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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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verfuhr mit ihnen auf die gleiche Art und Weise. Kleine Schweißperlen schimmerten auf seiner sehr breiten und langen Stirn, welche sofort zum Schädel überging, denn Thaddäus Jones hatte eine Halbglatze. Vielleicht war dies der Grund, warum er sein restliches vorhandenes schneeweißes Haupthaar am anderen Ende des Kopfes bis über Schultern hatte wachsen lassen, ebenso wie seine überaus buschigen Koteletten. Diese hatten jedoch kaum eine Chance seine großen löffelartigen Segelohren zu verdecken!
    Thaddäus war Chronist von Notrak Husch. Um genau zu sein: Er war der erste Chronist von Notrak Husch. Und um ganz genau zu sein: Er war der einzige Chronist von Notrak Husch.
    In seinem Arbeitszimmer stapelten sich Tausende von Büchern und sie alle enthielten die Geschichte der Welt. Vom Anbeginn der Zeit an. Und Thaddäus hatte sie alle selber niedergeschrieben. Mit seinen eigenen Händen. Wie das möglich sein kann, fragen sie? Nun, es ist ganz einfach.
    Thaddäus war auch das erste Wesen, welches in Notrak Husch jemals existiert hatte. Ihn hatten die Götter auserwählt, damit er die Geschichte ihrer Schöpfung niederschreibe.
    Eigentlich hatten sie das nie getan, aber Thaddäus selbst war überzeugt davon. Er hatte sich beim Anbeginn der Zeit schon als Handwerker versucht, aber er hatte zwei linke Hände. Auch als Steuerprüfer hatte er schon gearbeitet, aber mit Zahlen konnte er auch nicht so gut umgehen. Und als letztes wollte er Comedy-Star werden.
    Aber da er ja, wie schon erwähnt, das erste Wesen auf der Welt war, gab es niemanden der über seine Auftritte lachte, und so ließ er es wieder bleiben. Und dann fragte er sich, wieso er das erste Wesen war. Eigentlich logisch, irgendjemand musste von Anfang an dabei sein, denn auch die uns bekannte Bibel beginnt ganz vorn bei der Schöpfung.
    Also entweder schreibt Gott seine Bibel selbst oder er beschaffte sich einen Trottel der diese langwierige Aufgabe für ihn übernahm. Thaddäus war dieser eine Trottel für die Götter von Notrak Husch.
    Thaddäus war mittlerweile so um die neunhundert bis zweitausend Jahre alt. Aufgrund der unbeständigen Haltbarkeit der Tage und Nächte in Notrak Husch war es fast unmöglich das Alter eines Menschen genau zu erfassen. Schließlich gab es Jahre, die schon in einem Monat vorbei sein konnten und Tage welche unter Umständen, also rein theoretisch Jahre dauern konnten. Stellen sie sich vor, sie kommen montags zur Arbeit und dann dauert es Jahre bis endlich das Wochenende vor der Tür steht. Ihr Chef müsste ganze Lagerhallen errichten, nur um ihre Überstunden unterbringen zu können.
    Im Grunde war es dem alten Chronisten auch egal, wie alt er war, denn seinen Geburtstag feierte er ohnehin nie. Warum auch. Er lebte verschlossen in seinem Arbeitszimmer und kam nur selten raus. Freunde hatte er keinen einzigen und sein getreuer Diener, der Troll Mietroll, vergaß sogar seinen eigenen Geburtstag regelmäßig.
    Trolle waren nicht gerade für übermäßige Intelligenz bekannt. Aber sie waren treu und loyal und ergeben. Diese großen, plumpen Wesen konnten für jeden Zweck gemietet werden – daher der Name – ob nun als Leibwächter, Diener, Babysitter oder als Clown für einen Kindergeburtstag. Trolle sehen ihr Mietverhältnis als einen Job auf Lebenszeit.
    Und doch wusste Thaddäus immer genau Bescheid über das, was in der Welt geschah. Er wusste nicht warum. Vielleicht hatten ihn die Götter mit einer speziellen Fähigkeit ausgestattet. Vielleicht hatte er aber auch einfach nur mit der Zeit gelernt, die Zeichen richtig zu deuten.
    Heute war wieder so ein Tag. Nun, dies war auch einer der Gründe, weshalb Thaddäus sich sein kleines Haus inmitten der prächtigen Hauptstadt des Landes, in Anduras, gebaut hatte. Der Chronist hatte vor vielen Jahren einige Zeit damit verbracht, den genauen Mittelpunkt der Welt zu bestimmen. Und als er ihn gefunden hatte setzte er sein Haus mittendrauf. Auf diese Weise brauchte er zu jedem Punkt der Welt im Grunde exakt dieselbe Zeit. Irrtum ausgeschlossen!
    Plötzlich begann es zu rumpeln. Nicht im Nebenzimmer oder auf dem Speicher, nein, die Welt begann zu rumpeln. Und zwar so heftig, dass Thaddäus’ Bücher aus den Regalen fielen und seine nassen Socken mit einem lauten „Platsch!“ von der Leine hinunter auf den Steinboden klatschten. Das Wasser im Waschzuber schwappte über den Rand und Schaumfetzen schwebten wie kleine Wolken durch das große Arbeitszimmer des Chronisten.
    Und dann war

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