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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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auf.«
    Ich kniete mich hin und hob den Deckel vorsichtig mit den Fingerspitzen an, als erwartete ich eine Explosion. Nichts. Ich spähte hinein. Auf dem Boden der Schachtel lagen dicht nebeneinander zwei hölzerne Marionetten. Mann und Frau. Der Mann trug ein Narrenkleid und grinste fanatisch, in der Hand hielt er einen Stock. Ich zog die Figur heraus, und seine Gliedmaßen bewegten sich aufgeregt, wie ein Tänzer, der sich aufwärmt. Die Frau war hübscher, zierlicher und steifer. Ihr Gesicht hatte einen schockierten Ausdruck, als hätte sie etwas Alarmierendes gesehen. Unter ihr lag ein winziges Baby, das mit einem Band an ihr befestigt werden konnte. Die Puppen waren alt, schwer und groß, fast wie Bauchredner-Puppen. Ich nahm den Mann, packte den dicken, knüppelartigen Griff, mit dem er bewegt werden konnte, und sofort zappelte er wild mit Armen und Beinen.
    »Das ist ja unheimlich«, sagte Go. »Hör auf.«
    Auf dem Boden der Schachtel lag ein zusammengefaltetes cremig blaues Blatt Papier mit Amys Handschrift, alles Punkte und Dreiecke, wie ein kaputter Papierdrachen.
    Der Beginn einer wunderbaren Geschichte, Nick!
    »So macht man das!«
    Viel Spaß.
    Auf dem Küchentisch unserer Mom breiteten wir alle Hinweise der Schatzsuche und die Schachtel mit den Marionetten aus. Eine Weile starrten wir stumm auf die Sachen, als wollten wir ein Puzzle zusammenlegen.
    »Warum hat sie sich die Mühe mit der Schatzsuche gemacht, wenn es ihr doch nur … nur um ihren Plan ging?«, überlegte Go.
    Ihr Plan war inzwischen die Kurzform für »die Inszenierung ihres Verschwindens und dir den Mord anhängen« geworden. »Plan« klang nicht ganz so verrückt.
    »Zum einen, um mich abzulenken. Um mir vorzugaukeln, dass sie mich noch liebt. Ich jage hinter ihren kleinen Hinweisen her, in dem Glauben, dass meine Frau sich mit mir versöhnen will, unsere Ehe neu in Gang bringen …«
    Es machte mich ganz krank, wie weich und sentimental mich ihre Briefchen gemacht hatten. Es war mir peinlich, peinlich bis ins innerste Mark. Die Art von peinlich, die Teil der DNA wird, die einen für immer verändert. Nach all den Jahren konnte Amy mich immer noch manipulieren. Einfach ein paar Briefchen schreiben, und schon wollte ich zu ihr zurück. Ich war ihre Marionette.
    Ich werde dich finden, Amy . Liebeskranke Worte, hasserfüllte Absichten.
    »Damit ich keine Zeit habe zu denken: Hey, das sieht doch echt danach aus, als hätte ich meine Frau ermordet. Ich frage mich, warum? «
    »Und die Polizei hätte es seltsam gefunden – du hättest es seltsam gefunden –, wenn sie keine Schatzsuche vorbereitet hätte, es ist doch ihre Tradition«, argumentierte Go. »Es hätte ausgesehen, als wüsste sie, dass sie verschwindet.«
    »Aber das macht mir Sorgen«, sagte ich und deutete auf die Puppen. »Die Marionetten sind so ungewöhnlich, sie müssen etwas bedeuten. Ich meine, wenn sie mich einfach nur eine Weile ablenken wollte, hätte das Geschenk irgendetwas aus Holz sein können, egal was.«
    Go fuhr mit dem Finger über das Narrenkleid der männlichen Puppe. »Die sind definitiv sehr alt. Traditionell.« Sie schlug die Kleider zurück, und der keulenartige Griff an der Männerfigur kam zum Vorschein. Die weibliche Puppe hatte nur ein viereckiges Loch am Kopf. »Soll das sexuell sein? Der Mann hat diesen riesigen Holzgriff, wie ein Pimmel. Und der Frau fehlt hier was. Sie hat bloß das Loch.«
    »Ist das die ziemlich offensichtliche Aussage: Männer haben einen Penis, Frauen eine Vagina?«
    Go steckte den Finger in die Ritze der weiblichen Puppe, um sicherzugehen, dass nichts darin versteckt war. »Was will Amy damit zum Ausdruck bringen?«
    »Als ich die Puppen gesehen habe, dachte ich im ersten Moment: Sie hat Kinderspielzeug gekauft. Mom, Dad, Baby. Weil sie schwanger war.«
    »Ist sie denn wirklich schwanger?«
    Ein Gefühl der Verzweiflung überschwemmte mich. Oder eher andersherum, keine hereinkommende Welle, die mich überrollte, sondern der Sog des sich zurückziehenden Wassers: ein Gefühl, das mich mit sich zog. Ich konnte nicht mehr hoffen, dass meine Frau schwanger war, aber ich wagte auch nicht zu hoffen, dass sie es nicht war.
    Go nahm die männliche Marionette in die Hand, kräuselte die Nase – und dann ging ihr ein Licht auf. »Du bist eine Marionette.«
    Ich lachte. »Genau das habe ich auch gedacht. Aber warum ein Mann und eine Frau? Amy ist keine Marionette, so viel ist klar, sie lässt die Puppen tanzen.«
    »Und was

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