura über den Rest des Gebirges. Umgeben war er von ebenso schwarzen sumpfigen Wassermassen, welche unheilvoll in der Dunkelheit vor sich hin gluckerten. Auch sie hatten einen Namen und zwar waren sie auf den Karten dieser Welt zu finden unter der Bezeichnung: „Die sumpfigen Sümpfe“!
Zugegeben, diese Namensgebung zeugte nicht wirklich von Einfallsreichtum, aber dennoch trifft diese Bezeichnung den Kern der Sache genau, denn die sumpfigen Sümpfe waren die einzigen Sümpfe in ganz Notrak Husch und auch sonst konnte man in dieser Welt keine Gegenden finden, die auch nur annähernd sumpfig
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