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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Meilen Entfernung Futter für die Tierchen ab und lockt sie wie mit einer Krümelspur von uns fort. Doch lange werden sie damit nicht aufzuhalten sein.«
    »Kein Grund zur Eile, junger Mann. Dieser Bereich ist recht sicher.«
    Deryn betrachtete den Stacheldraht, der nur wenige Meter entfernt war. »Daran hege ich so meine Zweifel, Sir. Diese Bären haben bereits ein Flugtier gefressen. Wenn sie ein weiteres wittern, wird sie der Draht nicht aufhalten!«
    »Der hält jedes Lebewesen auf. Aufgepasst!« Der Mann trat auf den Zaun zu und streckte den Gehstock vor sich aus. Als er den Draht mit der Metallspitze berührte, flogen Funken in die Luft.
    »Was zum Teufel ist das?«, rief Deryn.
    »Eine Erfindung von mir, eine schlichte Improvisation mit vielen Mängeln in ihrer gegenwärtigen Gestalt. Aber unter diesen Umständen war es nicht besser zu machen.«
    Deryn sah erschrocken zu ihrem Huxley, doch die anderen Männer hatten ihn bereits in ausreichende Entfernung zu dem Draht gebracht. Zumindest waren hier nicht alle brüllend verrückt.
    »Ich werde es den ›Elektrozaun‹ nennen, glaube ich.« Der Mann lächelte. »Die Bären halten sich davon hübsch fern.«
    »Ja, ganz bestimmt!«, meinte Deryn. »Aber mein Luftschiff ist ein Wasserstoffatmer. Sie müssen die Elektrizität abschalten, sonst jagen Sie uns alle in die Luft!«
    »Wohl wahr. Doch die Bären wissen ja nicht, dass der Zaun abgeschaltet wurde. Die Arbeiten von Dr. Pawlow sind in dieser Hinsicht äußerst lehrreich.«
    Deryn beachtete sein Gerede nicht. »Die Lichtung ist sowieso zu klein für mein Luftschiff. Wir müssen dorthin, wo die Bäume umgefallen sind.« Sie drehte sich langsam im Kreis und zählte die Männer. Es waren insgesamt achtundzwanzig, die vielleicht tausend Pfund schwerer waren als die Last, die das Luftschiff gerade abgeworfen hatte. »Sind das alle? Es wird schwierig, mit so viel Gewicht schnell aufzusteigen.«
    »Der Schwierigkeiten bin ich mir bewusst. Ich bin hier mit einem Luftschiff angekommen.«
    »Meinen Sie das tote Flugtier, das wir gesehen haben? Was in aller Welt ist ihm denn zugestoßen?«
    »Wir haben es an die Bären verfüttert, Mr. Sharp.«
    Deryn wich einen Schritt zurück. »Wie bitte?«
    »Bei der Ausrüstung meiner Expedition haben die Berater des Zaren nicht mitberechnet, wie verwüstet diese Gegend ist. Wir hatten nicht genug Vorräte, und die Bären meines Frachtzuges fanden bei der Jagd nicht genug Beute. Allerdings war ich dem Durchbruch zu nahe, um das Projekt aufzugeben.« Er drehte seinen Gehstock. »Wenn ich allerdings gewusst hätte, dass ein britisches Schiff kommt und sich einmischt, hätte ich mich vielleicht anders entschieden.«
    Deryn schüttelte den Kopf und konnte es immer noch nicht fassen. Wie konnte man einem armen unschuldigen Tierchen so etwas Grausames antun? Und wie hatte es der Zar wagen können, ein britisches Luftschiff zur Rettung dieses Verrückten zu schicken, nachdem der sein eigenes Schiff an die Bären verfüttert hatte?
    »Entschuldigen Sie bitte die Frage, Sir, aber wer zum Teufel sind Sie eigentlich?«
    Der Mann warf sich in die Brust und streckte mit höflicher Verneigung die Hand aus.
    »Ich bin Nikola Tesla. Freut mich, Sie kennenzulernen, nehme ich an.«

7. KAPITEL
    Die Leviathan war einige Meilen entfernt, als die Bomben schächte geöffnet wurden. Im Abstand von zehn Sekunden fielen Fleischpakete in die Tiefe. Jedes Mal stieg das Luftschiff ein wenig höher in die Luft.
    »Eine geniale Ablenkung, muss ich zugeben«, sagte Mr. Tesla. »Wenn Sie das Futter früher gebracht hätten, müsste ich jetzt nicht auf mein Luftschiff verzichten.«
    Deryn starrte ihn böse an. Er hatte so unbekümmert darüber gesprochen, was er getan hatte. Nicht nur das Flugtier, so wurde ihr klar, sondern auch die Pferde und Mammutine des Frachtzugs waren an die Kampfbären verfüttert worden. Und alles nur, um ein paar Wochen länger in dieser verfluchten Ödnis auszuharren.
    »Was haben Sie überhaupt hier gemacht, Mr. Tesla?«
    »Ich dachte, das wäre offensichtlich, Junge. Ich habe das Phänomen um uns herum untersucht.«
    »Und haben Sie die Ursache herausgefunden?«
    »Die Ursache habe ich schon immer gekannt. Neugierig war ich auf die Ergebnisse.« Der Mann hob eine Hand. »Im Augenblick muss ich noch Schweigen bewahren, aber in Kürze wird die Welt davon erfahren.«
    In seinen Augen funkelte es, als würde Wahnsinn dahinter aufflackern, und als Deryn sich der Leviathan zuwandte, beschlich

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