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Goliath: Roman (German Edition)

Goliath: Roman (German Edition)

Titel: Goliath: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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ersten Silo steigt. Majestätisch schwingt sich das sechzig Tonnen schwere Projektil in den dunklen Winterhimmel. Die Flammen seiner Düsen lassen gespenstische Schatten über die zerklüftete Landschaft zucken.
    An Bord der Boeing 747-400 YAL 1A
    12 000 Meter über dem südlichen Indischen Ozean
    Am Polarkreis
    Die mit dem Kürzel YAL 1A bezeichnete Version der Boeing 747 ist eines der ungewöhnlichsten Flugzeuge der Welt. Entwickelt und konstruiert von der US -Luftwaffe in Zusammenarbeit mit den Firmen Boeing, TRW Space and Electronics und Lockheed Martin Missiles and Space, dient das geräumige Frachtflugzeug als Plattform für den »Airborne Laser«, eine taktische Waffe zur Ortung und Zerstörung ballistischer Raketen.
    Der Chemische Sauerstoff-Jodlaser (Chemical Oxygen-Iodine Laser – COIL ), der sich an Bord des Jumbojets befindet, wurde schon 1977 von Phillips Lab entwickelt. Seine Energie gewinnt er aus der chemischen Reaktion von Wasserstoffperoxid und Chlorgas, zwei Stoffen, die auch in Haarfärbemitteln enthalten sind. Ein Generator erzeugt elektronisch angeregte Sauerstoffmoleküle im sogenannten Singulett-Delta-Zustand, denen Joddampf beigemischt wird. Dadurch werden die Jodmoleküle dissoziiert und in einen laserfähigen Zustand gebracht, bei dem das von den Jodatomen emittierte Licht zwischen den Spiegeln der Waffe oszilliert und an Stärke zunimmt. Das Ergebnis ist ein Laserstrahl mit einer Infrarot-Wellenlänge von 1,315 Mikrometer, der für das bloße Auge unsichtbar ist.
    General Jackson steht hinter der Reihe von Männern, die im Kontrollraum vor ihren Geräten sitzen. Er spürt das Blut in seinen Ohren pochen; seine Nasenflügel beben.
    »Ich habe einen Kontakt!«, ruft der Radartechniker. »Einundsiebzig Komma sechs Grad südlicher Breite, neunundfünfzig Komma null fünf Grad östlicher Länge.«
    »Bin dabei«, erwidert ein anderer Techniker, ein Offizier mit einem Kindergesicht, der Jackson viel zu jung für seine Aufgabe vorkommt. Er sitzt am Infrarot-Terminal, einem Verfolgungssystem mit einer Hochleistungs-Brennebene zum Aufspüren von Raketen. »Erster Kontakt: Zuweisung ›Romeo eins‹.«
    »Da sind zwei weitere Raketen … und eine vierte – fünfte – sechste – siebte – achte …«
    Der »Bear« spürt, dass ihm die Beine zittern. Millionen von Leben stehen auf dem Spiel, vielleicht sogar die Zukunft der ganzen Menschheit – und alles hängt von einem neunhundert Millionen Dollar teuren Flugzeug und einem Multi-Megawatt-Laser ab, der noch nie unter so harschen atmosphärischen Bedingungen getestet worden ist.
    Das Haupthindernis bei der Entwicklung des luftgestützten Lasersystems war die von Schwankungen der Lufttemperatur hervorgerufene atmosphärische Turbulenz, ein Phänomen, das auch für das Funkeln der Sterne verantwortlich ist. Es wirkt schwächend und zerstreuend auf den Laserstrahl. Zwar ist die YAL 1A mit Spezialspiegeln ausgerüstet, die solche Störungen kompensieren sollen, aber der Laser ist zu neu, um unter sämtlichen Wetterbedingungen getestet worden zu sein.
    Und was das Wetter betrifft, ist die Antarktis der absolut übelste Ort auf Erden.
    »Sir, Romeo eins bis acht sind in die Beschleunigungsphase eingetreten«, sagt der Mann am Infrarotbildschirm. »System hat alle acht Ziele erfasst.«
    Im Frachtbereich der 747 springt der wuchtige Generator an.
    »Laser zünden«, befiehlt Colonel Udelsman.
    »Aye, Sir, Laser läuft. Ziel Romeo eins.«
    Jackson spürt es fast in seinen Knochen, wie die Kraft des aufleuchtenden Laserstrahls durch den Jumbojet gleitet und dessen Nase mit Energie durchflutet. Plötzlich zuckt ihm ein Gedanke durch den Kopf: Wenn wir das Ziel verfehlen, ist vielleicht auch mein Leben bald vorbei …
    Aus dem rüsselförmigen Turm an der Nase der 747 schießt ein unsichtbarer Energiestrahl mit Lichtgeschwindigkeit in den dunklen Himmel über der Antarktis und drückt seinen tödlichen Kuss auf den Graphit-Epoxid-Rumpf der ersten Trident D 5.
    Einen Sekundenbruchteil später hat der Laserstrahl bereits ein Loch in die dünne Haut des Projektils geschmolzen und den festen Treibstoff der Interkontinentalrakete entzündet. Ein gewaltiger Feuerball flammt auf, dann fällt der zerfetzte Koloss aus Metall, Kabeln und Plutonium harmlos vom Himmel.
    »Sir, Romeo eins ist vernichtet. Nächstes Ziel: Romeo zwei.«
    General Jackson stößt einen nervösen, kehligen Jubelschrei aus und stößt die eingegipsten Fäuste hoch in die Luft, als der Laser

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