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Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition)

Titel: Gone Girl - Das perfekte Opfer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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aufgeregt, um heimzugehen, also haben wir uns einen Sixpack geteilt und uns unser Einsiedlerleben als die heterosexuellen Alibi-Frauen im lesbischen Lager von Gretas Mutter ausgemalt, wie wir Hühner züchten und Wäsche zum Trocknen in die Sonne hängen. Die Objekte sanfter, platonischer Liebeswerbung von älteren Frauen mit knorrigen Fingergelenken und mildem Lachen. Jeansstoff und Kordsamt und Clogs und nie mehr Sorgen wegen Make-up oder Haaren oder Nägeln, Brustgröße oder Hüftumfang, nie mehr das verständnisvolle Eheweibchen oder die unterstützende Freundin spielen müssen, die alles gut findet, was ihr Mann tut.
    »Nicht alle Männer sind Arschlöcher«, sagt Jeff. Greta gibt ein unverbindliches Geräusch von sich.
    Mit schlaffen Gliedmaßen kehren wir in unsere Hütten zurück. Ich komme mir vor wie ein Wasserballon, den man in der Sonne vergessen hat, und ich habe keinen anderen Wunsch mehr, als unter meiner ratternden Klimaanlage am Fenster zu sitzen, mich von kühler Luft anblasen zu lassen und dabei fernzusehen. Ich habe einen Sender gefunden, in dem ausschließlich Wiederholungen aus den 70er und 80er Jahren gezeigt werden, Quincy und Love Boat und Eight is Enough , aber zuerst kommt Ellen Abbott , meine Lieblingssendung!
    Nichts Neues, nichts Neues. Zum Glück hat Ellen keine Angst zu spekulieren, und sie hat eine Reihe von fremden Menschen aus meiner Vergangenheit eingeladen, und alle sagen nur das Beste über mich, sogar diejenigen, die mich nie besonders mochten. Zuneigung nach dem Tode.
    Als es an der Tür klopft, weiß ich, dass es Greta und Jeff sind. Ich stelle den Fernseher aus, und da stehen die beiden auch schon planlos auf meiner Schwelle.
    »Was machst du?«, fragt Jeff.
    »Ich lese«, lüge ich.
    Er stellt einen Sechserpack Bier auf meine Küchentheke, Greta trottet hinterher. »Oh, ich dachte, wir hätten den Fernseher gehört.«
    In den kleinen Hütten sind drei Leute schon eine Menschenmenge. Eine Sekunde blockieren die beiden die Tür, und ein Schwall Nervosität durchschauert mich – warum blockieren sie die Tür? –, aber dann bewegen sie sich, und jetzt blockieren sie meinen Nachttisch. In dem Nachttisch ist mein Geldgürtel, vollgepackt mit achttausend Dollar in bar. Hunderter, Fünfziger und Zwanziger. Der Geldgürtel ist sehr hässlich, fleischfarben und dick. Ich kann unmöglich mein ganzes Geld mit mir herumtragen – deshalb habe ich einen Teil in der Hütte verteilt –, aber ich versuche, das meiste immer bei mir zu haben, und dann ist mir das so bewusst wie einem Mädchen am Strand die Maxibinde. Ein perverser Teil in mir findet Vergnügen daran, Geld auszugeben, weil ich jedes Mal, wenn ich einen Stapel Zwanziger wegnehme, weniger verstecken muss und damit weniger Sorgen habe, dass etwas gestohlen wird.
    Jeff schaltet den Fernseher an, und Allen Abbott – und Amy – tauchen auf. Er nickt und grinst vor sich hin.
    »Willst du das anschauen, schon wieder … Amy?«, fragt Greta.
    Ich bin nicht sicher, ob sie ein Komma benutzt hat: Willst du das anschauen – schon wieder, Amy? oder Willst du wirklich schon wieder Amy sehen?
    »Nee. Jeff, warum holst du nicht deine Gitarre, und wir setzen uns ein bisschen auf die Veranda?«
    Jeff und Greta wechseln einen kurzen Blick.
    »Awww … aber das hier hast du dir angeschaut, oder nicht?«, sagt Greta und deutet auf die Mattscheibe, wo Nick und ich gerade bei einer Benefizveranstaltung zu sehen sind, ich im Abendkleid, die Haare zu einem Knoten aufgesteckt, und so sehe ich mir in meinem jetzigen Look, mit meinen kurzen Haaren, ein ganzes Stück ähnlicher.
    »Aber es ist langweilig«, sage ich.
    »Oh, ich finde das gar nicht langweilig«, widerspricht Greta und wirft sich auf mein Bett.
    Was für ein Dummkopf ich bin, diese Leute in meine Hütte zu lassen, denke ich. Und anzunehmen, ich könnte sie kontrollieren. Denn das sind animalische Kreaturen, die es gewohnt sind, einen wunden Punkt aufzuspüren, jede Schwäche auszunutzen, das sind Geschöpfe, die immer irgendetwas brauchen. Für mich ist das ganz neu. Etwas zu brauchen. Die Leute, die sich Pumas im Garten halten und Schimpansen im Wohnzimmer – bestimmt fühlen die sich auch so wie ich jetzt, wenn ihre lieben Haustiere sie plötzlich anfallen.
    »Hört mal, Leute, würde es euch was ausmachen … mir geht’s nicht so gut. Zu viel Sonne, glaube ich.«
    Sie starren mich überrascht und ein bisschen beleidigt an, und ich frage mich, ob ich mich vielleicht

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