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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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überhaupt angeschaut hatten, denn letztlich ist »As Long as He Needs Me« weiter nichts als ein trällernder Lobgesang auf häusliche Gewalt, und dann dachte ich daran, dass Tagebuch-Amy auch von ihrem Mann umgebracht worden war, und sie hatte eigentlich große Ähnlichkeit mit …
    »Ich heiße Nancy«, sage ich.
    »Greta.«
    Klingt erfunden.
    »Nett, dich kennenzulernen, Greta.«
    Ich schwimme weg. Hinter mir höre ich das Klicken von Gretas Feuerzeug, dann wabern Rauchschwaden über mir wie Sprühnebel.
    Vierzig Minuten später sitzt Greta am Beckenrand und lässt die Beine ins Wasser baumeln. »Es ist heiß«, sagt sie. »Das Wasser.« Sie hat eine heisere, herzhafte Stimme, Zigaretten und Präriestaub.
    »Wie Badewasser.«
    »Nicht sonderlich erfrischend.«
    »Ich kann sowieso nicht schwimmen«, sagt sie.
    Ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der nicht schwimmen kann. »Ich auch nicht besonders gut«, lüge ich. »Hundepaddeln.«
    Sie bewegt die Beine, und die Wellen schaukeln sanft meine Luftmatratze. »Wie ist es denn hier so?«, fragt sie.
    »Nett. Ruhig.«
    »Gut. Genau was ich brauche.«
    Ich wende mich ihr zu, um sie anzusehen. Sie hat zwei Goldketten um, gleich neben der linken Brust einen blauen Fleck in Pflaumengröße und direkt über der Bikinilinie ein Kleeblatt-Tattoo. Ihr Badeanzug ist nagelneu, kirschrot, billig. Vom Minimarkt am Hafen, wo ich auch meine Luftmatratze gekauft habe.
    »Bist du allein?«, frage ich.
    »Total.«
    Ich weiß nicht recht, was ich als Nächstes fragen soll. Gibt es irgendeinen Code, den misshandelte Frauen untereinander benutzen, eine Sprache, die ich nicht kenne?
    »Männerprobleme?«
    Sie zuckt mit der Augenbraue, was Ja zu bedeuten scheint.
    »Ich auch«, sage ich.
    »Ist ja nicht so, dass man uns nicht gewarnt hat«, fährt sie fort. Sie schöpft ein bisschen Wasser mit der Hand und lässt es sich über die Brust tröpfeln. »Am ersten Schultag hat meine Mom schon zu mir gesagt: Bleib weg von den Jungs. Die schmeißen entweder mit Steinen oder gucken dir unter den Rock. «
    »Den Spruch solltest du dir auf ein T-Shirt drucken lassen.«
    Sie lacht. »Aber es stimmt. Es stimmt immer. Meine Mom lebt in einem Lesbendorf, unten in Texas. Ich denke immer wieder, dass ich vielleicht auch hinziehen sollte. Da sind alle glücklich.«
    »Ein Lesbendorf?«
    »Es ist wie so eine, wie heißt das noch mal? Eine Kommune. Ein paar Lesben haben Land gekauft und sozusagen ihre eigene Gesellschaft aufgebaut. Männer sind nicht zugelassen. Klingt verdammt großartig für mich, eine Welt ohne Männer.« Sie schöpft noch eine Handvoll Wasser, schiebt die Sonnenbrille hoch und benetzt ihr Gesicht. »Nur schade, dass ich keine Muschis mag.«
    Wieder lacht sie, das ärgerliche Bellen einer alten Frau. »Und – gibt’s hier irgendwelche Pisser, mit denen ich mich verabreden kann?«, fragt sie. »Das ist nämlich irgendwie mein Muster. Vom einen abhauen, dem Nächsten in die Arme fallen.«
    »Die meiste Zeit ist es halbleer hier. Da ist Jeff, der Typ mit dem Bart, der ist eigentlich echt nett«, sage ich. »Er ist schon länger hier als ich.«
    »Wie lang willst du denn bleiben?«, fragt sie.
    Ich zögere. Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit ich hier verbringen möchte. Eigentlich hatte ich vor zu bleiben, bis Nick verhaftet wird, aber ich habe keine Ahnung, ob das bald passiert.
    »Bis er die Suche nach dir aufgibt, was?«, vermutet Greta.
    »So ähnlich.«
    Sie mustert mich aufmerksam und runzelt die Stirn. Mein Magen zieht sich zusammen. Ich warte darauf, dass sie es sagt: Du kommst mir irgendwie bekannt vor.
    »Geh nie mit frischen blauen Flecken zu einem Mann zurück. Die Genugtuung darfst du ihm nicht geben«, verkündet Greta. Dann steht sie auf und sammelt ihre Sachen ein. Trocknet sich die Beine mit dem winzigen Handtuch ab.
    »Guter Zeitvertreib«, sagt sie.
    Aus irgendeinem Grund recke ich den Daumen in die Höhe, was ich noch nie im Leben getan habe.
    »Besuch mich doch in meiner Hütte, wenn du nachher Lust hast«, sagt sie. »Wir können ein bisschen fernsehen.«

    Ich bringe eine frische Tomate von Dorothy mit, strecke sie Greta auf der Handfläche entgegen wie ein Geschenk für die Einweihungsparty. Greta kommt an die Tür und beachtet mich kaum, als würden wir uns schon seit Jahren besuchen. Immerhin nimmt sie die Tomate von meiner Hand.
    »Perfekt, ich mache gerade Sandwiches«, sagt sie. »Setz dich doch.« Sie deutet zum Bett – wir haben kein Wohnzimmer in

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