Goliath: Roman (German Edition)
»Schließlich sind die USA nicht daran interessiert, die Ölförderung zu behindern.«
»Mir ist völlig klar, was Biowaffen anrichten können«, fährt Rocky ihn an. »Aber dir ist offenbar nicht klar, dass wir den Franzosen und Russen nur um drei Jahre voraus sind, was die Entwicklung des ersten Prototyps betrifft. Würde auch nur einer von euch sogenannten Pazifisten besser schlafen, wenn uns die Russen zuvorkommen?«
Covah hebt die Augenbrauen. »Und das ist die Frau, die du heiraten wolltest, Gunnar? Du solltest mir danken. In Leavenworth warst du besser aufgehoben.«
Gunnar schaut Rocky an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Ich hab den Eindruck, du hast zu lange mit deinen Zinnsoldaten gespielt.«
»Ach, leck mich doch am Arsch! Glaubst du im Ernst, wir können die Bedrohung beseitigen, indem wir unsere Waffen vernichten? Bist du so naiv? Ist die Welt sicherer geworden, seit du diesem Irren da geholfen hast, die Pläne der Goliath zu stehlen?«
Covah setzt sich. »Damit sind wir wieder bei der Frage, weshalb wir die Goliath gekapert haben.« Er sieht Gunnar an. »Keiner von uns wollte, dass du ins Gefängnis kommst. Das ist einer der Gründe, weshalb wir uns so außerordentlich viel Mühe gegeben haben, dich an Bord zu bringen. Wir hatten das Gefühl, dass du sehr viel für unsere Sache geopfert hast, wenn auch unwissentlich.«
David nickt. »Simon und ich wollten, dass du direkt miterlebst, wie wir der Gewalt und der Unterdrückung, unter der die Menschheit leidet, ein Ende machen.«
Gunnar starrt seinen einstigen Freund an und fragt sich, ob er die Bestrafung des Computers lange genug aushalten könnte, um David das Genick zu brechen.
»Wie?«, fragt Rocky. »Wie wollt ihr der Gewalt ein Ende machen?«
Covah leert sein Weinglas. »Wir haben eine Liste mit Forderungen zusammengestellt, die wir soeben weltweit ausstrahlen ließen. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten haben wir keine politischen Verpflichtungen und keine überlebenden Angehörigen mehr, um die wir Angst haben müssten. Es gibt keinerlei Verhandlungsspielraum und natürlich keine Möglichkeit, uns aufzuspüren und zu vernichten. Wenn man auf unsere Forderungen nicht eingeht, wird das Konsequenzen nach sich ziehen.«
Der Tibeter schneidet eine Grimasse. »Sie werden vorher doch Warnungen ausstrahlen, wie wir besprochen haben?«
»Natürlich, Mr. Trevedi, genau wie abgemacht.«
»Haben Sie tatsächlich vor, eine Atomrakete abzuschießen?«, fragt Rocky fassungslos.
»Wir müssen tun, was die Umstände erfordern.«
Rocky schüttelt ungläubig den Kopf. »Dann seid ihr nicht nur Mörder, sondern auch verfluchte Heuchler. Ihr werdet Millionen unschuldiger Menschen abschlachten.«
»Es gibt sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt, Commander. Die meisten sind ahnungslose Lämmer, die sich gegenseitig bekriegen, während sie sich vom Schäfer zum Schlachthaus führen lassen. Die Menschheit ist schon auf dem Weg zum Selbstmord. Eines unserer Ziele ist, der Welt einen kleinen Vorgeschmack der thermonuklearen Zerstörung zu präsentieren, weil wir hoffen, damit den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Außerdem werden wir der Demokratie wieder Geltung verschaffen, indem wir die selbst ernannten Unterdrücker beseitigen. Wir, die man wahnsinnig nennt, werden dem Wahnsinn ein Ende bereiten.«
Gunnar spürt, wie sein Herzschlag einen Moment aussetzt. Mein Gott, er will es wirklich tun …
Covah bemerkt offenbar, was sich in Gunnar abspielt. »Es wird nur einer einzigen Demonstration bedürfen, um die Aufmerksamkeit der Massen zu erregen. Mit der Goliath werden wir erreichen, wozu man die Vereinten Nationen nie ermächtigt hat und was die USA vergeblich versucht haben. Wir werden den Geist, den die Menschheit gedankenlos geweckt hat, wieder in seine Flasche bannen, und zur gleichen Zeit dafür sorgen, dass die Menschen wieder menschlicher werden. Wir werden dem Terrorismus und allen, die ihn schützen, ein Ende bereiten. So wird das große Experiment, das die Menschheit darstellt, endlich einen seit Langem überfälligen Schritt auf der evolutionären Leiter tun. Die Goliath , als die perfekte Waffe gedacht, wird zum perfekten Werkzeug des Friedens werden.«
Simon Covah reißt die Spitze eines Pizzastücks ab und schiebt sie sich in den entstellten Mund, als wolle er den anderen ein Zeichen geben, weiterzuessen.
Aus der Ecke des Raumes beobachtet das Sensorauge des Computers unablässig die Szene. Das biochemische Gehirn zeichnet alles
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