Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)
Wuh-waaaaah-Soundeffekt verlieh ihrem Schmerz Ausdruck.
»Was für einen Job beispielsweise? Was könnte ich denn in dieser Gegend kriegen?«
»Putzen, Babysitten.«
Im Grunde sollte ich also Hausfrau werden, aber dafür bezahlt werden, Ironie genug für eine Million Durchhalte-Poster.
Es stimmt, dass ich nicht mal unter unseren bescheidenen Missouri-Umständen wirklich sparen musste. Sicher, ich konnte nicht einfach losziehen und mir ein neues Auto kaufen, wenn mir danach gewesen wäre, aber über Alltagsdetails musste ich nie nachdenken, ich musste keine Coupons ausschneiden, Billigmarken kaufen und aus dem Kopf wissen, wie viel ein Liter Milch kostet. Meine Eltern haben mir so etwas nie beigebracht und mich überhaupt nicht richtig auf die reale Welt vorbereitet. Als Greta sich beispielsweise beschwerte, dass der Minimarkt am Yachthafen fünf Dollar für die Vierliterpackung Milch verlangt, zuckte ich zusammen, denn der Knabe dort nahm mir immer zehn Dollar dafür ab. Mir erschien das auch ziemlich viel, aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass der kleine pickelige Teenager einfach einen Preis erfand und schaute, ob ich bereit war, ihn zu zahlen.
Ich hatte gehaushaltet, aber mein Budget – das dem Internet zufolge sechs bis neun Monate reichen sollte – ist eindeutig unangemessen, und ich muss umdenken.
Als wir mit dem Minigolf fertig sind – ich gewinne natürlich, das weiß ich, weil ich im Kopf die Punkte ausrechne –, gehen wir zum Hotdog-Stand nebenan, und ich verkrümle mich um die Ecke, um ein bisschen Geld aus meinem Geldgürtel zu graben, den ich unter meinem Shirt trage, und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Greta mir gefolgt ist. Kurz bevor ich das Ding wieder wegstopfen kann, erwischt sie mich.
»Schon mal was von einer Handtasche gehört, Geldsack?«, lacht sie. Das Problem lässt sich sicher so bald nicht lösen – ein Mensch auf der Flucht braucht einfach eine Menge Bargeld, aber ein Mensch auf der Flucht hat definitionsgemäß auch keinen Ort, um es aufzubewahren. Zum Glück bedrängt Greta mich nicht weiter – sie weiß, dass wir beide Opfer sind. Wir sitzen in der Sonne auf einer Picknickbank aus Metall und essen Hotdogs, weiße Brötchen, die um Phosphatwürstchen gewickelt sind, mit einer Sauce, die so grün ist, dass sie schon giftig aussieht. Vielleicht das Tollste, was ich jemals gegessen habe, denn ich bin die Tote Amy, und es ist mir egal.
»Rate mal, was Jeff in seiner Hütte für mich gefunden hat«, sagt Greta. »Noch ein Buch von dem Kerl, der die Mars-Chroniken geschrieben hat.«
»Ray Bradburrow«, sagt Jeff. Bradbury, denke ich.
»Ja, genau. Das Böse kommt auf leisen Sohlen «, fährt Greta fort. »Echt gut.« Sie zwitschert die letzten beiden Worte, als wäre das alles, was man über ein Buch sagen kann: Es ist gut, oder es ist schlecht. Mir hat es gefallen, oder mir hat es nicht gefallen. Keine Diskussionen über den Schreibstil, die Themen, die Nuancen, die Struktur. Einfach nur gut oder schlecht. Wie ein Hotdog.
»Ich hab es gelesen, als ich eingezogen bin«, erzählt Jeff. »Es ist gut. Gruslig.« Er ertappt mich, wie ich ihn anschaue und schneidet eine Kobold-Grimasse, verdrehte Augen und rausgestreckte Zunge. Er ist nicht mein Typ – der Pelz in seinem Gesicht ist mir zu struppig, er macht verdächtige Dinge mit Fischen –, aber er sieht nett aus. Attraktiv. Warme Augen, ganz anders als Nicks frostiges Blau. Ich frage mich, ob »ich« mit ihm schlafen wollen würde – nett und langsam, sein Körper an meinen gepresst, sein Atem in meinem Ohr, der struppige Bart an meiner Wange, nicht der einsame Sex von Nick, bei dem sich unsere Körper kaum verbinden: rechter Winkel von hinten, L-förmig von vorn, und dann springt er sofort aus dem Bett, rein in die Dusche, und lässt mich allein, pulsierend neben seinem nassen Fleck.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«, fragt Jeff. Er nennt mich nie beim Namen, als wollte er bestätigen, dass wir beide wissen, dass ich gelogen habe. Er sagt die junge Dame oder schöne Frau oder einfach nur du . Ich frage mich, wie er mich wohl im Bett nennen würde. Baby vielleicht.
»Ich hab nur nachgedacht.«
»Oh-ooh«, sagt er und lächelt wieder.
»Du hast an einen Typen gedacht, das sehe ich«, behauptet Greta.
»Kann schon sein.«
»Ich dachte, wir halten uns eine Weile von den Arschlöchern fern«, sagt sie. »Und kümmern uns um unsere Hühner.« Nach Ellen Abbott gestern Abend war ich zu
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