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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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zweimal, immer mit einem Doppelnicken, dann gehen sie weiter. Manchmal hat der Mann eine Boa Constrictor um den Hals, aber die Schlange wird nie thematisiert, weder von ihm noch von mir. Außer diesen Stammgästen streifen noch einige alleinstehende Frauen durch die Hüttensiedlung, für gewöhnlich mit blauen Flecken und Blutergüssen. Manche scheinen sich zu schämen, andere sind schrecklich traurig.
    Eine ist gestern eingezogen, ein blondes Mädchen, sehr jung, mit braunen Augen und einer aufgeplatzten Lippe. Sie saß auf ihrer Veranda – in der Hütte neben mir –, rauchte eine Zigarette, und als unsere Blicke sich trafen, setzte sie sich auf, stolz, das Kinn vorgereckt. Nichts Entschuldigendes an ihr. Ich dachte: Ich muss so sein wie sie. Ich werde sie studieren: Eine Weile kann ich sie sein – das misshandelte zähe Mädchen, das sich versteckt, bis das Gewitter sich verzogen hat.

    Nach ein paar Stunden Vormittagsfernsehen – ich halte Ausschau nach Neuigkeiten im Fall Amy Elliott Dunne – schlüpfe ich in meinen klammen Bikini. Ich will zum Pool. Mich ein bisschen auf dem Wasser treiben lassen, ein Urlaub für mein ruheloses Hirn. Die Nachricht von der Schwangerschaft war erfreulich, aber es gibt immer noch sehr viel, was ich nicht weiß. Ich habe so viel geplant, aber es gibt Dinge, die sich meiner Kontrolle entziehen, Dinge, die meine Vision dessen, wie sich alles entwickeln sollte, verderben. Andie hat ihren Teil nicht beigetragen. Anscheinend könnte das Tagebuch ein bisschen Hilfe gebrauchen, um endlich gefunden zu werden. Die Polizei macht noch keine Anstalten, Nick zu verhaften. Ich weiß nicht, was sie alles schon entdeckt haben, und das gefällt mir nicht. Ich gerate in Versuchung, zum Telefon zu greifen, ein Anruf bei der Hotline, um sie in die richtige Richtung zu schubsen. Aber ich warte lieber noch ein paar Tage. An meiner Wand hängt ein Kalender, und ich markiere überübermorgen mit den Worten HEUTE ANRUFEN. Damit ich weiß, dass ich beschlossen habe, so lange zu warten. Wenn das Tagebuch erst gefunden wird, kommt garantiert Bewegung in die Sache.
    Draußen ist es wieder heiß wie im Dschungel, die Zikaden rücken heran. Meine Luftmatratze ist rosa mit Meerjungfrauen und zu klein für mich – meine Waden hängen ins Wasser –, aber auf ihr kann ich mich eine gute Stunde auf dem Wasser treiben lassen. Ich habe festgestellt, dass mir das gefällt. Meinem neuen Ich.
    Auf der anderen Seite des Parkplatzes sehe ich einen blonden Kopf, dann kommt das Mädchen mit der kaputten Lippe durch das Maschendraht-Tor, unter dem Arm eins der Badehandtücher aus der Hütte, nicht größer als ein Geschirrtuch, einem Päckchen Merits, einem Buch und Lichtschutzfaktor 120. Lungenkrebs ja, aber kein Hautkrebs. Sie macht es sich bequem und verteilt sorgfältig die Lotion, was sie ebenfalls von den anderen geschlagenen Frauen unterscheidet, die hierherkommen – die cremen sich mit Babyöl ein und hinterlassen fettige Schatten auf den Liegestühlen.
    Das Mädchen nickt mir zu, ein Nicken wie unter Männern in einer Bar. Sie liest Die Mars-Chroniken von Ray Bradbury. Ein Sci-Fi-Mädel also. Natürlich. Misshandelte Frauen fliehen gern vor der Realität.
    »Gutes Buch«, werfe ich ihr zu, ein unverfänglicher Konversations-Ball.
    »Jemand hat es in der Hütte liegen lassen. Ich hatte die Wahl zwischen diesem hier und Black Beauty .« Sie setzt eine große, billige Sonnenbrille auf.
    »Auch nicht schlecht. Aber Blitz, das schwarze Fohlen ist besser.«
    Sie sieht mich an, ohne die Sonnenbrille abzunehmen. Zwei schwarze Insektenaugen. »Hmm.«
    Dann wendet sie sich wieder ihrem Buch zu, die demonstrative »Ich lese jetzt« -Geste, die man aus vollbesetzten Flugzeugen kennt. Und ich bin die nervige Wichtigtuerin neben ihr, die die Armlehne beansprucht und Dinge fragt wie: »Geschäftlich oder auf Urlaub?«
    »Ich heiße Nancy«, verkünde ich. Ein neuer Name – nicht Lydia –, was nicht klug ist in diesem engen Quartier, aber es kommt einfach so aus meinem Mund. Manchmal ist mein Gehirn schneller, als ihm guttut. Ich dachte an die ramponierte Lippe des Mädchens, an ihre traurige, gebrauchte Ausstrahlung, dann dachte ich an Missbrauch und Prostitution, und schließlich dachte ich an Oliver! , mein Lieblingsmusical als Kind, und die dem Untergang geweihte Hure Nancy, die ihren gewalttätigen Mann liebte, bis er sie umbrachte, und dann fragte ich mich, warum meine feministische Mutter und ich uns Oliver!

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