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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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mit großem Vergnügen beteiligte.
    Alek zog das Wesen von der Schulter und setzte es auf den Boden, ehe er näher an das Kabinenfenster trat. »Mr. Tesla sagt, er habe das alles von Amerika aus mit einer Art Maschine angerichtet. Vor sechs Jahren.«
    »1908?«, fragte Volger und wandte den Blick nicht vom Tierchen ab. »Und er hat bis jetzt gewartet, um es der Welt mitzuteilen?«
    »Die Russen wollten einem Mechanistenwissenschaftler keinen Zutritt zu ihrem Gebiet gewähren«, sagte Alek. »Nicht, ehe er nicht auf ihre Seite gewechselt war. Daher konnte er die Wirkungen nicht aus erster Hand erforschen. Aber nachdem er jetzt herausgefunden hat, wozu diese Waffe gut ist, wird er mit der Erfindung an die Öffentlichkeit gehen.«
    Volger löste sich endlich von Bovril. »Warum sollte er die Waffe an einem Ort ausprobieren, den er gar nicht aufsuchen durfte.«
    »Er sagt, es sei ein Unfall gewesen, ein Fehlschuss. Er wollte eigentlich nur ›ein wenig Feuerwerk‹ veranstalten und hat dabei nicht erkannt, wie mächtig Goliath war.« Alek runzelte die Stirn. »Sicherlich glauben Sie kein Wort davon.«
    Volger drehte sich um und sah aus dem Fenster. Die Leviathan näherte sich dem Rand der zerstörten Zone, wo nur die jungen Bäume abgeknickt waren. Aber die enorme Wirkung der Explosion war weiterhin erkennbar.
    »Haben Sie eine andere Erklärung für das, was sich hier ereignet hat?«
    Alek seufzte leise, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Natürlich nicht.«
    »Goliath«, sagte Bovril leise.
    Graf Volger warf dem Tier einen unfreundlichen Blick zu. »Was glauben die Darwinisten?«
    »Die stellen Mr. Teslas Behauptung nicht in Frage.« Alek zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls sagt ihm niemand so etwas ins Gesicht. Sie scheinen ganz zufrieden damit zu sein, dass er auf ihre Seite gewechselt ist.«
    »Natürlich sind sie das. Auch wenn der Mann den Verstand verloren hat, kann er noch das eine oder andere Kunststück aus dem Zylinder ziehen. Und wenn er die Wahrheit sagt, könnte er den Krieg beenden, indem er ein einziges Mal einen Schalter umlegt.«
    Alek sah nach draußen. Die riesenhaften Ausdehnungen des umgeknickten Waldes und die Tatsache, dass Volger nicht laut über Teslas absurde Behauptung lachte, bereiteten ihm Unbehagen. »Ich schätze, das stimmt. Stellen Sie sich Berlin nach einer solchen Explosion vor.«
    »Nicht Berlin«, meinte Volger.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Tesla ist Serbe«, erklärte Volger langsam. » Unser Land hat seine Heimat angegriffen, nicht Deutschland.«
    Wieder spürte Alek das Gewicht des Krieges auf seinen Schultern lasten. »Meine Familie trägt die Schuld, meinen Sie.«
    »Tesla könnte immerhin dieser Auffassung sein. Wenn diese Waffe tatsächlich funktioniert und er sie nochmals einsetzt, wird er damit Wien in Trümmer legen.«
    Alek spürte, wie das Entsetzen in ihm aufstieg, so wie das Gefühl der Leere nach der Ermordung seiner Eltern, nur stärker. »Sicherlich würde er diese Waffe niemals gegen eine Stadt einsetzen.«
    »Im Krieg gibt es keine Grenzen«, sagte Volger und starrte weiter aus dem Fenster.
    Dann erinnerte sich Alek an das tote Flugtier, das Tesla den Kampfbären geopfert hatte, damit er seine Mission durchführen konnte. Dem Mann mangelte er nicht an Entschlossenheit, schien es.
    Bovril hockte auf dem Boden und sagte: »Trümmer.«
    Volger warf dem Tierchen abermals einen vernichtenden Blick zu und wandte sich wieder an Alek. »Daraus könnte sich eine Möglichkeit ergeben, Ihrem Volk zu dienen, Prinz, und zwar auf eine Weise, wie es nur wenigen Herrschern möglich ist.«
    »Natürlich.« Alek richtete sich auf. »Wir müssen ihn überzeugen, dass Österreich nicht sein wahrer Feind ist. Er hat die Berichte über mich in den Zeitungen gelesen. Daher weiß er, dass auch ich den Frieden will.«
    »Das wäre sicherlich die beste Lösung«, sagte Volger. »Aber wir müssen seine Absichten erfahren, ehe wir ihn von Bord dieses Schiffes gehen lassen.«
    »Ihn gehen lassen ? Ich glaube, wir können den Kapitän wohl kaum überzeugen, ihn unter Arrest zu stellen.«
    »Ich habe nicht an Arrest gedacht.« Graf Volger beugte sich vor und spreizte die Hand über der Karte von Sibirien auf dem Schreibtisch. »Wie nahe haben Sie ihm bei diesem Treffen gestanden? Wie nahe kann jemand von uns diesem Mann in den nächsten Tagen kommen?«
    Alek blinzelte. »Sicherlich wollen Sie nicht andeuten, dass Sie Gewalt in Erwägung ziehen, Graf.«
    »Ich deute an, junger

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