Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
dem Punkt, an dem ich Ihnen nicht mehr helfen kann, wenn Sie mir nicht vertrauen. Ich weiß, das klingt wie ein Cop-Spruch, aber es ist die Wahrheit.«
In seltsamem, halb kumpelhaftem Schweigen saßen wir nebeneinander und schlürften unseren Kaffee.
»Hey, deshalb wollte ich auch, dass Sie es von mir erfahren, ehe Sie es zufällig irgendwo hören«, sagte sie munter. »Wir haben Amys Handtasche gefunden.«
»Was?«
»Japp, kein Bargeld, aber ihr Ausweis und das Handy. Ausgerechnet in Hannibal. Am Flussufer, südlich vom Landeplatz des Dampfschiffs. Unsere Hypothese: Jemand wollte, dass es so aussieht, als wäre die Tasche vom Täter in den Fluss geworfen worden, als er die Stadt über die Brücke nach Illinois verlassen hat.«
»Jemand wollte, dass es so aussieht?«
»Die Tasche war nie ganz unter Wasser. Oben, beim Reißverschluss, sind noch Fingerabdrücke. Manchmal halten die sich auch im Wasser, aber … na ja, ich erspare Ihnen detaillierte Erklärungen, aber unsere Theorie ist, dass die Tasche am Ufer deponiert wurde, um sicherzugehen, dass man sie findet.«
»Klingt, als hätten Sie einen besonderen Grund dafür, mir das zu erzählen«, sagte ich.
»Die Fingerabdrücke, die wir gefunden haben, waren Ihre, Nick. Was nicht so besonders verwunderlich ist – Männer stecken ja gelegentlich ganz gern die Finger in die Taschen ihrer Frauen. Aber trotzdem …« Sie lachte, als hätte sie plötzlich eine großartige Idee. »Ich muss Sie trotzdem fragen: Sie waren nicht etwa vor kurzem in Hannibal, oder?«
Das sagte sie mit einer so beiläufigen Zuversicht, dass sofort das Bild eines im Fahrgestell meines Wagens versteckten Peilsenders vor meinem inneren Auge auftauchte, ausgelöst an dem Morgen, als ich nach Hannibal gefahren war.
»Warum sollte ich nach Hannibal fahren, um die Tasche meiner Frau loszuwerden?«
»Zum Beispiel, weil Sie Ihre Frau umgebracht und den Tatort in Ihrem Wohnzimmer inszeniert haben, damit wir denken, sie wäre von einem Eindringling überfallen worden, und als Ihnen dann klargeworden ist, dass wir anfangen, Sie zu verdächtigen, haben Sie schnell ein Beweisstück außerhalb deponiert, um uns abzulenken. So lautet die Theorie. Aber momentan sind einige meiner Jungs sowieso dermaßen sicher, dass Sie es waren, dass sie für alles eine passende Theorie finden. Also lassen Sie sich von mir helfen: Waren Sie in letzter Zeit in Hannibal?«
Ich schüttelte den Kopf. »Da müssen Sie meinen Anwalt fragen. Tanner Bolt.«
» Tanner Bolt? Sind Sie sicher, dass Sie diesen Weg einschlagen wollen, Nick? Ich denke, wir waren bislang ziemlich fair zu Ihnen, ziemlich offen. Bolt ist ein … nun er ist ein Typ für den allerletzten Notfall. Er ist der Typ, den Leute anheuern, die schuldig sind.«
»Tja, da ich inzwischen eindeutig Ihr Hauptverdächtiger bin, Rhonda, muss ich mich um mich kümmern.«
»Dann treffen wir uns einfach, wenn er da ist, okay? Und dann besprechen wir das alles.«
»Unbedingt – das ist unser Plan.«
»Ein Mann mit einem Plan«, sagte Boney. »Ich freue mich schon darauf.« Dann stand sie auf und rief im Weggehen über die Schulter: »Hamamelis ist übrigens gut bei Nesselausschlag.«
Eine Stunde später klingelte es an der Haustür, und Tanner Bolt stand vor mir. Er trug einen babyblauen Anzug, und irgendetwas sagte mir, dass das der Look war, den er bevorzugte, wenn er »Down South« arbeitete. Er inspizierte die Nachbarschaft, beäugte die Autos in den Auffahrten, taxierte die Häuser. Er erinnerte mich an die Elliotts – die ganze Zeit sichten und analysieren. Ein Gehirn ohne Abschaltknopf.
»Zeigen Sie es mir«, sagte er, ehe ich ihn begrüßen konnte. »Zeigen Sie mir den Schuppen – aber kommen Sie nicht mit und gehen Sie auch nicht noch mal in die Nähe. Dann erzählen Sie mir alles.«
Wir setzten uns an den Küchentisch – ich, Tanner und Go, die gerade aufgewacht war und über ihrer ersten Tasse Kaffee kauerte. Wie einer von diesen grässlichen Tarot-Kartenlegern breitete ich alle Hinweise von Amys Schatzsuche vor uns aus.
Tanner beugte sich zu mir, seine Nackenmuskeln waren angespannt. »Okay, Nick, dann liefern Sie mal Argumente«, sagte er. »Ihre Frau hat die ganze Sache inszeniert. Beweisen Sie es!« Er pochte mit dem Zeigefinger auf den Tisch. »Denn bevor ich mit einer wilden Komplott-Geschichte vor Gericht ziehe, müssen Sie mich schon überzeugen. Sehen wir mal, ob es funktioniert.«
Ich holte tief Luft und sammelte mich. Ich war
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