Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
Vom Netzwerk:
von Miss Eierkopf, und Deryn beschleunigte ihre Schritte.
    Das Horn hörte mitten im Tuten auf, als sie und Dr. Barlow die Brücke erreichten. Die Offiziere hatten sich am Steuerbordfenster versammelt und hielten die Feldstecher vor die Augen. Ein Dutzend Boteneidechsen huschten über die Decke.
    Es war keine Übung.
    Dr. Busk wandte sich vom Fenster um und nickte Deryn zu. »Ich muss zugeben, Mr. Sharp, ich habe schon angefangen, an Ihrer Geschichte zu zweifeln. Aber dies hier ist recht außergewöhnlich.«
    Deryn stellte sich zu ihm und folgte den Blicken der Offiziere. Unter der Leviathan erstreckten sich drei lange Spuren aus Blasen durch das Wasser.
    Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich riesige Maschinen unter der Oberfläche vorzustellen, deren Beine durch das kalte, dunkle Nass stampften.
    »Ich bin selbst ein bisschen überrascht, Sir.«
    »Die beiden Eskorten sind nicht größer als Landkorvetten, Kapitän«, sagte der erste Offizier. »Aber der Läufer in der Mitte muss die Größe einer Fregatte haben.«
    Deryn lehnte sich über das Geländer und fragte sich, wieso der Mann anhand von ein paar Blasen so viel sagen konnte. Das Wasser war pechschwarz, und die Spur sah im Licht des aufgehenden Halbmonds aus wie verstreute Diamanten, viel zu zart, um aus dem Auspuff riesiger Mechanistenmotoren zu stammen.
    Der Lärm von den Gefechtsstationen erfüllte die Luft, Rufe und Kreischen und das Dröhnen der Motoren, und Deryn hielt sich am Geländer fest. Sie verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und sie spürte die Verärgerung, weil sie hier auf der Brücke herumstand, anstatt oben auf dem Schiff herumzuklettern, im ganzen Körper.
    »Unser Vertrauen in Sie wurde belohnt, Mr. Sharp«, sagte Miss Eierkopf hinter ihr. »Aber zappeln Sie doch nicht so.«
    »Wie ein brüllender Affe«, sagte ihr Loris.
    »Entschuldigung, Ma’am.« Deryn setzte sich. Wenn man sie in die Kabine zurückschickte, würde sie vermutlich platzen.
    »Die Tiefe beträgt hier lediglich hundert Fuß«, verkündete der Navigationsoffizier. Vor ihm auf dem Tisch waren Karten ausgebreitet. »Das ist die seichteste Stelle im Umkreis von vielen Meilen, Sir.«
    Der Kapitän nickte. »Dann sollten wir mit dem Angriff beginnen. Viertel Kraft voraus, Lotse. Lassen wir uns vom Wind tragen.«
    Das Dröhnen der Motoren ließ nach, und das Luftschiff schwebte nach Steuerbord. Die Spur der Blasen erreichte gerade den schmalen Kanal zwischen den Inseln am Eingang zum Long-Island-Sund.
    »Diese Blasen werden beim Aufsteigen sicherlich abgetrieben«, stellte der Kapitän fest. »Wie stark ist die Strömung hier?«
    Der Lotse senkte den Feldstecher. »Etwa fünf Knoten, Sir.«
    »Und wie lange brauchen die Blasen, um hundert Fuß aufzusteigen?«
    Niemand antwortete, und alle sah Miss Eierkopf an.
    »Das hängt von der Größe ab«, erklärte sie. »Blasen wie in Champagner brauchen, wie wir alle schon gesehen haben, manchmal mehrere Sekunden für einen Zoll.«
    Einen Moment lang herrschte verwirrtes Schweigen, bis Deryn das Wort ergriff. »Das sind aber keine Champagner-Bläschen, Ma’am. Sie stammen aus dem Auspuff eines brüllend großen Dieselmotors. Die sind wenigstens so groß wie Kricketbälle!«
    »Oh, natürlich.« Dr. Barlow starrte auf das schwarze Wasser. »Vielleicht zehn Fuß in der Sekunde also.«
    »Danke, Doktor«, sagte der Kapitän. »Bombenabwurf auf mein Signal. Drei, zwei …«
    Das Deck bebte, als die Fliegerbombe mit ihrem Gewicht abgeworfen wurde, und Deryn spürte ein Stechen im Knie. Sie beugte sich über die schräge Fensterscheibe und versuchte unter das Schiff zu schauen.
    Einen Moment lang sah sie nur den dunklen, flachen Ozean, dann schoss eine Wassersäule in die Luft, als die Bombe aufschlug. Sekunden später erfolgte in der Tiefe die Explosion, die im Mondlicht aussah wie eine silberne Blüte. Schließlich erreichten die Gase, die bei der Detonation freigesetzt worden waren, die Oberfläche und wölbten sich wie eine schäumende weiße Kuppel auf. Eine kreisförmige Welle breitete sich aus und wälzte sich über das seichte Wasser.
    »Wenden«, befahl der Kapitän.
    Langsam drehte sich die Leviathan auf der Stelle, bis die Fenster der Brücke wieder in Richtung des Kanals standen. Die Oberfläche des Wassers hatte sich wieder beruhigt, und Deryn schaute nach unten und suchte nach Spuren von Auspuffgasen.
    Eine der Maschinen war in Schwierigkeiten geraten – der Strom der Blasen schwoll an, begleitet von

Weitere Kostenlose Bücher