Gone 4: Rache
ab, sprang in die Knie, schwang das Messer und schnitt ihm durch beide Vorderbeine. Er krachte nach vorne auf seine Horrorfresse.
BAM ! BAM !
Edilio schoss auf einen der Käfer, der offenbar die Schnauze vollhatte und vor dem Wirbelwind flüchtete.
Brianna sah die Flugbahn der Kugeln. Und sie sah, wie sie an den harten Flügeln abprallten.
»Kopfschüsse!«, schrie sie Edilio zu. »Du musst ihre Köpfe erwischen!«
Sie wollte auf den Käfer zeigen, den sie getötet hatte. Aber das tote Mistvieh hatte sich wieder in Bewegung gesetzt. So wie der, dem sie die Vorderbeine abgehackt hatte.
Brianna zog ihr Gewehr, holte den verwundeten Käfer ein, presste ihm den Lauf auf die gespenstischen Augen und drückte ab.
Sein Kopf explodierte und versprühte grünlich schwarze Hirnmasse. Doch der Käfer schüttelte sich nur wie ein nasser Hund, dann lief er weiter.
»So geht das nicht«, sagte Brianna. »Vielleicht verliere ich ja gegen Drake, aber sicher nicht gegen ein paar blutäugige Schaben.«
Sie drückte noch einmal ab.
Unterdessen feuerte Edilio auf seinen Käfer. Als er Briannas Zögern bemerkte, schrie er: »Versuch, sie zu zerquetschen!«
»Womit?«
Edilio blickte sich hilflos um. »Weiß nicht.«
»Sie hauen ab!«
Die Käfer, ungefähr ein halbes Dutzend, ignorierten sie und rannten jetzt die Straße hinunter, die aus Perido Beach hinausführte.
»Für dich sind sie zu schnell«, meinte Brianna.
Edilio sah aus, als würde ihn jeden Moment der Schlag treffen. Sein Blick flog zwischen dem Fenster und den flüchtenden Käfern hin und her, und Brianna hätte schwören können, dass er als Nächstes die Hände hochwerfen und ausrufen würde: »Aus, Schluss, ich mach da nicht mehr mit!«
Aber er biss die Zähne zusammen, holte tief Luft und spannte sich sichtbar an, um eine Entscheidung zu treffen, von der er wusste, dass sie falsch sein könnte. Vielleicht sogar fatal.
»Brianna«, sagte er mit grimmiger Miene, »hör zu, bevor du losrennst. Ich will, dass du ihnen folgst, herausfindest, wo sie hingehen. Das heißt aber auch, dass wir dann niemanden mehr haben, der die Verteidigung übernehmen kann. Orc ist am Saufen, Sam, Dekka und Jack sind nicht in der Stadt, meine Leute fallen aus, weil sie der Reihe nach krank werden, und Drake könnte immer noch irgendwo auf der Lauer liegen …« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Geh kein Risiko ein, spar dir deine waghalsigen Manöver und mach keine Dummheiten. Du kommst zurück, sobald du ihr Ziel kennst.«
Brianna salutierte zum Scherz, dann flitzte sie mit locker hundert Sachen dem Schwarm hinterher.
»Keine Sorge, Edilio!«, rief sie über ihre Schulter zurück. »Der Wirbelwind lässt die Mistkäfer nicht aus den Augen.«
Orc ging der Schnaps aus. Bekümmert sah er auf die Flasche in seiner Hand. Er müsste doch längst tot sein. Wie viel Alkohol musste man intus haben, um daran zu krepieren?
Er strengte seinen Verstand an. Im Haus müssten noch irgendwo ein paar Flaschen versteckt sein, sofern es in der Zwischenzeit nicht geplündert worden war. Falls doch, gab es noch eine andere Möglichkeit, aber dafür müsste er einen weiten Fußmarsch in Kauf nehmen und darauf hatte er erst recht keine Lust. Das würde ihn ausnüchtern.
Außerdem musste er mit Astrid reden. Die Sache mit Drake … Sie war die Einzige, die freundlich zu ihm war und nicht nur das Monster in ihm sah. Sie war klug. Und sie war nett. Ihr Haus lag auf dem Weg.
Zwei Häuserblocks davon entfernt bemerkte er etwas sehr Sonderbares. So sonderbar, dass er kurz dachte, seine Augen spielten ihm einen Streich.
Eine Wolke. Am Himmel. Und noch während er sie anstarrte, verschwand die Sonne zum Teil hinter ihr.
Eine dunkle graue Wolke.
Er ging weiter. Trank wieder aus der Flasche. Warf noch einmal einen Blick zu der verrückten Wolke.
Jetzt bog er in Astrids Straße und sah schon von Weitem die Trümmer, die über den Asphalt und die Vorgärten verstreut und auf die Zäune gefallen waren.
Dann das Haus. Das brachte ihn zum Stillstand. Das halbe Haus war weg.
Und da oben stand Astrid. Im Freien, weil die Wände nicht mehr da waren. Und jetzt sah er auch ihren behinderten kleinen Bruder, bloß schien der über seinem Bett in der Luft zu schweben.
Orc stand vor Staunen der Mund offen. Astrid bemerkte ihn nicht, weil sie die Wolke am Himmel anstarrte. Ihre Arme hingen herab und in einer Hand hielt sie eine riesengroße Kanone.
Auf einmal zuckte ein greller Blitz auf.
Keine zwei Meter von
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