Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
eins. Also gehe ich mit Gilpin in mein Büro, und was erwartet mich da? Eine Garnitur Frauenunterwäsche. Nicht mal annähernd Amys Größe – die Cops wollten von mir wissen, was für eine Kleidergröße Amy trägt, ich hab mich dauernd gefragt, wieso.«
»Aber Amy konnte unmöglich ahnen, dass Gilpin dabei sein würde, wenn Sie die Wäsche finden.« Tanner runzelte die Stirn.
»Aber es ist eine sehr naheliegende Möglichkeit«, unterbrach Go. »Hinweis eins war Teil des Tatorts – also wussten die Cops davon –, und sie hat das Wort Büro in ihrem Hinweis. Also ist es nur logisch, dass die Cops hingehen, mit oder ohne Nick.«
»Und wessen Höschen ist es denn nun?«, fragte Tanner. Go rümpfte die Nase beim Wort »Höschen«.
»Wer weiß?«, antwortete ich. »Erst dachte ich, es wäre eins von Andie, aber … wahrscheinlich hat Amy es einfach gekauft. Der wichtige Punkt ist, dass es nicht Amys Größe hat. Aber es führt dazu, dass jeder glaubt, in meinem Büro wäre etwas Anstößiges geschehen und zwar mit einer Frau, mit der ich nicht verheiratet bin. Fickdich Nummer zwei.«
»Und wenn die Cops Sie nicht in Ihr Büro begleitet hätten?«, fragte Tanner. »Oder niemand das Höschen bemerkt hätte?«
»Das ist ihr egal, Tanner! Diese Schatzsuche gibt es hauptsächlich deshalb, weil Amy an so was Spaß hat. Notwendig ist sie nicht. Sie hat es übertrieben, um sicherzugehen, dass eine Million vernichtender kleiner Hinweise gegen mich in Umlauf geraten. Wieder muss man meine Frau kennen. Ihre Devise ist: ›Doppelt genäht hält besser‹.«
»Okay, dann zu Hinweis zwei«, sagte Tanner.
Stell dir vor: ich bin verrückt nach dir,
Meine Zukunft liegt gar nicht verschwommen vor mir.
Du hast mich hierhergebracht, damit ich deine Kindheit seh
Und die Jungsabenteuer mit löchrigen Jeans und Schirmmütze versteh.
Die andern vergessen wir, die sind uns egal,
Komm küss mich … so, wie ganz früher einmal.
»Das ist Hannibal«, erklärte ich. »Amy und ich waren mal dort, deshalb versteh ich es so, aber außerdem ist es auch ein Ort, an dem ich … Kontakt mit Andie hatte.«
»Und das war für Sie kein Warnsignal?«, wollte Tanner wissen.
»Nein, noch nicht. Ich war zu sentimental wegen Amys Briefchen. Gott, das Mädel kennt mich in- und auswendig. Sie weiß genau, was ich hören möchte. Du bist brillant . Du bist geistreich und witzig . Und wie viel Vergnügen es ihr machen muss zu wissen, dass sie mir immer noch so die Wahrnehmung verdrehen kann. Sogar aus der Ferne. Ich meine, ich war … Himmel, ich war praktisch dabei, mich von neuem in sie zu verlieben.«
Einen Moment blieb mir das Wort fast im Hals stecken. Die verrückte Geschichte über ihre Freundin Insley und das halbnackte, eklige Baby. Amy wusste, dass ich diese Dinge am meisten an uns geliebt habe, damals, als ich uns noch geliebt habe: nicht die großen Augenblicke, nicht die romantischen Momente (in Großbuchstaben), sondern unsere Insiderwitze. Und jetzt benutzte sie all das gegen mich.
»Und wissen Sie was?«, fügte ich hinzu. »Man hat Amys Tasche gerade gefunden, und zwar in Hannibal. Ich bin absolut sicher, dass irgendjemand mich dort gesehen hat. Himmel, ich habe das Ticket für die Tour mit Kreditkarte bezahlt. Wieder ein Indiz, und Amy hat dafür gesorgt, dass ich damit in Verbindung gebracht werden kann.«
»Was, wenn niemand die Tasche gefunden hätte?«, fragte Tanner.
»Spielt keine Rolle«, antwortete Go. »Sie sorgt dafür, dass Nick sich im Kreis dreht, das macht ihr Spaß. Ich bin sicher, sie freut sich riesig darüber, welche Schuldgefühle es bei Nick auslöst, wenn er diese ganzen liebevollen Briefchen liest. Weil er ja weiß, dass er sie betrogen hat und dass sie verschwunden ist.«
Ich strengte mich an, nicht zusammenzuzucken, als ich den angeekelten Ton hörte, mit dem sie das Wort »betrogen« sagte.
»Was, wenn Gilpin mit Nick in Hannibal gewesen wäre?«, beharrte Tanner. »Was, wenn Gilpin die ganze Zeit mit Nick zusammen gewesen wäre und gewusst hätte, dass Nick die Tasche nicht dort deponiert hat?«
»Amy kennt mich gut genug, um zu wissen, dass ich Gilpin abhängen würde. Sie weiß, dass ich nicht von einem Fremden dabei beobachtet und taxiert werden will, wenn ich ihre Botschaften lese.«
»Wirklich? Woher wollen Sie das wissen?«
»Das weiß ich einfach.« Ich zuckte die Achseln. So war es eben. Ich wusste es. Ich wusste es einfach.
»Hinweis Nummer drei«, sagte ich und drückte Tanner
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