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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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wusste ich sofort, dass er sich ein Cool Girl wünschte, und ich glaube, für ihn war ich bereit, es zu versuchen. Ich nehme meinen Teil der Verantwortung auf mich. Das Ding ist, ich war anfangs total verrückt nach ihm. Ich fand ihn abartig exotisch, diesen Missouri-Typen. Es war so unglaublich angenehm, ihn um mich zu haben. Er brachte Dinge in mir zum Vorschein, von denen ich nichts geahnt hatte: Leichtigkeit, Humor, Lockerheit. Es war, als würde er mich aushöhlen und mit Federn füllen. Er half mir, Cool Girl zu werden – mit niemandem sonst hätte ich das gekonnt. Ich hätte es auch gar nicht gewollt. Ich will nicht abstreiten, dass ich manches davon genossen habe: Ich aß MoonPies, ich lief barfuß, ich hörte auf, mir Sorgen zu machen. Ich sah mir blöde Filme an und verdrückte chemisch behandelte Lebensmittel. Ich dachte nie weiter als über den ersten Schritt von irgendwas nach, das war der Schlüssel. Ich trank eine Cola, ohne mir Gedanken über das Recyceln der Dose zu machen, ohne an die Säure in meinem Bauch zu denken, die so stark ist, dass man damit einen Penny abbeizen kann. Wir gingen in einen blöden Film, und ich machte mir keine Gedanken über den widerlichen Sexismus oder darüber, dass es keine vernünftigen Rollen für Angehörige von Minderheiten gab. Ich überlegte nicht mal, ob der Film irgendeinen Sinn hatte. Ich dachte nicht an das, was als Nächstes kam. Nichts hatte Konsequenzen, ich lebte im Augenblick, und ich fühlte, wie ich immer oberflächlicher und dümmer wurde. Aber glücklich.
    Bis ich Nick kennenlernte, habe ich mich nie als reale Person gefühlt, weil ich immer ein Produkt war. Amazing Amy muss geistreich, kreativ, rücksichtsvoll, originell und glücklich sein. Wir wollen nur, dass du glücklich bist, sagten Rand und Marybeth die ganze Zeit, aber sie erklärten mir nie, wie das geht. So viel Unterricht, so viele Chancen und Privilegien, aber sie brachten mir nie bei, wie man glücklich ist. Ich weiß noch, dass ich immer über andere Kinder gestaunt habe. Ich war bei einer Geburtstagsparty und beobachtete die anderen Kinder, wie sie kicherten und Grimassen schnitten, und ich versuchte es auch, aber ich verstand einfach nicht, warum . Da saß ich dann, das enge Gummiband des Papphütchens schnitt in mein moppeliges Doppelkinn, während der grießige Guss des Kuchens meine Zähne bläute, und ich herauszufinden versuchte, warum das alles Spaß machen sollte.
    Mit Nick verstand ich es endlich. Weil er so viel Spaß machte. Es war, als würde man sich mit einem Seeotter verabreden. Er war der erste von Natur aus glückliche, mir ebenbürtige Mensch, dem ich begegnete. Er war intelligent, sah phantastisch aus, er war geistreich, witzig, er war bezaubernd und ließ sich bezaubern. Die Leute mochten ihn. Die Frauen liebten ihn. Ich dachte, wir würden die perfekte Verbindung abgeben: das glücklichste Paar der Umgebung. Nicht, dass die Liebe ein Wettbewerb wäre. Aber ich verstehe nicht, wieso zwei Leute zusammen sein sollten, wenn sie nicht die Glücklichsten sind.
    In den ersten beiden Jahren – in denen ich so tat, als wäre ich jemand anderes – war ich wahrscheinlich so glücklich wie nie zuvor und danach nie wieder. Ich kann nicht entscheiden, was das bedeutet.
    Aber dann musste es aufhören, denn es war nicht real, es war nicht ich. Es war nicht ich , Nick! Ich dachte, du hättest es gewusst. Ich dachte, es wäre eine Art Spiel. Ich dachte, zwischen uns läuft so etwas wie ein »Frag nichts, sag nichts«- Ding. Zwinker-zwinker. Ich habe mich so angestrengt, locker zu sein. Aber es ließ sich nicht aufrechterhalten. Und wie sich herausstellte, von Nicks Seite auch nicht: das geistreiche Geplänkel, die cleveren Spielchen, die Romantik, das Liebeswerben. Alles fing an zu bröckeln und in sich zusammenzufallen. Ich hasste Nick, weil er nicht wusste, dass es enden musste, weil er ernsthaft glaubte, er hätte diese Kreatur geheiratet, dieses Phantasiegebilde einer Million masturbierender Männer, die Finger mit Sperma verklebt, selbstzufrieden. Er schien ehrlich verdutzt, als ich ihn bat, mir zuzuhören . Er konnte nicht glauben, dass ich es nicht von Herzen liebte, meine Muschi mit Warmwachs zu enthaaren, bis sie brannte, und ihm auf Zuruf einen zu blasen. Dass es mir tatsächlich etwas ausmachte, wenn er zu Verabredungen mit meinen Freunden nicht auftauchte. Dieser absurde Tagebucheintrag? Ich muss meinen Freunden nicht von solch jämmerlichen Tanzäffchen-Szenarien

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