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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Kapitän Hobbes ein. »Aber im Augenblick befinden wir uns erst einmal im Krieg. Wir haben achtundzwanzig zusätzliche Mäuler zu füttern, und dabei haben wir den größten Teil unserer Vorräte über der Tundra abgeworfen, um Platz für sie zu machen.«
    »Luftschiffe haben gewiss ihre Grenzen«, sagte Mr. Tesla.
    Alek ignorierte den Mann und übersetzte rasch ins Französische, was Kapitän Hobbes gesagt hatte.
    »Wenn wir uns sofort zum Flugplatz in Wladiwostok aufmachen, können wir alle überleben«, sagte Kapitän Jegorow. »Der ist zwei Tage entfernt. Wir würden nicht verhungern, und für die Wasserversorgung können wir Schnee schöpfen. Das macht man auf russischen Luftschiffen schon seit Jahren.«
    Alek dolmetschte, und Kapitän Hobbes nickte entschieden.
    »Wir sind sehr dankbar, dass Sie sich in diesem Konflikt auf unsere Seite gestellt haben, Mr. Tesla, und der Zar hat uns gebeten, Ihnen jegliche Unterstützung zu gewähren. Allerdings glaube ich, Kapitän Jegorow hat recht. Wir können Sie nicht sofort nach Sankt Petersburg zurückbringen. Wir müssen zuerst weiter nach Osten fliegen.«
    Der Erfinder winkte ab. »Das spielt gar keine Rolle. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen, wohin ich möchte.«
    »Man muss dem Himmel auch für kleine Gefälligkeiten danken«, sagte Dr. Barlow leise.
    »Nachdem wir unsere Vorräte in Wladiwostok aufgefüllt haben, konnten wir unsere Mission in Japan zu Ende führen«, sagte Kapitän Hobbes. »Aber ich kann das nicht endgültig festlegen, ehe wir neue Befehle von der Admiralität in London erhalten haben.«
    »Wenn Sie nur ein Funkgerät hätten«, murmelte Tesla, »anstelle dieser lächerlichen Vögel.«
    Kapitän Hobbes ging darauf nicht ein. »In der Zwischenzeit müssten wir die Vorräte rationieren.« Er sah Kapitän Jegorow an, und Alek wiederholte seine Worte auf Französisch.
    »Wir sind Flieger. Natürlich haben wir vollstes Verständnis«, sagte Jegorow. »Und seit unserer Ankunft in Tunguska haben wir die eine oder andere Mahlzeit übersprungen.«
    »Tunguska«, sagte Bovril von der Decke.
    Dr. Barlow sah zu dem Tierchen hinauf und fragte dann auf Französisch: »Ist das der Name dieses Ortes?«
    Kapitän Jegorow zuckte mit den Schultern. »Der Fluss Tunguska fließt durch diesen Wald, der ansonsten eigentlich keinen Namen hat.«
    »Noch nicht«, murmelte Tesla. »Aber bald werden alle erfahren, was hier geschehen ist.«
    Dr. Barlow wandte sich ihm zu und wechselte ins Englische. »Wenn ich mir die Frage erlauben darf, Mr. Tesla, was ist denn eigentlich vorgefallen?«
    »Um es in einfachen Worten auszudrücken: die stärkste Explosion, die je auf unserem Planeten stattgefunden hat«, erklärte der Mann leise. »Der Knall hat noch in über hundert Meilen Entfernung Fensterscheiben bersten lassen. In alle Richtungen sind die Bäume des Waldes umgeknickt, und es wurde so viel Staub aufgewirbelt, dass der Himmel weltweit für Monate rötlich schimmerte.«
    »Weltweit?«, fragte Dr. Barlow. »Wann genau hat das stattgefunden?«
    »Am frühen Morgen des 30. Juni des Jahres 1908. Damals wurden die Auswirkungen auf die Atmosphäre in der zivilisierten Welt kaum beachtet. Aber wenn es an einem anderen Ort und nicht in Sibirien passiert wäre, hätte die gesamte Menschheit über das Ereignis gestaunt.«
    »Gestaunt«, flüsterte Bovril, und Tesla unterbrach sich, um das Tierchen gereizt anzustarren. Alek schaute durch die schrägen Fenster des Navigationsraums nach draußen. Selbst aus dieser Höhe konnte er kein Ende der umgeknickten Bäume sehen.
    »Ich bin hergekommen, um zu erforschen, was vorgefallen ist, und bald werde ich über meine Ergebnisse Bericht erstatten.« Während der Erfinder fortfuhr, legte er Alek eine Hand auf die Schulter und sah ihn an. »Und dann wird die Welt erzittern und vielleicht endlich Frieden finden.«
    »Frieden? Wegen einer Explosion?«, fragte Alek. »Aber was hat sie verursacht, Sir?«
    Mr. Tesla lächelte und tippte mit seinem Gehstock dreimal auf den Boden.
    »Goliath.«

9. KAPITEL
    »Natürlich ist er verrückt«, sagte Alek.
    Graf Volger trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch und fixierte Bovril mit den Augen. Dr. Barlow hatte Alek das Tierchen nach dem Ende der Versammlung übergeben, und Alek war sofort zu Volgers Kabine aufgebrochen. Die Nachricht war zu ungewöhnlich, um lange warten zu dürfen. Aber jetzt starrten sich Volger und das Tierchen unentwegt an, ein Wettstreit, an dem sich Bovril offensichtlich

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