Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Nun, genau genommen wissen wir nicht ob er wirklich die Stirn runzelte. Schließlich kann man sein Gesicht unter der Kapuze nicht sehen. Aber seine Stimme klang so, als würde er gerade die Stirn runzeln. Nur zur Information.
„Das könnte gefährlich werden. Red Jack gilt als der berüchtigtste Pirat im ganzen Meer von Notrak Husch! Wenn gleich er auch der einzige Pirat ist, den man einen Piraten nennen konnte. Er könnte den Talisman an sich reißen, wenn der Golgrimm ihn findet. Er könnte alles zunichte machen. Das kann ich nicht riskieren!“
„Außerdem befinden sich noch mehr Personen in seiner Gesellschaft, Sir!“
„Wer noch? Los, sprich!“
„Ein Halbling und sein Reithund und ein kleines Mädchen mit ihrem Teddybären, Sir!“
„Klingt nicht wirklich gefährlich.“
„Äh, Sir, mit Verlaub, da ist noch eine Sache, Sir!“
„Was?“
„Nun, äh, also, die Sache ist die. Der Teddybär! Also, äh, hihihihih, ähm, also, der Teddybär, er, er lebt, mein Meister! Und er hört auf den Namen Mister Barcley!“ stammelte Stoffel, jedoch nicht ohne sein gestörtes Gekicher abstellen zu können. Der Hexenmeister ballte seine Fäuste und schlug feste auf den Altar. Es klang als würden Tonnen von Metall auf weitere Tonnen von Stein treffen. Es war ein markerschütterndes, ein gewaltiges Geräusch, welches sogar Stoffel zusammenzucken ließ.
„Ein lebender Teddybär. Das ist eine Art Magie, die ich schon lange nicht mehr... Behaltet sie im Auge. Vor allem den Teddybär!“ befahl der Hexenmeister und versank in Gedanken. Stoffel hingegen ließ sich auf seinen Po fallen und schloss die runden irren Augen. Erstaunt sah der Hexenmeister auf und räusperte sich. Beinahe träge öffnete die Fledermaus ihre Augen.
„Ja, Sir?“
„Ist noch irgendwas? Oder warum sitzt du nur so da?“ fragte der finstere Hexenmeister nach. Stoffel rollte mit den Augen und sah sich verlegen um.
„Äh, naja, also das ist ein ziemlich weiter Weg von hier aus übers Meer bis hin zum Schiff. Ich mein, ich schaffe die Strecke in Bestzeit, gar keine Frage, aber trotzdem bin ich doch etwas... etwas... naja, müde?“ antwortete die Fledermaus unsicher und erste Schweißperlen der Angst machten sich auf ihre mühselige Reise an dessen Stirn abwärts. Die Kapuze des Meisters kam näher.
„Dann möchtest du dich sicher etwas ausruhen, nicht wahr? Soll ich dir ein Kissen holen? Und ein Deckchen? Vielleicht noch eine warme Milch und ein paar Kekse?“ fragte der Hexenmeister freundlich. Stoffel zog eine Augenbraue hoch. Die übermäßige Freundlichkeit seines Vorgesetzten kam ihm irgendwie suspekt vor.
„Äh, das würdet ihr tun, Sir? Das wäre wirklich...“
„MACH DAS DU RAUSKOMMST ZU DEINEN FLATTERNDEN FREUNDEN, BEVOR ICH DICH IN EINEN KESSEL WERFE UND ZAUBERTRANK AUS DEINEN INNEREIEN PRESSE!!!“
Sofort sprang Stoffel mit einem kurzen, aber intensiven Quieken auf, hüpfte auf den Sims und schlüpfte hinaus. Zwanzig Meter tiefer folgte das bekannte Geräusch von Fledermaus auf Stein und die kehlige Stimme eines Wasserspeiers knurrte: „Potzblitz, so langsam hab ich es satt!!!“
Schrilles Gekicher ertönte daraufhin und dann war nur noch das Flattern von kleinen ledernen Flügeln zu vernehmen.
Der Hexenmeister ließ sich langsam in seinen imposanten, komplett aus Knochen gefertigten Stuhl sinken. Eigentlich war fast jeder Einrichtungsgegenstand in des Hexenmeisters Labor aus Knochen gefertigt, mal abgesehen vom Kühlschrank und dem ausziehbaren Sofa. Er stützte das Kinn auf beide Fäuste, während er seine Ellbogen langsam und mit einem leisen Quietschen auf die Knie aufsetzte.
Seine Gedanken flogen wild umher und dann schaffte er es einen von ihnen festzuhalten. Und siehe da, es war der richtige.
„Kann es möglich sein? Ist er zu mir zurück gekehrt?“ murmelte der Hexenmeister und sah zum Fenster. Langsam erhob er sich und schritt darauf zu. Ohne ein einziges Geräusch zu verursachen griff er mit einem starren Arm hinaus, schloss das Fenster und starrte hinaus in die Nacht. Dann kamen zwei Worte über seine Lippen, kaum hörbar, fast schon geflüstert.
„Mister Barkley. Kann es denn möglich sein? Nach so langer Zeit? Barkley...“
Es hieß „Das Rattennest“ und es war wohl der gefährlichste und raueste Platz auf der Welt. So zumindest beschrieb Red Jack diesen Ort, den Unterschlupf aller Piraten dieser Welt.
Es war eine kleine Insel mit einem weißen, nahezu paradiesischen
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