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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Löcher sind schlicht nicht spielbar – das Gras ist aufgerollt wie Teppichboden, das Farmhaus mit dem Mauseloch in sich zusammengestürzt. Also wandern wir ohne bestimmte Ordnung zwischen den Parcours herum. Keiner schreibt die Punkte auf.
    Die Alte Amy hätte das fürchterlich geärgert: Die Beliebigkeit des Ganzen, die Sinnlosigkeit. Aber ich lerne, mich treiben zu lassen, und eigentlich mache ich das ganz gut. Jetzt bin ich eine Perfektionistin der Ziellosigkeit, eine Typ-A Alpha-Mädchen-Zeitverplemperin, die Anführerin einer Bande Kids mit gebrochenen Herzen, die wild durch diese einsame Amüsiermeile laufen, jeder zutiefst verletzt durch den Betrug eines geliebten Menschen. Ich ertappe Jeff (betrogener Ehemann, geschieden, komplizierte Sorgerechtsregelung) dabei, wie er die Stirn runzelt, als wir an einem Liebes-Tester vorbeikommen: Drücke den Metallgriff und schau zu, wie die Temperatur von »bloß ein Techtelmechtel« auf »Seelenpartner« steigt. Die seltsame Gleichung – eine erstickende Umklammerung bedeutet wahre Liebe – erinnert mich an die arme verprügelte Greta, die gelegentlich ihren Daumen über den blauen Fleck auf ihrer Brust legt, als wäre da ein Knopf, auf den sie drücken kann.
    »Du bist dran«, sagt Greta zu mir. Sie trocknet ihren Ball an ihren Shorts ab – zweimal hat sie ihn in die Dreckwassergrube manövriert.
    Ich gehe in Position, wackle ein-, zweimal mit dem Hintern und putte meinen grellroten Ball direkt in die Öffnung des Vogelhauses. Eine Sekunde lang ist er verschwunden, dann kommt er auf einer Rinne wieder zum Vorschein und rollt ins Loch. Verschwinden und wieder zum Vorschein kommen. Eine Woge der Angst überschwemmt mich – alles taucht irgendwann wieder auf, sogar ich. Ich mache mir Sorgen, weil ich glaube, dass mein Plan sich verändert hat.
    Bisher habe ich meinen Plan nur zweimal verändert. Das erste Mal wegen der Sache mit dem Revolver. Ich wollte mir eine Waffe besorgen, und dann, am Morgen meines Verschwindens, auf mich schießen. Nicht gefährlich: durch die Wade oder ins Handgelenk. Ich hatte vor, eine Kugel zu hinterlassen, an der mein Fleisch und Blut klebte. Es hat einen Kampf gegeben! Jemand hat auf Amy geschossen! Dann wurde mir klar, dass das selbst für mich ein bisschen zu macho war. Es würde wochenlang weh tun, und ich mag Schmerzen eigentlich nicht (meinem geritzten Arm geht es besser, danke der Nachfrage). Aber ich mochte die Idee mit dem Revolver. Das war ein guter MacGuffin. Nicht Jemand hat auf Amy geschossen , sondern Amy hatte Angst. Also machte ich mich ein bisschen hübsch und ging zur Mall, am Valentinstag, damit man sich dort auch bestimmt an mich erinnert. Eine Waffe hab ich nicht gekriegt, aber das war keine große Sache, was Planänderungen angeht.
    Die zweite Änderung ist extremer. Ich habe beschlossen, nicht zu sterben.
    Natürlich habe ich die Disziplin, mich umzubringen, aber ich kann die Ungerechtigkeit nicht verdauen. Es ist nicht fair, dass ich sterben soll. Wirklich sterben. Ich möchte nicht sterben. Ich habe nichts Unrechtes getan.
    Aber jetzt ist das Geld ein Problem. Wirklich grotesk, ausgerechnet Geld! Aber ich habe eben nur eine begrenzte Summe – momentan sind es 9132 Dollar. Ich werde mehr brauchen. Heute Morgen war ich auf ein Schwätzchen bei Dorothy im Büro, wie immer mit einem Taschentuch in der Hand, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen (ich habe ihr gesagt, es hat meiner Großmutter gehört – ich versuche, ihr ein vages Bild von verprasstem Südstaatenreichtum zu vermitteln, ganz à la Blanche DuBois). Ich lehnte an ihrem Schreibtisch, sie erzählte mir mit allen bürokratischen Einzelheiten von einem Blutverdünner, den sie sich nicht leisten kann – die Frau ist ein wandelndes Lexikon ihr vorenthaltener Medikamente –, und ich sagte, einfach nur um die Situation zu testen: »Ich kenne das – ich weiß auch nicht, woher ich in ein, zwei Wochen die Miete für meine Hütte hernehmen soll.«
    Sie blinzelte mich an, dann blinzelte sie wieder in die Mattscheibe, wo eine Gameshow lief, in der die Leute sehr viel schrien und weinten. Dorothy nahm auf großmütterliche Art Anteil an mir, sie würde mich bestimmt unbegrenzt bleiben lassen: Die Hütten standen sowieso zur Hälfte leer, es schadete also nicht.
    »Dann sollten Sie sich einen Job suchen«, sagte Dorothy, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. Eine Teilnehmerin entschied sich für die falsche Lösung, ihr Gewinn war dahin, ein

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