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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westerfeld
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Mechanistentürme, und alle erst halb fertig. Riesige Baumaschinen bewegten sich dazwischen und bliesen Dampf in den klaren Himmel, und an einem langen Pier, der weit ins Meer führte, drängten sich die Frachtschiffe.
    »Pusteln und Karbunkel, das ist das Haus von diesem Kerl?«
    »William Randolph Hearst ist ein sehr reicher Mann«, sagte Alek. »Und dazu ein wenig kauzig, wenn man Tesla glauben darf.«
    »Was aus seinem Munde wenig zu bedeuten hat.«
    »Aber er ist der richtige Mann für diese Sache. Er produziert Nachrichten. Hearst gehört ein halbes Dutzend Zeitungen, eine Wochenschau-Firma und dazu einige Politiker.« Alek sagte es mit fester Stimme und seufzte dann. »Es war ein Glück, dass uns der Sturm so weit nach Süden geweht hat, denke ich.«
    »Nachrichten«, sagte Bovril leise.
    Deryn gab ihm den Feldstecher zurück und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. In Istanbul hatte Alek seine Geheimnisse Eddie Malone enthüllt, um den Reporter daran zu hindern, die Vorbereitungen zur Revolution aufzudecken. Er hatte ihm von seiner Flucht nach der Ermordung seiner Eltern erzählt, und davon, wie er sich der Mannschaft der Leviathan angeschlossen hatte. Er hatte alles preisgegeben, nur nicht den Brief vom Papst, der Aleks Anspruch auf den Thron garantierte, sein letztes Geheimnis. Der Junge hatte diese Bloßstellung in der Öffentlichkeit gehasst. Und jetzt wollte Tesla die Geschichte von Alek noch auf viel größerer Bühne aufführen.
    »Es ist doch irgendwie nicht fair, dass du dieses Palaver noch einmal durchmachen musst.«
    Alek zuckte mit den Schultern. »Beim zweiten Mal kann es auch nicht schlimmer werden, oder?«
    Schweigend schauten sie zu, wie das ausgedehnte Anwesen näher kam. Die Leviathan drehte sich und richtete die Nase in die stete Brise, die vom Meer heranwehte, um den Ankermast vom Land aus anzufliegen.
    Eine Eidechse steckte die Nase aus einem Rohr über ihren Köpfen.
    »Mr. Sharp, melden Sie sich auf dem Rücken«, sagte sie mit Mr. Rigbys Stimme.
    »Sofort, Sir. Ende der Nachricht.« Sie sah Alek an. »Ich muss bei der Landung helfen. Vielleicht kann ich mir deinen großen Auftritt ja vom Boden aus anschauen.«
    Er lächelte sie an. »Ich werde mich bemühen, richtig schneidig auszusehen.«
    »Aye, aber natürlich.« Deryn wandte sich dem Fenster zu und tat so, als wollte sie sich den Landeplatz schnell noch anschauen, das Durcheinander von Maschinen und Menschen und die Muster, die der Wind ins hohe Gras drückte. »Es sind nur Reporter, Alek. Die können dir nicht wehtun.«
    »Das werde ich mir zu Herzen nehmen, Deryn«, sagte er.
    »Deryn Sharp«, sagte Bovril und gluckste, während sie zur Tür ging. »Richtig schneidig.«
    Sie landete sanft auf dem Flugfeld, da der Wind ihre Gleitflügel mit der Luft vom Ozean füllte. Ein Dutzend Männer warteten, um sie aufzufangen, und ein junger Mann in Zivilkleidung stellte sich ihr vor.
    »Philip Francis, zu Ihren Diensten.«
    »Kadett Sharp von Ihrer Majestät Luftschiff Leviathan «, antwortete Deryn und salutierte. »Wie viel Bodenpersonal haben Sie?«
    »Zweihundert Mann oder so. Reicht das?«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Aye, das ist eine Masse. Aber haben Sie darunter auch welche, die ausgebildet sind?«
    »Alle sind ausgebildet, und sie haben eine Menge Erfahrung. Mr. Hearst hat ein eigenes Luftschiff, wissen Sie. Im Augenblick ist es in Chicago, wo Reparaturen vorgenommen werden.«
    »Er hat ein eigenes brüllendes Luftschiff ?«
    »Er reist nicht gern mit der Eisenbahn«, erwiderte der Mann schlicht.
    »Ach, ja, gewiss«, brachte Deryn hervor und sah sich auf dem Landeplatz um. Der Schwarm der Helfer war bereits in Position gegangen und hatte ein perfektes Oval unter der Gondel der Leviathan gebildet. In ihren roten Uniformen sahen sie gut aus, und die meisten hatten sich Sandsäckchen an die Gürtel gebunden, damit sie noch ein wenig schwerer wurden, was ohne Zweifel auf den böigen Ozeanwind zurückzuführen war.
    Dann hörte sie das Knurren von Mechanistenmotoren, und als sie sich umdrehte, sah sie drei eigenartige Maschinen, die vorwärtswankten – sechsbeinige Läufer. Die Piloten standen in einer offenen Kanzel, und hinter ihnen ragten Metallarme in die Höhe, an denen eine Art Apparat befestigt war.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte sie Mr. Francis.
    »Filmkameras auf den modernsten beweglichen Plattformen. Mr. Hearst möchte die Ankunft der Leviathan für seine Wochenschau aufzeichnen lassen.«
    Deryn runzelte

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