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Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Golgrimms wundersame Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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Lachen. Und eine Sekunde später klatschte Stoffel mit einem lautem „Patsch!“ gegen das geschlossene Fenster zum riesigen Labor des Hexenmeisters. Er verdrehte die Augen, als seine Nase am Glas plattgedrückt wurde und langsam rutschte die kleine Fledermaus herunter und fiel. Es wurde Tag und sofort wieder Nacht und Stoffel landete zwanzig Meter tiefer hart auf einem Wasserspeier.
    „Outsch!“ entfuhr es Stoffel und der Wasserspeier drehte seinen gehörnten steinernen Kopf und richtete seinen bösen steinernen Blick auf ihn.
    „Kennen wir uns nicht?“ kam die kehlige Stimme des Wasserspeiers herüber. „Ich glaube, ich hab das schon einmal erwähnt. Ich hänge hier nicht erst seit gestern!“
    Stoffel quiekte, dann sprang er übermotiviert wieder auf seine kleinen Füße und starrte den Wasserspeier mit derart rollenden Augen an, dass diesem schwindelig wurde.
    „Tschuldige! Uahahahaha-hihihihihihihi!“
    „Verschwinde, Kleiner!“ knurrte der Wasserspeier. Stoffel bewegte rasch seine Flügelchen und hob langsam ab, immer noch kichernd und jauchzend. Dann flog er weiter hinauf, hoch zum Fenster des Labors. Hinter dem knurrigen Wasserspeier ertönte eine weitere monotone Stimme.
    „He, Sören! Bist du eingeschlafen?“ fragte der Wasserspeier rechts hinter ihm. Sein Name war Hagen.
    „Ja, wer war die kleine Flugratte? Ein Freund von dir?“ fragte der andere Wasserspeier links von ihm. Er hörte auf den Namen Ole.
    „Fragt nicht, Leute. Fragt nicht.“ antwortete der Wasserspeier, den wir ja bereits kennen und der Sören hieß.
    „Du bist übrigens dran, Sören!“ sagte Hagen wie üblich monoton.
    „Ich sehe was, was du nicht siehst und das nervt gewaltig.“
    Es kam keine Antwort.
    Eigentlich kam nie eine Antwort. Sie waren gerade Zeuge der wahrscheinlich längsten Unterhaltung, die jemals Wasserspeier miteinander geführt haben. Wenn man ein paar hundert Jahre lang auf irgendeinem Turm sitzt, von Tauben als Notdurftstätte missbraucht wird und der Job aus nichts anderem besteht, als dass einem bei strömenden Regen Wasser aus dem Hals schießt, dann können sie sich vorstellen, dass es Wasserspeiern an jeglicher Art von Humor fehlte.
    Stoffel flog höher und höher und landete auf dem Sims des Fensters. Mit den hakenartigen Auswüchsen in der oberen Mitte seiner Flügel drückte er das Fenster auf und flatterte hinein.
    Die Ratten auf dem Altar verschwanden so schnell sie konnten, außer einer, die am Rand des Altars kniete, die kleinen Fäustchen hoch in die Luft reckte und „Olé! Olé!!!“ schrie. Dann bemerkte auch sie den Neuankömmling und entfernte sich langsam und sehr, sehr vorsichtig mit kleinen tastenden Rückwärtsschritten und einem möglichst unschuldig wirkendem Lächeln auf dem kleinen Gesicht.
    „Haallooooo, Meisterjahahahahahaha!“ kicherte die Fledermaus und sah den Hexenmeister aus einem vorsichtigen Seitenblick an.
    Keine Reaktion.
    „Meister?“ fragte Stoffel nach und wieder kam keine Antwort. Schulterzuckend erhob er sich vom Altar und flatterte hoch zu des Hexenmeisters Kopf. Zaghaft klopfte er gegen die Stirn seines Herrn.
    „Tong tong tong!“ machte es.
    In den Augenwinkeln nahm die Fledermaus eine pfeilschnelle Bewegung wahr, die Robe des Hexenmeisters wallte kurz auf wie in einem plötzlichen Aufwind und einen Augenaufschlag danach bewegte sich der große Auftraggeber der Fledermaus.
    „Erstatte Bericht, Stoffel!“ dröhnte seine Stimme plötzlich unter der Kapuze hervor. Seine diabolischen Augen glühten feuerrot auf und fixierten die kleine Fledermaus. Stoffel zuckte vor Schreck zusammen und legte eine ausgestreckte Hand zu einem militärischen Gruß an die Schläfe.
    „Ja, Sir! Haben den Kobold wie befohlen verfolgt, Sir!“ sprudelte es zackig aus seinem Mund heraus. Der Hexenmeister drehte sich langsam herum und ging bedächtig einige Schritte auf und ab.
    „Und was treibt mein kleiner Lakai? Wie weit ist er auf der Suche nach dem Talisman fortgeschritten?“ flüsterte er finster und leise zischend und doch klangen seine Worte laut und verständlich im Labor wieder.
    „Der Kobold war in den Archiven von Port Mazedor und hat anscheinehehehend einen Hinweis auf den Standort des Talismans gefunden, auf jeden Fall hatte er eine Karte bei sich, als er die Archive verließ. Er hat einen Piraten angeheuert, ihm zu helfen, Sir! Sein Name ist Red Jack, wenn ich nicht irrehehehehehe! Äh... Sir!“
    „Red Jack?“ fragte der Hexenmeister und runzelte die Stirn.

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