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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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winziges Stück davon gefunden, aber das ganze Teil war riesig und hatte vielleicht einen Durchmesser von mehreren Meilen. Und es flog so brüllend schnell, dass es explodiert ist, als es in die Atmosphäre eingedrungen ist. Das hat die Bäume flach gelegt, nicht irgendeine Mechanistenapparatur! Tunguska war bloß ein Unfall, und Tesla hat sich aufgeführt wie ein Gockel, der mit seinem Krähen die Dämmerung herbeiruft!«
    Alek starrte sie mit glitzernden Augen an. »Aber warum wollte er Goliath dann abschießen?«
    »Weil er verrückt war, Alek, er hatte den Verstand verloren, weil er den Krieg beenden wollte!«
    Genau wie du. Aber das sagte sie nicht.
    »Und Dr. Barlow ist sich dessen sicher?«
    »Absolut. Also ist es nicht deine Schuld, wenn der Krieg noch weitergeht! Er wäre Jahr um Jahr weitergegangen, gleichgültig, was du unternommen hättest.« Sie schlang die Arme um ihn und zog ihn fest an sich. »Aber du hast das nicht gewusst!«
    Alek stand reglos in ihrer Umarmung und spannte die Muskeln an. Schließlich schob er sie sanft von sich und sprach im Flüsterton weiter.
    »Ich hätte es auf jeden Fall getan.«
    Sie schluckte. »Was meinst du?«
    »Ich hätte ihn getötet, um die Leviathan zu retten. Um dich zu retten.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich konnte an gar nichts anderes mehr denken, als der Zeitpunkt zur Entscheidung kam – nur daran, dass ich dich nicht verlieren wollte. Da habe ich es plötzlich begriffen.«
    »Was begriffen.«
    Er beugte sich vor und küsste sie. Seine Lippen fühlten sich weich an, aber sie entfachten etwas Drängendes in ihr, dass ungeduldig während all der Monate, seit dieser Junge an Bord gekommen war, in ihr geschlummert hatte.
    »Oh«, fragte sie, als der Kuss endete. »Das.«
    »Brüllende Spinnen«, fügte Bovril leise hinzu.
    »Als wir in dem Sturm auf dem Rückgrat waren, war es das, was du …«, setzte Alek an. »Ich meine, bin ich jetzt verrückt geworden.«
    »Noch nicht.« Sie zog ihn an sich heran, und dann küssten sie sich erneut.
    Schließlich trat sie einen Schritt zurück und schaute sich um, weil sie einen Moment lang befürchtete, man könnte sie gesehen haben. Aber die nächsten Takler hier oben waren fünfhundert Fuß entfernt und drängten sich um einen Wasserstoffschnüffler, der einen Riss in der Membrane entdeckt hatte.
    »Ein bisschen schwierig, nicht wahr?«, meinte Alek und folgte ihrem Blick.
    Schweigend nickte sie, da sie befürchtete, ein einziges falsches Wort könnte alles ruinieren.
    Er zog etwas aus seiner Tasche, und als Deryn es erkannte, verlor sie den Mut. Es war das lederne Futteral der Schriftrolle, der Brief des Papstes. Einen einzigen, absurden Moment lang hatte sie vergessen, dass Alek Kaiser werden sollte und sie selbst von gemeiner Herkunft war.
    »Schwierig«, sagte Bovril.
    »Natürlich.« Deryn senkte den Blick und löste sich aus der Umarmung. » Mir schreibt niemand einen Brief und macht mich zu königlichem Geblüt, oder? Und ich würde wohl kaum eine anständige Prinzessin abgeben, selbst wenn mir der Papst ein Kleid nähen würde. Das alles ist lächerlich.«
    Alek starrte auf das Futteral. »Nein, die Antwort ist verhältnismäßig einfach.«
    Deryn ballte die Fäuste, damit sie sich nicht zu große Hoffnung machte. »Du meinst, wir sollen es einfach geheim halten? Wir dürften es sowieso nicht öffentlich machen, denn schließlich trage ich Hosen. Und inzwischen bist du ja ein bisschen besser im Lügen geworden …«
    »Das habe ich nicht gemeint.«
    Sie starrte ihn an – und in seinen Augen funkelte es wieder so blöd. »Was dann?«
    »Wir halten einfach einiges für eine Weile geheim. Und du musst deine Rolle vermutlich weiterspielen, bis die Welt bereit ist, die Wahrheit zu akzeptieren.« Alek holte tief Luft. »Aber dafür habe ich keine Verwendung mehr.«
    Und mit diesen Worten schleuderte Prinz Aleksandar von Hohenberg das Futteral weit nach Steuerbord, und es drehte sich und flog vor der Skyline von Manhattan entlang. Das glatte Leder glitzerte im Sonnenlicht. Die Brise vom Ozean packte es und wehte es nach achtern, dennoch flog die Hülle deutlich über den Rand des Flugtiers hinweg, und vom Bugkopf konnte Deryn genau sehen, wo der Brief spritzend in Wasser landete.
    »Meteorisch!«, sagte Bovril ein bisschen übermütig.
    »Aye, Tierchen.« Plötzlich breitete sich ein Knistern in der Umgebung aus, als wollte ein Blitz den ganzen Himmel über Manhattan in Flammen setzen. Aber Deryn konnte

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