Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Lance Nicholas Dunne ein Ausgestoßener wird, um zu sehen, wie Nick verhaftet, wie ihm der Prozess gemacht und er ins Gefängnis gesperrt wird, fassungslos in seinem orangefarbenen Overall und Handschellen. Um zuzuschauen, wie Nick sich windet und schwitzt und seine Unschuld beteuert, vollkommen nutzlos. Dann werde ich am Fluss entlang nach Süden fahren, wo ich mich mit meinem Körper treffe, dem im Wasser treibenden Körper der ›Anderen Amy‹ im Golf von Mexiko. Ich werde für eine Sauftour anheuern – irgendeine Unternehmung, die mich aufs Wasser rausbringt, für die ich aber keinen Ausweis vorzeigen muss. Ich werde einen riesigen eisnassen Shaker Gin trinken und Schlaftabletten schlucken, und wenn keiner hinschaut, werde ich leise über Bord gehen, die Taschen voller Virginia-Woolf-Steine. Sich zu ertränken, verlangt viel Disziplin, aber daran mangelt es mir ja nicht. Möglicherweise wird meine Leiche nie entdeckt. Vielleicht taucht sie aber auch Wochen oder Monate später an der Oberfläche auf – so zersetzt, dass kein Todeszeitpunkt mehr festgestellt werden kann –, und damit werde ich den letzten Beweis liefern, um sicherzugehen, dass man Nick zum gepolsterten Kreuz bringt, dem Gefängnistisch, auf dem er die Giftspritze bekommen und sterben wird.
Ich würde gern noch bleiben und seinen Tod erleben, aber dank unseres Rechtssystems kann das Jahre dauern, und dafür habe ich weder das Geld noch das Durchhaltevermögen. Ich bin bereit, mich zu den anderen Hopes zu gesellen.
Ein bisschen habe ich mein Budget schon überschritten, denn ich habe ungefähr 500 Dollar für die Verschönerung meiner Hütte ausgegeben – gute Laken, eine gescheite Lampe, Handtücher, die nicht vom vielen Waschen schon so hart sind, dass man sie praktisch hinstellen kann. Aber ich versuche, das zu akzeptieren, was sich mir bietet. Ein paar Hütten weiter wohnt ein Mann, ein wortkarger Typ, ein Hippie-Dropout von der naturverbundenen Grizzly-Adams-Art, Granola-Guy – Vollbart, Türkisring und Gitarre, auf der er abends manchmal auf seiner hinteren Terrasse klimpert. Sein Name ist Jeff, sagt er, genauso wie ich sage, dass ich Lydia heiße. Wir lächeln uns im Vorbeigehen zu, aber er bringt mir Fisch vorbei. Schon ein paarmal hat er mir einen frischen, stinkenden, aber abgeschuppten und kopflosen Fisch geschenkt, in einem großen eisigen Gefrierbeutel. »Frischer Fisch!«, ruft er und klopft, und wenn ich nicht gleich aufmache, verschwindet er und hinterlässt den Gefrierbeutel auf meiner Türschwelle. Ich brate den Fisch in einer anständigen Pfanne, die ich mir in einem anderen Wal-Mart gekauft habe, und der Fisch ist nicht schlecht und außerdem kostenlos.
»Woher kriegen Sie denn den ganzen Fisch?«, frage ich ihn.
»Da, wo man ihn kriegen kann«, antwortet er.
Dorothy, die am Empfang arbeitet und schon eine Zuneigung zu mir entwickelt hat, bringt mir Tomaten aus ihrem Garten. Ich esse Tomaten, die nach Erde schmecken, und Fisch, der nach dem See schmeckt. Ich denke daran, dass Nick nächstes Jahr an einem Ort weggesperrt sein wird, der nur nach drinnen riecht. Keine natürlichen Gerüche, nur Deodorant und alte Schuhe und stärkehaltiges Essen, muffige Matratzen. Seine schlimmste Angst, sein persönlicher Paniktraum: Er sitzt im Gefängnis und weiß, dass er nichts verbrochen hat, aber er kann es nicht beweisen. Nicks Albträume haben immer davon gehandelt, dass man ihm unrecht tut, dass er in der Falle sitzt, ein Opfer von Mächten jenseits seiner Kontrolle.
Nach einem solchen Traum steht er immer auf und wandert im Haus herum, dann zieht er sich an und geht nach draußen, wandert durch die Straßen in der Nachbarschaft, in einen Park – einen Park in Missouri, einen Park in New York –, wo er gerade hinwill. Er ist ein Freiluft-Mensch, wenn auch nicht gerade ein Frischluftfanatiker, kein Wanderer, kein Camper, er weiß auch nicht, wie man Feuer macht. Er hätte keine Ahnung, wie man einen Fisch fängt und ihn mir präsentiert. Aber er mag die Möglichkeiten, die Auswahl. Er möchte nach draußen können, selbst wenn er sich dann dafür entscheidet, auf der Couch zu sitzen und drei Stunden Cage Fighting anzuschauen.
Ich mache mir Gedanken um die kleine Nutte. Andie. Ich dachte, sie würde sich nicht länger als drei Tage halten. Dann würde sie nicht mehr widerstehen können, die Affäre zu teilen . Ich weiß, dass sie gerne teilt , denn ich bin auf Facebook mit ihr befreundet – mein Profilname ist
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