Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
Vom Netzwerk:
aus dem Laderaum zu schleichen, um Deryn in einem kleinen Lager aufzusuchen, wo er sie hatte verschwinden gesehen. Dort wartete sie immer noch und saß auf einem Fass Honig von den Bienenschöpfungen der Leviathan .
    Es war das erste Mal seit dem Abschied im serbischen Konsulat, dass Alek und Bovril Deryn wiedersahen, und das Tierchen warf sich ihr regelrecht in die Arme. Alek hätte das am liebsten auch getan, doch die Luke zum Frachtraum war nicht verriegelt. Stattdessen nickte er nur und fragte sich, wie er anfangen sollte.
    Er hatte erwartet, es würden Jahre vergehen, bis sie sich wiedersehen würden, doch allein drei Wochen waren ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Das konnte er allerdings nicht sagen, noch nicht.
    Sie starrte auf seinen Orden, während sie Bovril den Kopf streichelte. Natürlich war es die gleiche Medaille, die auch Deryn an ihrer Paradeuniform trug und die ihr Vater posthum verliehen bekam, weil er ihr das Leben gerettet hatte.
    »Ein bisschen blöd«, sagte sie schließlich. »Einen Orden zu bekommen, weil man stürzt.«
    Er schluckte. »Ich habe ihn eigentlich nicht verdient, oder?«
    »Du verdienst einen ganzen Haufen Orden, Alek! Weil du das Schiff in den Alpen und in Istanbul gerettet hast, und jetzt wieder, als du Teslas Maschine abgeschaltet hast!« Sie zögerte kurz. »Na ja, vielleicht hättest du diese nicht einmal bekommen, wenn die Admiralität bemerkt hätte, dass du Berlin gerettet hast.«
    »Du warst auch dabei, Deryn, aber ich sehe keinen Orden auf deiner …« Er räusperte sich und blickte zur Seite.
    »Brust!«, sagte Bovril.
    Deryn lachte darüber, aber Alek fiel nicht mit ein.
    »Mir genügt einer, besten Dank auch«, sagte sie. »Und ich war nicht dabei, als du Goliath gestoppt hast.«
    »In gewisser Weise doch«, sagte er leise und starrte auf den Boden. Nur, weil er sie retten wollte, hatte er den Abzug von Teslas Gehstock betätigen können.
    Deryn lächelte und schüttelte den Kopf. »Du hast dich immer noch nicht von dem Stoß am Kopf erholt, wie?«
    »Ein bisschen blöd!«, sagte Bovril.
    »Vielleicht nicht. Seitdem sehe ich einiges ein wenig verschwommen.« Alek blickte ihr in die Augen. »Andere Dinge sind hingegen klarer geworden.«
    Da gluckste Bovril, und Deryn wandte den Blick ab. Stille breitete sich aus, und Alek fragte sich, ob diese Verlegenheit von nun an immer zwischen ihnen herrschen würde.
    »Ich glaube, ich muss dir etwas erzählen«, sagte er. »Ein Geheimnis über Tesla.«
    Deryn riss die Augen auf. »Pusteln und Karbunkel.«
    »Irgendwo, wo wir mehr für uns sind«, sagte Alek und fragte sich, ob er Ausflüchte machte. Plötzlich wusste er, wohin er wollte. »Ich weiß, ich gehöre nicht zur Mannschaft dieses Schiffes, Mr. Sharp, aber ob ich wohl ein letztes Mal auf den Rücken dürfte?«
    »Wenn du von einem mit Orden ausgezeichneten Offiziersanwärter begleitet wirst: vielleicht.« Ein Grinsen breitete sich auf Deryns Miene aus. »Und ich denke, für mich ist es auch Zeit, die Webeleinen mal wieder zu testen.«
    »Tut dein Knie noch weh? Aber dein Stock …« Als er sie unter den anderen Menschen gesehen hatte, war ihm gar nicht aufgefallen, dass sie ihn nicht trug.
    »Schon viel besser, besten Dank. Ich schone es noch, mehr nicht, aber so langsam vergesse ich, wie ich einen anständigen Knoten machen muss!« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber wenn es dir nichts ausmacht, in deinen schicken Klamotten zu klettern, würde ich es mal versuchen.«

43. KAPITEL
    Die Leviathan hielt Position über dem East River und machte großes Brimborium darum, nach Wasserläufern zu suchen, die möglicherweise Manhattan angriffen, mochte das auch noch so unwahrscheinlich sein. Die Brise wehte über den Ozean von Süden heran und sorgte für klare Sicht auf die Türme der Stadt. Deryn fragte sich, was das Flugtier wohl über die riesigen, unheimlichen Wolkenkratzer denken mochte – die fast so groß waren wie es selbst, doch im Boden verwurzelt steil in die Luft zeigten.
    Als sie gemeinsam an den Webeleinen hinaufkletterten, schmerzte ihr Knie natürlich, aber sie hatte sich längst an das Stechen gewöhnt. Die Seile in ihren Händen und das Nachgeben des Flugtiers unter ihrem Gewicht fühlten sich einfach überwältigend an. Und als sie oben auf dem Rückgrat ankamen, brannten die Muskeln in ihren Armen stärker als ihre Verletzung wehtat.
    »Brüllende Spinnen, bin ich verweichlicht!«
    »Wohl kaum«, sagte Alek und öffnete die Knöpfe seines Jacketts.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher