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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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welche Rolle er zu spielen hatte. Tanners Stimme – wir brauchen die Unterstützung von Amys Eltern  – hallte in meinen Ohren wie ein griechischer Chor.
    Rand machte den Mund auf, aber ich kam ihm zuvor und fragte: »Was kann ich tun, Rand?«
    »Sag es mir, Nick.«
    »Was soll ich dir sagen?«
    »Ich möchte dich nicht fragen, und du möchtest nicht antworten, klar. Aber ich muss es hören. Du hast meine Tochter nicht getötet.«
    Er lachte und weinte gleichzeitig. »Großer Gott, ich kann keinen klaren Gedanken fassen«, stöhnte er. Sein Gesicht war knallrot, erhitzt, ein nuklearer Sonnenbrand. »Ich kapiere einfach nicht, was passiert ist. Ich kapier es einfach nicht!« Er lächelte immer noch. Aber gleichzeitig rollte eine Träne über sein Kinn und tropfte auf seinen Hemdkragen. »Sag es mir, Nick.«
    »Rand, ich habe sie nicht getötet und habe ihr auch nie weh getan.« Er ließ mich nicht aus den Augen. »Glaubst du mir, dass ich nie gewalttätig geworden bin?«
    Wieder lachte Rand. »Weißt du, was ich gerade sagen wollte? Ich wollte sagen, ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Und dann dachte ich, das ist doch der Text von jemand anderem. Das ist ein Zitat aus einem Film, nichts, was ich sagen sollte, und ich frage mich eine Sekunde, bin ich vielleicht in einem Film? Kann ich raus aus diesem Film? Dann plötzlich wird mir klar, dass ich das natürlich nicht kann. Eine Sekunde lang denkt man Wenn ich etwas anderes sage, dann verändert sich alles, aber das stimmt nicht, oder?«
    Mit einem kurzen Jack-Russel-Kopfschütteln drehte er sich um und folgte seiner Frau nach draußen, ins Auto.
    Statt traurig zu sein, war ich alarmiert. Noch ehe die Elliotts meine Auffahrt verlassen hatten, dachte ich: Wir müssen schnell zu den Cops, bald. Ehe die Elliotts öffentlich über ihren Vertrauensverlust zu sprechen begannen. Ich musste beweisen, dass meine Frau nicht so war, wie sie zu sein vorgab. Nicht Amazing Amy, sondern Avenging Amy. Ein verrückter Racheengel. Mir schoss der Gedanke an Tom O’Hara durch den Kopf – der Typ, der dreimal bei der Hotline angerufen hatte, der Typ, den Amy beschuldigt hatte, sie vergewaltigt zu haben. Tanner hatte Hintergrundinformationen über ihn gesammelt: Er war nicht der Macho-Ire, den ich mir bei dem Namen vorgestellt hatte, kein Feuerwehrmann und auch kein Cop. Er schrieb für eine Humor-Website mit Sitz in Brooklyn, eine seriöse Seite, und sein Profilbild zeigte ihn als schlanken Mann mit dunkel gerahmter Brille und einem wirren schwarzen Haarschopf und einem schiefen Lächeln und einem T-Shirt mit dem Logo einer Band namens Bingos.
    Schon nach dem ersten Klingeln hob er ab.
    »Hier ist Nick Dunne. Sie haben wegen meiner Frau angerufen. Amy Dunne. Amy Elliott. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    Ich hörte, wie er zögerte und erwartete schon, dass er auflegen würde wie Hilary Handy.
    »Rufen Sie mich in zehn Minuten noch mal an.«
    Ich tat es. Im Hintergrund hörte man Bargeräusche, eine vertraute Geräuschkulisse: das Gemurmel von Trinkern, das Klirren von Eiswürfeln, die plötzlichen lauten Rufe, wenn jemand einen Drink bestellte oder einen Freund begrüßte. Auf einmal bekam ich heftiges Heimweh nach meiner eigenen Kneipe.
    »Okay, danke«, sagte er. »Ich musste schnell in eine Bar. Schien mir ein Scotch-Gespräch zu werden.« Seine Stimme kam näher, und ich konnte mir vorstellen, wie er sich über sein Glas kauerte und das Telefon dicht an den Mund hielt.
    »Also«, begann ich. »Ich habe Ihre Nachrichten bekommen.«
    »Gut. Sie ist immer noch verschwunden, richtig? Amy?«
    »Ja.«
    »Darf ich fragen, was Ihrer Meinung nach passiert ist?«, sagte er. »Mit Amy?«
    Scheiße, ich wollte einen Drink! Also ging ich in die Küche – nach meiner Bar das Zweitbeste – und goss mir ein. Zwar hatte ich mir vorgenommen, mit dem Alkohol etwas vorsichtiger zu sein, aber es fühlte sich so gut an: das Aroma des Scotch, ein dunkler Raum, während draußen die grelle Sonne schien.
    »Darf ich fragen, warum Sie angerufen haben?«, antwortete ich.
    »Ich habe die Berichterstattung verfolgt«, sagte er. »Sie sind im Arsch.«
    »Stimmt. Ich wollte mit Ihnen reden, weil ich dachte, es ist … interessant, dass Sie versuchen, Kontakt aufzunehmen. In Anbetracht der Vergewaltigungsgeschichte.«
    »Ach, davon wissen Sie also«, sagte er.
    »Ich weiß, dass es eine Anzeige gegeben hat, aber ich glaube nicht unbedingt, dass Sie ein Vergewaltiger sind. Ich wollte gerne hören,

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