Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gone 4: Rache

Gone 4: Rache

Titel: Gone 4: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
Furcht – und seine Ergebenheit.
    Wenn es sein musste, würde er jeden Gesteinsbrocken eigenhändig aus dem Schacht zerren – sollte es auch Wochen dauern. Er würde zur Dunkelheit gehen und sie befreien.
    »Mein alter Körper ist da unten«, sagte Drake laut. »Mein alter Körper ist da unten bei ihr.«
    Da durchströmte ihn eine tiefe, fast schmerzhafte Sehnsucht. Am liebsten hätte er sich wie zu einer Umarmung an die herabgestürzten Steine gedrückt. Um ihr näher zu sein. Vielleicht würde sich die Dunkelheit ja nach ihm ausstrecken, ihn berühren, ihm sagen, was er tun sollte.
    Aber nicht in Jamals Gegenwart.
    »Fang an, die Steine rauszuholen!«, befahl Drake ihm. »Staple sie da drüben.« Er zeigte zu einer flachen Stelle. »Ich weiß nicht, wie weit der Felssturz reicht. Kann sein, dass wir dafür eine Weile brauchen werden. Wenn Brittney zurückkommt, sagst du ihr, sie muss mit anpacken.«
    Die nächsten zwei Stunden hoben sie Steine auf und schleppten sie weg. Eine Schubkarre wäre gut gewesen. Es hätte auch geholfen, wenn Jamals Schulter nicht verletzt gewesen wäre. Sie mussten jeden Felsbrocken, jedes Stück Holz einzeln wegschaffen. Manche waren so groß, dass sie sie nur gemeinsam tragen konnten. Andere waren so schwer, dass sie sie nicht von der Stelle rücken konnten und sich einen Weg um sie herum bahnen mussten.
    Zwei Stunden später hatten sie sich gerade einmal einen halben Meter weit in den Schacht vorgearbeitet.
    Zwischendurch war Brittney aufgetaucht und prompt auf den Trick hereingefallen, dass sie die Sache beschleunigen konnte, wenn sie bei der Schlepperei mithalf. Doch Drake brauchte sich nichts vorzumachen. Sie kamen kaum voran. Es würde Monate dauern. Jahre. Eine Ewigkeit.
    Die Kojoten kamen und gingen, sahen ihnen zu und malten sich zweifellos aus, wie es wäre, wenn sie Jamal zu fressen bekämen.
    Als Drake ein Geräusch vernahm, das sich so anhörte, als würde hinter der Biegung des Pfads etwas auftauchen, dachte er zuerst, es wären die Kojoten.
    Bloß war es nicht das übliche Tapp-tapp ihrer Pfoten. Es klang eher wie ein Klicken, gefolgt von einem Rascheln.
    Drake wischte sich den Schweiß von der Stirn und drehte sich müde um.
    Einen Augenblick lang meinte er, in einem Science-Fiction-Film gelandet zu sein. Das Ding, das da auf klickenden Beinen um die Kurve kam, sah aus wie ein Roboter oder wie ein außerirdisches Wesen, denn für ein normales Insekt war es viel zu groß.
    Ein Monsterkäfer aus Silber und Bronze, matt glänzend, mit den Mundwerkzeugen einer Wespe, die mit der Geschwindigkeit eines meisterhaft geführten Hackmessers auf und zu schnappten. An den Seiten des Kopfs ragten Greifwerkzeuge hervor, messerscharfe Krummsäbel aus schwarzem Horn oder Knochen.
    Das Wesen roch nach einer Mischung aus Curry und Ammoniak. Bitter, mit einem Hauch von saurer Milch.
    Dem ersten folgten weitere, die rasch aufholten und sich auf beiden Seiten verteilten. Die Augen waren irre: dunkelblaue Pupillen, die beinahe menschlich wirkten. Aber ohne jede Spur eines Gefühls. Wie Eissplitter.
    Sie rannten auf sechs Beinen vorwärts, hielten an, liefen wieder los und entwickelten dabei eine beängstigende Geschwindigkeit. Ihre matten Silberflügel lagen an ihren bronzenen Schalen an, gefaltet wie die Flügel eines Käfers oder einer Küchenschabe. Manchmal, wenn sie rannten, hoben sich die Flügel ein wenig.
    Eine Art Käfer. Aber jeder mindestens anderthalb Meter lang und einen Meter hoch, wobei ihre Fühler noch gut fünfzig Zentimeter höher hinaufragten.
    Drake starrte in die seelenlosen blauen Augen des ersten Käfers.
    Seine Peitschenhand war bereit und Jamal hielt das Gewehr im Anschlag. Wenn sie auf einen Kampf aus waren, standen Drakes Chancen nicht sonderlich gut. Es waren sechs. Sie drängten sich aneinander wie Ameisen, die aus ihrem Bau ausrückten, oder ein Schwarm Wespen, der wütend sein Nest verließ.
    Drake bekam es mit der Angst zu tun: Was, wenn er von diesen messerscharfen Mundwerkzeugen in lauter kleine Stücke zerhackt und gefressen wurde? Würde er das überleben?
    Ein Kojote, der vorsichtig auf Distanz blieb, sprang auf die Spitze eines Felsvorsprungs und sagte in der abgehackten Sprache, die seine Art erworben hatte: »Die Dunkelheit sehen.«
    »Was? Die da?«, fragte Drake. Die Kojoten und Käfer konnten miteinander kommunizieren? »Sie wollen zur Dunkelheit? Kein Problem.« Er deutete mit dem Daumen hinter sich zum Schacht. »Nur zu.«
    »Sind hungrig«,

Weitere Kostenlose Bücher