Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
einer ausgesprochen heiklen Situation, um es mal auf den Punkt zu bringen. Wir müssen den Cops von dem Schuppen erzählen. Wir können die Entdeckung nicht einfach verdrängen. Aber ich möchte Ihnen gern erklären, was passieren wird, wenn wir es melden, Nick. Und zwar: Die Cops werden sich auf Go stürzen. Es wird auf eine von zwei Versionen rauslaufen. Eins: Go ist Ihre Komplizin, sie hat Ihnen geholfen, das Zeug auf ihrem Grundstück zu verstecken, und weiß wahrscheinlich auch, dass Sie, Nick, Amy umgebracht haben.«
»Kommen Sie, das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, sagte ich.
»Nick, mit dieser Version können wir uns noch glücklich schätzen«, entgegnete Tanner. »Die Cops können das interpretieren, wie sie wollen. Wie wäre es damit: Es war Go, die Ihre Identität gestohlen und die Kreditkarten hat machen lassen. Sie hat das Zeug da drin gekauft. Amy hat es herausgefunden, es gab eine Auseinandersetzung, Go hat Amy getötet.«
»Dann gehen wir eben noch weiter«, gab ich zu bedenken. »Wir sagen ihnen das mit dem Schuppen und dass Amy mich über den Tisch ziehen will.«
»Ich glaube, das ist eine schlechte Idee und momentan ganz besonders, weil wir Andie nicht auf unserer Seite haben, und wir müssten auch die Sache mit ihr aufdecken.«
»Warum?«
»Wenn wir mit Ihrer Geschichte, dass Amy Sie reingelegt hat, zu den Cops gehen …«
»Warum nennen Sie es denn immer wieder meine Geschichte , als hätte ich mir das ausgedacht?«
»Ha. Guter Punkt. Wenn wir den Cops erklären, dass Amy Sie reinlegen will, dann müssen wir auch erklären, warum . Weil sie nämlich herausgefunden hat, dass Sie nebenbei eine Affäre mit einem sehr hübschen, sehr jungen Mädchen haben.«
»Müssen wir das unbedingt erzählen?«, fragte ich.
»Amy will Sie ans Messer liefern, weil sie … weil sie sich gelangweilt hat?«
Ich biss mir auf die Lippen.
»Wir müssen den Cops Amys Motivation verständlich machen, sonst funktioniert das nicht. Das Problem ist nur, wenn wir ihnen Andie in Geschenkpapier gepackt auf ihre Türschwelle setzen, und sie die Theorie mit dem Reinlegen nicht schlucken, dann haben wir den Cops Ihr Motiv für den Mord geliefert. Geldprobleme. Schwangere Ehefrau. Seitensprung. Ein Mörder-Triumvirat. Dann gehen Sie unter. Die Frauen werden Schlange stehen, um Sie mit den Fingernägeln zu zerfetzen.« Er begann, auf und ab zu gehen. »Aber wenn wir nichts tun und Andie von allein bei den Cops aufkreuzt …«
»Und was sollen wir machen?«, fragte ich.
»Ich glaube, im Moment würden die Cops uns auslachen, wenn wir ihnen damit kommen, dass Amy Ihnen den Mord anhängen will. Das ist zu fadenscheinig. Ich glaube es Ihnen, aber das reicht nicht.«
»Aber die Hinweise für die Schatzsuche …«, setzte ich an.
»Nick, nicht mal ich verstehe diese Hinweise«, sagte Go. »Das ist alles Insider-Baseball zwischen dir und Amy. Wir haben nur dein Wort, dass sie dich zu … zu belastenden Orten führen. Ich meine, mal im Ernst – löchrige Jeans und Schirmmützen bedeuten Hannibal?«
»Und das kleine braune Haus steht für das Haus Ihres Vaters, das blau ist?«, fügte Tanner hinzu.
Ich spürte Tanners Zweifel. Anscheinend musste ich ihm Amys Charakter noch genauer erklären. Ihre Lügen, ihre Rachsucht, ihren Drang abzurechnen. Ich musste andere Leute dazu bringen, mir den Rücken zu stärken und einzusehen, dass meine Frau nicht Amazing Amy war, sondern Avenging Amy , ein unerbittlicher Racheengel.
»Sehen wir erst mal, ob wir Andie heute erreichen können«, sagte Tanner schließlich.
»Aber ist es nicht riskant zu warten?«, fragte Go.
Tanner nickte. »Es ist ein Risiko. Wir müssen rasch handeln. Wenn irgendwo noch ein Beweis auftaucht, wenn die Polizei sich einen Durchsuchungsbefehl für den Schuppen besorgt, wenn Andie zu den Cops geht …«
»Das macht sie nicht«, fiel ich ihm ins Wort.
»Sie hat Sie gebissen, Nick.«
»Trotzdem. Im Augenblick ist sie sauer, aber sie ist … ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir so etwas antun würde. Sie weiß, dass ich unschuldig bin.«
»Nick, Sie haben gesagt, Sie waren an dem Morgen, an dem Amy verschwunden ist, mit Andie zusammen, richtig?«
»Ja. Von etwa halb elf bis kurz vor zwölf.«
»Wo waren Sie denn dann zwischen halb acht und zehn?«, fragte Tanner. »Sie haben gesagt, Sie haben das Haus um halb acht verlassen, richtig? Wohin sind Sie gegangen?«
Ich kaute auf der Wange.
»Wo waren Sie, Nick? Ich muss das wirklich
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