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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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gelegen, gelesen und alte kratzige LPS angehört, wie Nick und ich es früher oft gemacht haben (dieser Tagebucheintrag ist wahr). Auf einmal hatte ich einen Ausbruch romantischen Frohsinns: Ich wollte Nick in der Bar überraschen, wir würden zusammen was trinken und Hand in Handschuh zusammen durch die leeren Straßen nach Hause wandern. Wir würden durch die stille Innenstadt spazieren, und er würde mich irgendwo an eine Mauer drücken und mich küssen, mitten im Schnee, der aussieht wie eine Zuckerwolke. Richtig, ich wollte ihn unbedingt zurückhaben, so sehr, dass ich bereit war, diesen Augenblick neu zu inszenieren. Ich war bereit, wieder eine andere Amy zu spielen. Ich weiß noch, dass ich dachte: Wir können immer noch einen Weg finden, damit es zwischen uns wieder funktioniert. Vertrauen! Ich bin ihm bis nach Missouri gefolgt, weil ich immer noch irgendwie daran geglaubt habe, dass er mich wieder lieben würde, auf diese intensive, kompakte Art wie früher, auf die Art, die alles gutmachte.
    Ich kam gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie er die Bar mit ihr verließ. Ich war auf dem gottverdammten Parkplatz, sechs Meter hinter ihm, und er hat mich nicht mal bemerkt, ich war ein Geist. Er berührte sie nicht – noch nicht, aber ich wusste Bescheid. Das konnte ich erkennen, weil er so auf sie konzentriert war. Ich folgte ihnen, und auf einmal drückte er sie gegen einen Baum – mitten in der Stadt  – und küsste sie. Nick betrügt mich, dachte ich benommen, und ehe ich mich dazu aufraffen konnte, etwas zu sagen, waren sie auch schon im Haus und gingen hinauf in ihre Wohnung. Eine Stunde lang saß ich auf der Schwelle und wartete, dann wurde mir kalt – blaue Fingernägel, klappernde Zähne –, und ich wanderte heim. Er hat nie erfahren, dass ich Bescheid wusste.
    Ich hatte eine neue Persönlichkeit, aber keine, die ich mir ausgesucht hatte. Ich war die Durchschnittsfrau, verheiratet mit einem durchschnittlich beschissenen Mann. Er hatte Amazing Amy einfach so vom Sockel geholt.
    Ich kenne Frauen, deren ganze Persönlichkeit aus liebevoller Mittelmäßigkeit besteht. Ihr Leben ist eine Liste von Defiziten: der Freund, der sie nicht zu schätzen weiß, die zehn Pfund zu viel, der respektlose Chef, die hinterhältige Schwester, der untreue Ehemann. Ich fühlte mich immer über solche Geschichten erhaben, nickte mitfühlend und dachte, wie töricht sie doch waren, diese Frauen, dass sie so etwas zuließen, wie undiszipliniert. Und jetzt war ich plötzlich eine von ihnen! Eine von den Frauen mit den endlosen Geschichten, bei denen die Zuhörer mitfühlend nicken und denken: Du arme dumme Tussi.
    Ich konnte die Geschichte hören. Jeder würde sie lieben: wie Amazing Amy, das Mädchen, das nie etwas falsch machte, sich bettelarm in den Mittelwesten verschleppen ließ, wo ihr Ehemann sie wegen einer Jüngeren sitzenließ. Wie vorhersehbar, wie absolut durchschnittlich, wie amüsant. Und der Ehemann? Der war natürlich glücklicher als je zuvor. Nein, das konnte ich nicht zulassen. Nein. Niemals. Nie. Das kann er mir nicht antun und auch verdammt nochmal gewinnen. Nein.
    Für dieses Stück Scheiße hab ich meinen Namen geändert! Historische Dokumente wurden neu geschrieben – aus Amy Elliott wurde Amy Dunne – als wäre das gar nichts. Nein, das wird er nicht gewinnen.
    Also begann ich mir eine andere Geschichte auszudenken, eine bessere Geschichte, eine Geschichte, die Nick zerstören würde, weil er mir das angetan hatte. Eine Geschichte, in der ich wieder die Perfekte wäre. Die aus mir eine Heldin, makellos und anbetungswürdig machen würde.
    Denn jeder liebt das tote Mädchen.

    Es ist schon ziemlich extrem, wenn eine Frau ihrem Ehemann anhängt, sie ermordet zu haben. Ich weiß das. All die Besserwisserinnen da draußen werden sagen: Sie hätte einfach gehen sollen, den Rest ihrer Würde zusammenraffen und gehen. Das wäre der richtige Weg gewesen. Zweimal Unrecht ergibt noch lange kein Recht . All die Dinge, die Frauen ohne Rückgrat sagen und dabei Moral mit Schwäche verwechseln.
    Ich lasse mich nicht von ihm scheiden, weil das genau das ist, was er will. Und ich werde ihm nicht verzeihen, weil ich keine Lust habe, die andere Wange hinzuhalten . Kann ich es noch deutlicher sagen? Das wäre für mich kein befriedigender Schluss. Der Böse gewinnt? Der Böse kann mich mal.
    Über ein Jahr habe ich jetzt ihre Muschi an seinen Fingerspitzen gerochen, wenn er neben mir ins Bett gekrochen ist. Ich

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