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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Wölkchen in der eiskalten Luft. Es war ein kleiner Bär mit einer Schulterhöhe von nur gut drei Metern. Vielleicht hatten ihn die anderen vom getrockneten Rindfleisch vertrieben.
    Denn ganz eindeutig sah er nicht so aus wie ein Tierchen, das sich gerade vollgefressen hat.
    »Klettern!«, rief Deryn und zeigte auf ihr Seil. »Sagen Sie ihnen, sie sollen hochklettern!«
    Mr. Tesla sagte kein Wort, aber seine Männer brauchten keine Übersetzung. Sie zogen sich in Richtung der Luken an den Tauen nach oben, Zug um Zug. Keiner von ihnen dachte daran, seinen Rucksack abzuwerfen, oder vielleicht hatten sie zu viel Angst vor dem Mechanisten-Eierkopf, um etwas zurückzulassen.
    Aber Deryn konnte jetzt nichts mehr für sie tun. Sie kletterte an ihrem Tau in die Höhe und war froh über den Klemmknoten, den sie vorhin vorbereitet hatte.
    Als das Gewicht der Männer nun zusätzlich an den Seilen hing, kam das Luftschiff weiter nach unten, und dadurch wurden die Seile unter den Kletterern schlaffer. Genau diese Situation hätte Deryn gern vermieden – mit dem nächsten Windstoß könnten sich die Taue wieder spannen und dabei die Männer abschütteln, die sich daran festhielten.
    Sie warf einen Blick über die Schulter. Der kleine Bär hatte das offene Gelände erreicht, und hinter ihm ragten noch größere Schemen auf.
    »Sharp!«, rief Mr. Rigby aus der Luke über ihrem Kopf. »Sagen Sie den Männern, sie sollen ihre Rucksäcke abwerfen.«
    »Habe ich schon versucht, Sir. Sie sprechen kein Englisch!«
    »Sehen die denn die Bären nicht? Sind die wahnsinnig?«
    »Nein, die haben nur eine Heidenangst vor dem Kerl da.« Sie deutete mit dem Kinn auf Mr. Tesla, der weiterhin auf dem Waldboden stand und gleichgültig den Bären betrachtete. » Der ist der Wahnsinnige.«
    Man hörte das Zischen eines Luftgewehrs und danach ein Heulen. Der Anti-Aeroplan-Bolzen hatte den vordersten Bären getroffen, der nun zwischen abgeknickten Bäumen taumelte.
    Einen Augenblick später stand er wieder aufrecht und schüttelte den Kopf. Auf dem vernarbten Fell des Tierchens glänzte eine frische Wunde, dennoch brüllte es trotzig.
    »Ich denke, das macht ihn nur wütend, Sir!«
    »Keine Sorge, Mr. Sharp. Wir bringen die Beruhigungsmittel zum Einsatz.«
    Deryn schaute beim Klettern zurück und sah, dass der Bär nun offensichtlich unsicher auf den Beinen war und zwischen den abgeholzten Bäumen wankte wie ein Flieger mit zuviel Schnaps intus.
    Als Deryn an der Luke ankam, streckte Mr. Rigby ihr eine Hand entgegen und zog sie herein.
    »Die überflüssige Fracht ist bereit zum Abwerfen«, sagte der Bootsmann. »Dann werden wir wieder kräftig steigen. Aber angesichts der heranstürmenden Bären wollte uns der Kapitän nicht näher an den Boden bringen. Können die anderen Männer klettern?«
    »Aye, Sir. Ungefähr die Hälfte von ihnen sind Flieger, daher sollten sie –«
    »Gütiger Himmel«, unterbrach Mr. Rigby sie und spähte durch die Luke nach draußen. »Was zum Teufel macht der Mann?«
    Deryn drängte sich neben den Bootsmann. Mr. Tesla stand immer noch am Boden und wurde von drei weiteren Bären angegriffen, die aus dem Wald heranpreschten.
    »Brüllende Spinnen!«, fluchte Deryn. »Ich habe nicht gedacht, dass er so verrückt ist.«
    Das größte Tier war kaum noch zwanzig Meter von Tesla entfernt und sprang in riesigen Sätzen über die umgekippten Stämme. Der Mann hob in aller Seelenruhe den Gehstock …
    Ein Blitz löste sich von der Spitze und verursachte ein Geräusch, als würde die Luft zerreißen. Das Tier erhob sich auf die Hinterbeine und heulte. Einen Sekundenbruchteil war es in einem zuckenden Lichtkäfig gefangen. Die Helligkeit ließ rasch nach, doch der Bär winselte und wandte sich zur Flucht um. Die anderen Tierchen folgten seinem Beispiel.
    Mr. Tesla begutachtete das Ende seines Gehstocks, der schwarz geworden war und rauchte. Daraufhin wandte sich der Erfinder dem Luftschiff zu.
    »Sie können jetzt in aller Ruhe landen«, rief er nach oben. »Diese Tiere werden sich jetzt ungefähr eine Stunde lang nicht mehr hertrauen.«

    »Abwehr der ausgehungerten Kriegsbestien.«
    Der Bootsmann nickte stumm, doch ehe er eine Boteneidechse gerufen hatte, setzten sich die Winden wieder in Gang und zogen das Schiff abwärts. Die Offiziere waren einverstanden.
    Kurz darauf fand Mr. Rigby die Sprache wieder. »Die Bären sind nicht die Einzigen, die aufpassen sollten, Mr. Sharp.«
    Sie nickte langsam. »Aye, Sir. Wir werden den Kerl im

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